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Café Exodus in Saarbrücken wird 30:"Ein unverzichtbarer Ort"

Im Café Exodus ist die Jugendkultur in Saarbrücken zu Hause: Mit einer Party und einem Konzert haben Jugendliche vergangenen Samstag den 30. Geburtstag ihres „Exos“ gefeiert.
Party mit Prosecco und Pepsi
Datum:
30. Sept. 2024
Von:
Ute Kirch

Saarbrücken – Im Café Exodus ist die Jugendkultur in Saarbrücken zu Hause und das seit nunmehr 30 Jahren: Mit einer Party und einem Konzert haben Jugendliche vergangenen Samstag (28. Oktober) den Geburtstag ihres „Exos“ gefeiert. Mit 30 ist das Café Exodus in Trägerschaft des Bistums Trier zwar schon etwas älter als seine Besucherinnen und Besucher – das Angebot richtet sich an 13- bis 27-Jährige. „Aber das Exodus ist jung geblieben und hat junge Gesichter, die genau so engagiert sind wie vor 30 Jahren“, sagt Gemeindereferent Maximilian Schmitt, der gemeinsam mit Eva Naumann das Exodus leitet.

Gegründet wurde das Café Exodus 1994 von der katholischen Jugendarbeit in Saarbrücken – ursprünglich als Schülerzentrum, damit die Jugendlichen nach Schulschluss um 13 Uhr einen Anlaufpunkt haben und nicht in der Stadt herumlaufen, blickt Schmitt zurück. Doch mit Ganztagsschule und Nachmittagsbetreuung seien heute die Bedarfe andere. Das Café sei zu einem wichtigen Ort außerhalb der Schulwelt geworden, einem Ort, wo sie nicht bewertet würden. „Das Café Exodus ist mehr als ein normaler offener Treff, er ist in Teilen eine große Familie. Es hat viele durch die Pubertät zum Erwachsenwerden geführt, durch Krisen und Herausforderungen“, sagt Eva Naumann. Vieles sei in drei Jahrzehnten ins Leben gerufen worden, etwa Konzerte, gemeinsame Wochenenden, Zeltlager oder der Austausch mit jungen Leuten in Georgien.

"Ort der Offenheit, Toleranz und Gemeinschaft"

Ein Ständchen für das Geburtstagskind: Die Aktiven hatten ein Lied gedichtet.

Der Termin für die Feier war bewusst gewählt: Vom 23. bis 29. September ruft die Bundesarbeitsgemeinschaft Offene Kinder- und Jugendarbeit e.V. zu den „Tagen der OKJA 2024“ auf. In dieser Woche laden zahlreiche Jugendzentren, Jugendhäuser, offene Treffs und andere Einrichtungen ein, um ihre Angebote vorzustellen und zu zeigen, wie sie zu einer demokratischen und bunten Gesellschaft beitragen.

 

Wie viel den jungen Erwachsenen – aktuell stellen die 20-Jährigen die größte Besuchergruppe – ihr „Exo“ bedeutet, wurde aus den zahlreichen Beiträgen der Jubiläumszeitung deutlich. „Im Café Exodus habe ich gelernt, dass ich das Leben in der Gesellschaft aktiv mitgestalten kann und dass ich und mein Engagement einen Unterschied machen kann“, schreibt etwa Pascal. Seit kurzem dabei ist Sabse: „Ich habe einen Safespace gefunden, zu dem ich mich endlich mal zugehörig fühle und in dem niemand jugded (beurteilt).“ Aber auch Ehemalige, von denen viele zur Feier gekommen waren, blicken zurück, etwa Katharina: „Es war ein wichtiger Lebensmittelpunkt für mich und hat mich durch einige Lebenstiefen so getragen, das die Tiefen nicht sehr tief waren.“

Zu den Gratulanten gehörten neben Vertretern des Bistums auch Regionalverbandsdirektor Peter Gillo, Bürgermeisterin Barbara Meyer sowie Abgeordnete des Saarbrücker Stadtrats. Stellvertretend für den Träger gratulierte Kai Wichmann, Teamleiter Jugendeinrichtungen beim Bistum Trier: „Ich bin beeindruckt vom hohen Engagement der Ehrenamtlichen hier. Das zeichnet das Café Exodus aus.“ Die offene Kinder- und Jugendarbeit stehe in vielen Kommunen aufgrund leerer Kassen auf der Kippe. „Doch die offenen Jugendeinrichtungen wie das Café Exodus sind auch in Zukunft wichtig. In ihnen wird Demokratie gelebt und gelehrt“, sagte Wichmann.

