Zum Inhalt springen

Filialkirche Heilig Kreuz in Dellhofen profaniert:Ein letztes Geläut

Die Filialkirche Heilig Kreuz in Dellhofen wurde profaniert. Der Kirchturm wird als Gebetskapelle ausgebaut.
Dechant Hermann-Josef Ludwig (rechts) verliest das Dekret des Bischofs. Im Hintergrund ist Pfarrer Christoph Bretz zu sehen. Foto: Bistum Trier/Claudia Jörg
Datum:
27. Okt. 2020
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Dellhofen – Auch wenn der Glockenturm erhalten bleibt, läutet er an diesem Abend das Ende einer Ära ein. Ein letztes Mal ertönt die Orgel. Dass die Tür des Hauptportals der Filialkirche in Dellhofen sich nicht öffnen lassen will, wirkt für so manchen Anwesenden wie ein Fingerzeig. Staub auf den Bänken, kahle Wände. Schatten zeigen wo Kreuzweg, Skulpturen, Bilder und Fahnen hingen. In den historischen Turm wird eine Gebetskapelle eingerichtet. An der Stelle des Kirchenschiffs wird ein Mehrzweckraum durch die Zivilgemeinde entstehen.

Schon seit November 2015 fanden in der Kirche Heilig Kreuz keine Gottesdienste mehr statt, denn das Kirchenschiff aus den 1960er-Jahren ist sanierungsbedürftig und das Dach einsturzgefährdet. „Ich bin heute nicht gerne hier“, begrüßt Dechant Hermann-Josef Ludwig die Gemeinde. „Es ist ein seltsamer Tag. Gleich feiern wir Erntedank und jetzt die Profanisierung eurer Kirche“. Es sei eigentlich eine Bischofsaufgabe, der er nachkommen werde, betont er.

Die wichtigste Aufgabe ist, das Dekret des Bischofs öffentlich zu verlesen. Es besagt, dass die zuständigen Stellen wie Pfarrgemeinderat, Verwaltungsrat und Priesterrat gehört wurden und gemäß des Kirchenrechts der Entwidmung zugestimmt haben und somit „die katholische Kirche Heilig Kreuz in Dellhofen für profan erklärt wird.“ Dadurch verliert die Kirche ihre Weihe. Ein abschließender Gottesdienst ist aufgrund der Mängel im Kirchenschiff nicht mehr möglich gewesen. Der Volksaltar wird an diesem Abend geöffnet und auf mögliche Reliquien hin überprüft. Das Allerheiligste wird entnommen und aus der Kirche getragen. Erinnerungen so mancher Anwesenden werden dabei wach: „Als sie eingeweiht wurde, habe ich die Messe gedient“ oder auch Enttäuschungen, wie die der stellvertretenden Küsterin: „Was haben hier viele Messdiener geholfen, nun haben sie fast alle aufgehört“.

Die Gläubigen haben Sorge, nicht nur ihr Gotteshaus zu verlieren, sondern auch den Mittelpunkt des Dorfes. Das Gemeindeleben hatte durch die Schließung der Kirche einen Einbruch erlebt. Ludwig verweist dabei auf den geplanten Anbau an den neugotischen Glockenturm, der in Zukunft Andachten und Zusammenkünfte ermöglichen soll. Kritik ist in den Gesprächen rund um die Kirche zu hören: Es sei versäumt worden, frühzeitig die notwendigen Reparaturen vorzunehmen. Man habe es von Anfang an reinregnen lassen. Sehenden Auges habe man die Probleme ignoriert, Wartungen und Reparaturen wurden versäumt, Empfehlungen von Handwerkern überhört. 1961 war die wiedererbaute Kirche – ermöglicht durch viele Spenden - eröffnet worden. Jeder habe gegeben, was er konnte. Einige, die mit harter Arbeit auch aus dem Weinbau dies finanziert haben, leben noch, erzählen die Anwesenden.

Dem Abriss freigegeben, hinterlässt die Gemeinde offene Türen zu einem fast leeren Gebäude. In einer gemeinsamen Prozession folgen die Gläubigen dem Allerheiligsten zum Erntedankgottesdienst in der Rheinhöhenhalle.

(red)