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CoWorking in Sinzig ist Anlaufstation für Betroffene, Helfer und Seelsorge:Ein Treffpunkt für alle

Informationen, etwas zu Essen und Seelsorge: CoWorking in Sinzig ist Anlaufstation für Betroffene, Helfer und Seelsorge
Melanie Brücken (rechts) und Jenny Fleischer haben ihren Co-Working-Space für Betroffene und Helfer geöffnet. In der Bildmitte Anas Alakkad, ehrenamtlicher Rettungssanitäter beim DRK (Foto: J. Fröder/Bistum Trier)
Datum:
10. Aug. 2021
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Sinzig – Mit einem spontanen Aufruf auf ihrer Facebook-Seite am zweiten Morgen nach der Hochwasserkatastrophe zum Frühstück und dem Angebot, Arbeitsplätze und PCs kostenlos zur Verfügung zu stellen, fing alles an: Die Büroräume von CoWorking Sinzig wurden kurzerhand zu einem Treffpunkt für Betroffene, Anwohner und Helfer. Hier gibt es Informationen, etwas zu Essen und Seelsorge.

Melanie Brücken hat Anfang 2020 das CoWorking in Sinzig gegründet; nun wollte ihre Freundin Jenny Fleischer das Angebot mit einem Café ergänzen. Das Ziel der zwei Frauen ist es, Menschen zusammenzubringen und ihnen einen Raum zu bieten, wo sie gemeinsam arbeiten und sich austauschen können – das machen sie auch jetzt, indem sie Hilfsangebote und -gesuche koordinieren, Essen rausgeben und zuhören.

Viele Netzwerke werden gesponnen und jeder trägt etwas zum Gelingen bei. So wird der Treffpunkt auch von Seiten der Seelsorge im Bistum Trier begleitet. „Es ist immer ein Seelsorger oder eine Seelsorgerin vor Ort“, erklärt Wolfgang Henn, der vor seinem Ruhestand Dekanatsreferent im Dekanat Remagen-Brohltal war und als Notfallseelsorger im Einsatz ist. Das Pfarrheim biete sich für solch einen spontanen Treffpunkt nicht an, da es eher dezentral liege, das hat die Leiterin des Kirchencafés, Claudia Henn, schnell festgestellt „Daher sind wir jetzt in der Bachovenstraße 3“, berichtet sie. Melanie Brücken ist froh über diese Unterstützung. „Viele sitzen hier und weinen einfach“. Da sei es gut, wenn jemand Zeit zum Zuhören habe. Die Caritas möchte hier auch ein Fluthilfebüro einrichten.

Geflüchtete helfen in den Hochwassergebieten

Zum festen Stamm an Besuchern zählen Geflüchtete. Anas Alakkad aus Saarbrücken hat eine Facebook-Gruppe gegründet mit dem Namen „Syrische Freiwillige in Deutschland“. Die mehr als 4000 Mitglieder kommen mittlerweile auch aus anderen Ländern wie Ägypten oder dem Irak. Rund 25 Personen sind jeweils vor Ort und schlafen in einem ehemaligen Bürogebäude neben dem CoWorking. Sie werden von Melanie Brücken und Jenny Fleischer versorgt. „Sie alle wollen etwas Gutes für Deutschland tun, denn sie fühlen sich als Teil der Gesellschaft“, erklärt Alakkad, der ehrenamtlicher Rettungssanitäter beim DRK ist. „Sie empfinden es als ihre Verpflichtung, etwas zu tun“. Viele von ihnen hätten momentan Urlaub, Ferien, warteten auf den Beginn ihrer Ausbildung oder seien arbeitslos. Er selbst ist seit drei Wochen in Sinzig. Ab Oktober absolviert er ein Auslandssemester innerhalb seines Studiums der Business Administration. Seine Klausuren wird er im nächsten Semester nachholen müssen, denn er schaufelte während der Prüfungsphase mit Geflüchteten und Deutschen Schlamm aus Häusern, von Straßen und auch aus der Rosenkranzkirche in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Dadurch verpasste er auch eine wichtige Rückmeldephase seines Stipendiums. Ob er trotzdem weiterhin die Förderung erhält, weiß er nicht.

Alakkad hat gemeinsam mit den beiden Frauen ein digitales Formular entworfen, um Hilfsgesuche und -angebote zu koordinieren. „Wir werden immer organisierter“, sagt Jenny Fleischer und lacht. Vorher hätten sie das alles am Telefon aufgenommen oder die Menschen hätten es auf Papier geschrieben und an das Schaufenster geklebt. Diese Zettelwirtschaft sei jetzt aber weitestgehend vorbei. Nur noch ein paar große Plakate mit den wichtigsten Hinweisen hängen dort: „Waschsalon im HoT“, „Toilette: Hier“ und wo sich die nächste Erste-Hilfe-Station befindet. Was dort nicht angeschlagen steht, aber trotzdem dringend benötigt wird, ist ein Kleinbus, mit dem die Helferinnen und Helfer in die Katastrophengebiete fahren können. Bislang hatten sie einen von der Katholischen Studierenden Jugend (KSJ), doch dieser muss nun wieder zurück nach Trier.

Die Räume von CoWorking befinden sich in der Bachovenstraße 3 in Sinzig; ab 9 Uhr gibt es Frühstück für Helfer und Betroffene. Weitere Infos gibt es auch auf der Facebook-Seite @CoWorkingSinzig und telefonisch bei Melanie Brücken unter 0160 6079133.
(jf)