Auf der Kippe stand auch zeitweise die Zukunft des Café Exodus, als das Bistum 2010 nicht mehr die Finanzen allein stemmen konnte. Die Jugendlichen kämpften für ihr Café und hatten am Ende Erfolg: Seit 2014 sind der Regionalverband Saarbrücken und die Landeshauptstadt in die Finanzierung eingestiegen. Die Trägerschaft verblieb beim Bistum. Auch der neu gegründete Förderverein verpflichtete sich, jährlich einen festen Betrag beizusteuern.

„Das Exodus ist ein Ort der Offenheit, Toleranz und Gemeinschaft, in der wir uns frei entfalten, freuen und diskutieren können. Hier ist ein Platz für alle, hier darf Neues entstehen. Es ist ein Ort, den wir alle mitgestalten“, sagten die Vorsitzenden des Fördervereins Annika Wilt und René Jung, „das Café Exodus ist ein unverzichtbarer Ort.“ Sie erinnerten in ihrer Rede auch an Martin Bauer, den ersten Leiter des Café Exodus, der 2015 unerwartet und plötzlich verstarb. „Martin hat den Geist des Ortes geprägt, als einen Ort, wo man sich wohlfühlt und wo man bleiben will. Durch Martin haben wir erfahren, was Verantwortung übernehmen heißt, ohne von ihr erdrückt zu werden.“

Geburtstagsfeier am Bolivienfreundschaftstag

Die Hauptamtlichen: Eva Naumann und Maximilian Schmitt

Von Anfang an bestimmen Jugendliche mit – von der Raumgestaltung bis zur Auswahl der Getränke. Ein Schwerpunkt ist der offene Treff als Ort zur Freizeitgestaltung. Zum anderen können Jugendliche ihre Ideen in Projekten und Veranstaltungen umsetzen. Dazu organisieren sie sich im gewählten Leitungsteam und den Arbeitskreisen. So bot etwa der AK Film Nachwuchsregisseuren eine Leinwand, im AK „Nerd“ dreht sich alles um Spiele, Gaming und Roleplay, der AK Café gestaltete das Café nachhaltig und der AK Rock organisiert seit 22 Jahren die Rockwiese auf dem Altstadtfest. Seit einiger Zeit bildet die Antidiskriminierungsarbeit einen neuen Schwerpunkt: Die Exodusler*innen beteiligen sich an den Wochen gegen Rassismus sowie mit einem Stand am CSD SaarLorLux. In den letzten Jahren sei das Exodus auch verstärkt Anlaufstelle für Jugendliche und junge Erwachsene geworden, die sich der LGBTIQA+ Community zurechnen, sagt Maximilian Schmitt.

Monatelang hatte eine Projektgruppe die Feier vorbereitet und unter anderem für das Angebot an einem Merchandise-Stand mit Exodus-Fanartikeln gesorgt: selbst designte Socken, Kappen, Sticker und T-Shirts und nicht zuletzt die Jubiläumszeitung mit vielen Fotos, Berichten und Fun-Facts über das Café und seine Besucher. Da die Geburtstagsfeier auf den Bolivienfreundschaftstag des Bistums fiel, hatte Leonel, der Bundesfreiwilligendienstleistende aus Bolivien, Empanadas gebacken. Nach der offiziellen Feier setzten die Jugendlichen die Party im benachbarten Juz in der Försterstraße fort, wo der AK Rock ein Konzert mit vier Bands organisiert hatte.

30 Jahre Café Exodus:Das Exodus ist jung geblieben

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