Das Café Exodus in Saarbrücken :Ein Café zum Mitmachen und Mitbestimmen
Saarbrücken – Mit Beginn des neuen Schuljahrs hat auch das Café Exodus in der Innenstadt von Saarbrücken, ganz in der Nähe zum Rathaus wieder seine Türen geöffnet. Seit vielen Jahren ist das Café Anlaufpunkt für Schüler und Jugendliche; ein Ort, an dem sie sich nicht nur in einer geschützten Atmosphäre treffen und abhängen können, günstige Getränke und immer ein offenes Ohr finden. Hier dürfen sie auch selbst Verantwortung übernehmen.
In verschiedenen Arbeitskreisen (AK) tun sich die Jugendlichen zusammen, um Themen, die sie interessieren auf ihre selbst erwählte Art und Weise umzusetzen. So gibt es beispielsweise den AK Café, der kulinarische Abende im Café Exodus organisiert. Die Jugendlichen suchen sich Rezepte heraus und kochen gemeinsam für sich und andere. Der AK Film organisiert neben Filmabenden auch den Kurzfilmwettbewerb „Bandsalat“. Der größte Arbeitskreis ist aber der AK Rock, der schon seit 18 Jahren während des Saarbrücker Altstadtfests die Rockwiese hinter der Hochschule für Musik organisiert.
„Ich bin jedes Jahr aufs Neue begeistert, was in jungen Menschen drinsteckt“, sagt Hannan Chalabi, die seit drei Jahren hauptamtlich im Café Exodus arbeitet. „Ich finde es sehr bedeutsam, dass junge Menschen sich ehrenamtlich so für eine Sache aufopfern können. Die Rockwiese ist das Event! Dafür wird alles stehen und liegen gelassen, dafür nimmt man sich Urlaub, da konzentriert man sich nur auf die Rockwiese.“ Die Hauptamtlichen, Hannan Chalabi als pädagogische Fachkraft und Maximilian Schmitt, Gemeindereferent und Leiter des Cafés kümmern sich vor allem um die bürokratischen Dinge: Sie stehen in Kontakt mit den Verantwortlichen der Stadt und erstellen beispielsweise die Lage- oder Fluchtpläne. Um die Inhalte des AK Rock kümmern sich dagegen die Jugendlichen.
Die Vorbereitungen für die nächste Rockwiese laufen meistens noch während des Altstadtfests an. „Wir fangen schon am Freitag, wenn das Altstadtfest beginnt, an rum zu spinnen: ‚Man könnt doch nächstes Jahr mal…‘“, erzählt Chris Kolb, der selbst gar kein Schüler mehr ist. Er ist mittlerweile Elektriker-Meister, aber immer noch regelmäßig im Café Exodus und schon seit vielen Jahren Mitglied im AK Rock. „Wir überlegen schon direkt, was wir anders machen könnten als beim letzten Mal“, erklärt er, „Wir tragen auch Ideen zusammen, was cool wäre und wir noch gar nicht gemacht haben. Dann denken wir drüber nach, was ist realisierbar und versuchen das umzusetzen.“ Ideen gibt es jede Menge: Zum Beispiel Festival-Bändchen, die mit etwas Vorlauf auch realisierbar waren und seit zwei Jahren fest zur Rockwiese dazugehören.
Einer der wichtigsten Punkte während der Vorbereitung ist die Auswahl der Bands. Die freien Plätze an den drei Tagen des Altstadtfestes werden jedes Jahr öffentlich ausgeschrieben. „Die Bands bewerben sich und wir suchen zusammen aus, wer ist gut, wer ist schlecht und wer darf spielen“, erläutert Chris das Verfahren. Zwischen 50 und 100 Bands, in manchen Jahren sogar 200 Bands aus ganz Deutschland, aber auch aus Luxemburg oder Frankreich bewerben sich. Besonderer Fokus liegt dabei aber vor allem auf Nachwuchsbands, oder Bands, die rein weiblich besetzt sind. Außerdem versuchen die Jugendlichen auch die Partnerstädte Saarbrückens mit einzubeziehen: 2018 waren sowohl eine Band aus dem französischen Nantes und eine aus der Hauptstadt Georgiens, Tiflis dabei. Dass der Städtepartnerschaft in der Jugendarbeit ein solcher Stellenwert eingeräumt wird, darauf ist das Café Exodus besonders stolz. Die Partnerschaft mit den beiden Städten soll zukünftig noch weiter ausgebaut werden.
„In den letzten Jahren sind wir auf jeden Fall professioneller geworden“, blickt Hannan zurück. „Wir bemühen uns jedes Jahr, das, was gut und was schlecht gelaufen ist, zu reflektieren.“ Dafür wird die erste Sitzung des AK nach der Rockwiese genutzt. Wenn jemandem etwas aufgefallen ist, dann schreiben sich die Jugendlichen und die Hauptamtlichen das auf und versuchen Lösungen zu finden, wie man es beim nächsten Mal besser machen kann. Das fängt bei den T-Shirts an, die alle bekommen, die bei der Rockwiese mithelfen, und die während des Altstadtfests auch verkauft werden. „Wir hatten alte T-Shirts gefunden, weiße blanko Shirts, auf die mit Edding ‚Rockwiese Exodus‘ draufgeschrieben wurde“, erzählt Gemeindereferent und Leiter des Café Exodus, Maximilian Schmitt. Mittlerweile sind es T-Shirts aus Öko-Baumwolle, die professionell bedruckt werden.
Für Schmitt war es die erste Rockwiese, die er als Leiter miterleben durfte. „Ich bin total begeistert von dem AK, allen Helfern und den Exoduslern, wie sie das gemeistert haben. Großen Respekt für die tolle Zusammenarbeit!“ Für ihn sei es besonders beeindruckend, wie viele Gruppen durch die Rockwiese erreicht werden: „Die jungen Musiker, denen wir eine Möglichkeit geben zu spielen, den Jugendlichen, denen wir ermöglichen, quasi ein kleines Festival zu organisieren und die eine Möglichkeit haben, sich in der Stadt zu engagieren.“ Darin steckt für den Gemeindereferent auch die Christliche Haltung des Café Exodus. Nicht nur stehe man den Jugendlichen und allen, die bei der Rockwiese mithelfen und am Altstadtfest vorbeikommen mit einer großen Offenheit und einem offenen Menschenbild gegenüber, „wir befähigen ja auch junge Menschen und junge Musiker zu Teilhabe und bieten ihnen die Möglichkeit, sich einzubringen – theologisch würde man sagen, wir ermöglichen eine Menschwerdung oder Selbst-Werdung“, erklärt er. „Das ist auch im Sinne des Evangeliums zu sehen: Wer bin ich? Was hab ich hier für einen Auftrag in der Welt? Und was kann ich für die Gesellschaft oder das größere Ganze beitragen, um die Welt ein Stück besser oder schöner zu machen?“
Das Café Exodus ist Montag, Dienstag und Donnerstag von 13.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet, Mittwoch von 14.00 Uhr bis 21.00 Uhr und Freitag von 13.00 Uhr bis 22.00 Uhr. Die Arbeitskreise treffen sich in der Regel Mittwochabend, oder nach Absprache. Jugendliche, die im Café Exodus und den AKs mitmachen möchten, sind jederzeit herzlich willkommen.
Weitere Informationen: www.cafe-exodus.de oder facebook.com/CafeExodus
Dominik Holl