Katholische KiTa gGmbH Saarland verabschiedet ersten kaufmännischen Geschäftsführer Rainer Borens:Ein Pionier der Kita-Landschaft geht in den Ruhestand
Wallerfangen/Dillingen – Bei der Katholischen KiTa gGmbH Saarland geht eine Ära zu Ende: Nach 24 Jahren als kaufmännischer Geschäftsführer hat Rainer Borens zum 1. Juni die Leitung an seine Nachfolgerin Julia Selzer übergeben. Der 64-Jährige stand seit der Gründung der Katholischen KiTa gGmbH Saarland am 1. August 2000 an der Spitze des inzwischen größten saarländischen Kita-Trägers. Mit der pädagogischen Geschäftsführerin Judith Kost bildete er das Leitungs-Duo. Vertreter des Bistums Trier, der Kommunalpolitik, von Verbänden sowie Kita-Leitungen haben den Diplom-Betriebswirt aus Mettlach am Freitag, 21. Juni, mit einer Feier und einem Wortgottesdienst im Garten der Villa Fayence in Wallerfangen verabschiedet.
„Sie haben die Gesellschaft in 24 Jahren hoch engagiert, sehr souverän, sehr kollegial mit Thomas Schmitz und in den letzten Jahren mit Judith Kost geführt, gesteuert und geprägt. Dabei sind Sie immer sehr bodenständig und nahbar geblieben“, würdigte Matthias Struth, der seit einem Jahr im Bischöflichen Generalvikariat den Bereich Kinder, Jugend und Bildung leitet, das Wirken Borens‘. „Als Sie anfingen, starteten Sie ein Wagnis. Sie haben die katholischen Kindertageseinrichtungen aus kirchengemeindlicher Trägerschaft in eine neue größere und professionelle Trägerstruktur überführt“, so Struth. Mitte der 1990er Jahre gab es auf Bistumsebene erste Überlegungen, eine neue Trägerstruktur für den Kitabereich zu entwickeln und die Betriebsträgerschaft von den örtlichen Kirchengemeinden in einer neuen Gesellschaft zu bündeln, in der die Kirchengemeinden Mitgesellschafter sind. Heute sei die Katholische KiTa gGmbH Saarland allgemein anerkannt. Zu Beginn habe es jedoch auch „kritische Beobachtungen und Skepsis“ gegeben. „Sie waren gemeinsam mit Ihren Kolleginnen und Kollegen in Trier und Koblenz, dem Steuerungsbüro, den Aufsichtsräten und den ersten Gesellschaftern die Pioniere in Deutschland“, so Struth. Inzwischen hätten bundesweit viele Diözesen und auch kommunale Träger die Struktur der Trägergesellschaft übernommen.
Gestartet mit 30 Einrichtungen und 279 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, waren nach der Modellphase am 1. Januar 2003 66 Einrichtungen mit an Bord. 2017 wechselten die letzten Kitas in die Zuständigkeit der Katholischen KiTa gGmbH Saarland, der heute 154 Einrichtungen angehören. Rund 3400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich um das Wohl von etwa 13.500 Kindern. Pro Jahr erwirtschaftet sie als Kapitalgesellschaft einen Umsatz von 146 Millionen Euro. „Bei aller kaufmännischer und verwaltungsmäßiger Fachexpertise ging es Ihnen immer um das Wohl der Kinder in den Kitas“, betonte Struth. Unter der Federführung von Rainer Borens wurden einheitliche Elternbeiträge in der Gesellschaft eingeführt, ebenso wie eine Gesamtmitarbeitervertretung. In den letzten 24 Jahren hätten sich die Rahmenbedingungen für Kindertageseinrichtungen gesellschaftlich und politisch komplett gewandelt, bilanzierte Struth. Stand die Katholische KiTa gGmbH 2004 wie andere Träger angesichts sinkender Kinderzahlen vor der Frage, wie ein Abbau von Kita-Plätzen und der damit notwendige Stellenabbau sozialverträglich umgesetzt werden kann, führten der Ausbau von Ganztagesplätzen, die vermehrte Nachfrage nach U3-Betreuung und der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz nur ein Jahr später zu der entgegengesetzten Entwicklung.
„Ich habe mich bis zuletzt wohl in der Rolle gefühlt und gehe mit viel Wehmut“, sagte der scheidende Geschäftsführer und dankte allen Kolleginnen und Kollegen sowie Partnern in den Kommunen, Landkreisen sowie der Landespolitik. „Ich bin dankbar über die Chance, am Aufbau der neuen Trägergesellschaft mitgewirkt zu haben“, sagte Borens, der seit 1985 für das Bistum Trier arbeitet und durch seine Arbeit als Leiter der Rendantur in Merzig mit der Zusammenarbeit mit Kirchengemeinden, staatlichen Stellen und Bistumsverwaltung vertraut war. Ein Qualitätsmanagement, die gesetzliche Finanzierung von Gesamtleitungen und Hauswirtschaftskräften sowie die Praxisintegrierte Ausbildung zum Erzieher (PiA)und die Öffnung der Einrichtungen für sogenannte profilergänzende Kräfte, also Personal mit anderem beruflichem Werdegang, nannte er als inhaltliche Wegmarken. Die Aufnahme von geflüchteten Kindern in Folge der Kriege in Syrien und der Ukraine sei gemeinsam mit Politik und anderen Kita-Trägern gut geglückt. Als größte Herausforderung seines Berufslebens bezeichnete Borens die Corona-Pandemie. „Ständig gab es neue Richtlinien. Meistens freitagnachmittags“, erinnert sich Borens. Über das Wochenende mussten Eltern und Mitarbeitende über neue Bestimmungen informiert werden. In seinem Ruhestand will der Mettlacher weiterhin kommunalpolitisch aktiv und in Vereinen und Organisationen engagiert bleiben. Mehr Zeit will er nun Freunden, Familie und seinen drei Enkeln widmen.
„Du wirst uns fehlen“, bekannte die pädagogische Geschäftsführerin Judith Kost. Der Kollegenkreis schätze an Borens besonders seine freundliche Art und seinen Blick für das soziale Miteinander. Sein Ziel sei es stets gewesen, bessere Rahmenbedingungen für die Mitarbeitenden zu ermöglichen.
Seine Nachfolgerin ist Julia Selzer. Die 38 Jahre alte Losheimerin arbeitet seit acht Jahren für die Katholische KiTa gGmbH Saarland und war zuvor kaufmännische Assistentin der Geschäftsführung. Zuvor war die Diplom-Volkswirtin in der saarländischen Wirtschaftsförderung tätig. „Ich freue mich sehr auf die neue Aufgabe. Es sind große Fußstapfen, die es zu füllen gilt. Rainer Borens hat die Trägergesellschaft mit Hingabe und Weitblick geführt“, sagte Selzer. Die Herausforderungen in der Kita-Landschaft seien heute andere als im Jahr 2000. Allen voran der Fachkräftemangel.