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Theo-Talk:Ein epochales Ereignis in Trier

Hoher Besuch aus Rom beim Theo-Talk: Monsignore Prof. Dr. Stefan Heid, Direktor des Römischen Instituts der Görres-Gesellschaft (RIGG), hat über „Trier und Rom – von Archäologen und Prälaten“ gesprochen.
Humorvoll berichtet Professor Dr. Stefan Heid (Mitte, flankiert von Katharina Zey-Wortmann und Samuel Acloque) von seiner Arbeit im Römischen Institut der Görres Gesellschaft.
Datum:
15. Jan. 2025
Von:
Rolf Lorig/Paulinus Wochenzeitung im Bistum Trier

Trier. Gleich neben dem Petersdom am Campo Santo Teutonico befindet sich der Sitz des 1888 gegründeten RIGG. Das ist ein Wissenschaftszentrum für die Erforschung der Geschichte der Kirche, der christlichen Archäologie und des christlichen Kulturerbes. 

Die in Bonn beheimatete Görres-Gesellschaft selbst wurde bereits 1876 von einer Gruppe katholischer Forscher und Publizisten ins Leben gerufen. Das christliche Menschenbild und die christliche Ethik prägen die Arbeit ihrer Mitglieder. Heute ist die Gesellschaft eine der ältesten deutschen Wissenschaftsgesellschaften, die auf eine große Zahl bedeutender Gelehrter als Mitglieder zurückblicken kann. 

Neben seiner Tätigkeit als Institutsdirektor leitet der Theologe und Historiker Stefan Heid seit 2020 als Universitätsrektor das „Pontificio Istituto di Archeologia Cristiana“. Das 1925 gegründete „Päpstliche Institut für christliche Archäologie“ ist laut Heids Angaben eines von drei akademischen Instituten, die der Heilige Stuhl unterhält und finanziert. 

Für den gebürtigen Hessen gibt es eine sehr bedeutende Beziehung „zwischen Rom, der ewigen Stadt, und Trier, dem Rom des Nordens und älteste Stadt Deutschlands“. Studienfahrten zu christlich-archäologischen Stätten etwa führten auch nach Trier zu den Kollegen im Museum am Dom. Eine weitere Verbindung habe sich über ein Personenlexikon zur Christlichen Archäologie ergeben, das Heid auf das Anraten von Professor Erwin Gatz, Rektor des Campo Santo Teutonico, erstellte. Von Trier aus unterstützte Historikerin Hiltrud Merten diese Arbeiten. Das führte dazu, „dass in diesem Lexikon einige nicht mehr lebende christliche Archäologen“ vertreten sind. Als Beispiele nennt der Referent den Gründer des Trierer Diözesanmuseums, Johannes Wiegand, den Theologen und Archivar Alois Thomas sowie den Bistumsarchäologen Theodor Konrad Kempf.

Die „Christliche Archäologie“ umfasse vor allem „die Archäologie der ersten sechs, sieben christlichen Jahrhunderte“, erklärt der Rektor. Nicht alles müsse dabei christlich sein, was auch für die Archäologen und Professoren gelte. Daher sei vor einigen Jahrzehnten die Bezeichnung „Christliche Archäologie“ durch „Archäologie der Spätantike“ ersetzt worden.

Ein Forschungsschwerpunkt komme der Konstantinischen Epoche zu. Der Koblenzer Historiker Klaus Martin Girardet vertrete die Überzeugung, so Heid, dass in den Jahren 310/311 in Trier die Hinwendung von Kaiser Konstantin zum Christentum erfolgte. „Für die Kirchengeschichte hat damit in Trier ein epochales Ereignis stattgefunden – eine Meinung, die ich für sehr plausibel halte und der ich mich anschließe.“

Aus Sicht der Archäologen habe der Zweite Weltkrieg neben viel Leid auch viele Erkenntnisse gebracht. Da zahlreiche Kirchen durch Bomben zerstört wurden, hätten sich den Archäologen in den Trümmern völlig neue Einblicke und Erkenntnisse offenbart. In Abwandlung eines Begriffes des Kunsthistorikers Horst Bredekamp könne man hier von „einer produktiven Zerstörung“ sprechen. In vielfacher Weise hätten die Ruinen die frühchristlichen und mittelalterlichen Kerne freigelegt – „das war ein Eldorado der Wissenschaft“. 

Eine Premiere beendete den Abend: Professor Stefan Heid lud den „Theo-Talk“ für 2026 nach Rom ein. Die Veranstaltung solle dort in den Räumen des Görres-Institutes stattfinden. Wer an der Fahrt teilnehmen möchte, kann ab sofort per E-Mail an katharina.zey-wortmann@bgv-trier.de sein Interesse anmelden.