Nacht der offenen Kirchen in Saarwellingen :Ein Abend voller Hoffnung, Besinnlichkeit und Magie
Saarwellingen – Von einem Kunstprojekt zum Mitmachen bis zu einer Zaubershow zum Staunen, von Geselligkeit beim gemeinsamen Essen bis zur stillen Anbetung reichte das Programm der „Nacht der offenen Kirchen“ in Saarwellingen. Passend zum Motto „Vielfalt“ hatten die katholische Pfarreiengemeinschaft sowie die Neuapostolische Kirche Saarwellingen (NAK) am Freitag, 6. Oktober, zu einem abwechslungsreichen Abend in ihren geöffneten Gotteshäusern eingeladen. Rund 400 Menschen waren der Einladung über den Abend hinweg gefolgt.
Was gibt Menschen Hoffnung in dieser Zeit der vielfachen Krisen auf der Welt, aber mitunter auch im eigenen Leben? Wie kann aus Scherben etwas Neues entstehen? Das war Thema der Aktion „Scherben voller Hoffnung“ des Saarbrücker Glaskünstlers Markus Hohlstein in der Kirche St. Blasius in Saarwelligen. Rund hundert Personen nutzten die Gelegenheit, um auf abgeschliffenen Glasscherben ihre Hoffnung niederzuschreiben: Gottes Geist, Liebe, Frieden, Freunde, Fußball, Toleranz waren einige der zahlreichen Antworten. „Wir sammeln heute Hoffnung. Es ist ein erster Anfang. Dann spinnen wir die Idee weiter, was aus den Scherben entsteht“, sagte Hohlstein. Er hatte verschiedene auf diese Weise entstandenen Kunstwerke – darunter ein Kreuz aus Scherben – mitgebracht, die in der Kirche effektvoll leuchteten. Das Projekt kam gut an. „Cool, dass es so viel zum Mitmachen gibt auch für junge Leute. Die Scherben waren bisher das Tollste. Das hatte ich nicht erwartet“, sagte Jule, die in wenigen Wochen in Saarwellingen zur Firmung gehen wird. Auch ihre Freundin Mathilda gefällt die Atmosphäre der „Nacht der offenen Kirchen“: „Hier geht es viel persönlicher zu als in den Gottesdiensten. Heute Abend spürt man richtig den Zusammenhalt.“ Von der Resonanz zufrieden zeigte sich auch Gerhard Maiworm vom Pfarreienrat: „Wir wussten ja nicht, was nach Corona kommt, ob das Interesse noch da ist.“ Vor dem Altar wurde zu Beginn eine Fensterscheibe zerstört: „Die glatte Scheibe steht für die Kirche, so wie sie Gott gedacht hat. Zerstört steht sie für eine kaputte Kirche, die aber erst durch ihre Scherben zum Ebenbild eines jeden Menschen wird, der ebenfalls einen Scherbenhaufen durch sein Leben zieht“, erläuterte Gemeindereferentin Carolin Herrlinger die Symbolik: „Nun stehen beide vor dem Weg: Entweder ertrinken sie oder sie lassen aus den Scherben etwas Neues entstehen.“
Auf das Verbindende schauen
Der Auftakt fand zuvor in der Neuapostolischen Kirche in Saarwellingen zum Thema „Glaube bewegt“ statt. Bei einem interaktiven Kamishibai-Erzähltheater konnten die Besucherinnen und Besucher die biblische Geschichte von der Beruhigung des Sturms auf dem See Genezareth aktiv mitgestalten. „Wir haben uns sehr über die Einladung, bei der ,Nacht der Kirchen‘ mitzumachen, gefreut. Wir sind alle Christen und glauben alle an den dreieinen Gott. Wir haben so viele Gemeinsamkeiten und wollen auf das Verbindende schauen“, sagte der Gemeindeleiter der NAK, Uwe Heuser. Waren die neuapostolischen Christen bisher an der Gestaltung eines Programmpunkts in einer der katholischen Kirchen beteiligt, waren sie in diesem Jahr erstmals selbst Gastgeber.
Vielfalt wird erlebbar
Seit 2011 findet – nur unterbrochen von Corona – alle zwei Jahre in der Pfarreiengemeinschaft die „Nacht der offenen Kirchen“ statt. „Seitdem sind wir eine Pfarreiengemeinschaft und hatten damals die Idee, auf diese Weise beim Zusammenwachsen unsere Kirchen mit ihren Unterschiedlichkeiten gemeinsam kennenzulernen“, sagt Pastor Bernd Seibel. Inzwischen befinden sich die drei Pfarreien der Pfarreiengemeinschaft auf dem Weg zur Fusion zu einer Pfarrei – auch danach soll vielfältiges kirchliches Leben möglich sein. „Aber wir wollen bei dieser Gelegenheit auch eine alternative Form der Begegnung mit Kirche bieten und unsere Vielfalt zeigen“, erläutert Seibel.
Dass diese Vielfalt in kirchlichen Räumen möglich ist, bewies der nächste Programmpunkt: Illusionist Maxim Maurice zeigte in St. Bartholomäus in Schwarzenholz einen Ausschnitt seiner magischen Bühnenshow, mit der er sonst große Hallen füllt. Warum schwebt der Tisch in der Luft und wie fällt das Kartenspiel – scheinbar durch Zauberhand – plötzlich in den Sack?, rätselte das Publikum in der gut gefüllten Kirche. Rasanter ging es zu, als Maxim Maurice mit einer Art Laubbläser einen Ballon aufblies und darin mit dem Kopf verschwand. „Ein Zauberer bringt auch Erwachsene ins kindliche Staunen hinein. Dieses Staunen ist eigentlich genau das, was Kirche mit ihrer frohen Botschaft auch auslösen möchte“, sagte Carolin Herrlinger, „wie man sich beim Magier fragt, wie er das bloß hingekriegt hat, stelle sich diese Frage auch bei Gott: Wie hat er die Welt erschaffen und seinen Sohn geschickt? Die Antwort dafür gibt der Glaube.“
Teils mit einem gemieteten Bus, teils in privaten Fahrgemeinschaften zogen die Besucherinnen und Besucher anschließend zum Taizé-Gebet in der Kirche Maria Königin in Obersalbach weiter. Den Abschluss bildete um 22 Uhr eine Eucharistiefeier in St. Marien Reisbach unter dem Motto „Diese Nacht lege ich in deine Hände“, die „Nacht der offenen Kirchen“ klang mit einem kleinen Umtrunk aus.