Eine Komposition zum Geburtstag der Schwalbennestorgel
Trier - „Die Schwalbennestorgel ist verglichen mit anderen Orgeln schon etwas besonderes. Sie sieht phantastisch aus und ist von der Registerabstimmung so geschickt gemacht, dass ich Barockmusik genauso gut spielen kann wie französische und deutsche Romantik.“ Josef Still, seit 1994 Domorganist in Trier, ist nach wie vor begeistert von „seinem“ Instrument. Fast täglich musiziert er im Dom, spielt in Gottesdiensten an Werk- und Festtagen und in den inzwischen zur Tradition gewordenen Konzerten.
Mit Domkapellmeister Thomas Kiefer hatte Still den runden Geburtstag der Klais-Orgel „früh auf dem Schirm“. Die beiden Musiker sammelten Ideen, wie das Instrument würdig und in feierlichem Rahmen zur Geltung gebracht werden könnte. „Josefs Wunsch war es, eine Komposition in Auftrag zu geben, die die besondere Musiziersituation im Dom widergespiegelt“, stellt Thomas Kiefer dar. Neben der Schwalbennestorgel spielt die zur 1996er Heilig-Rock-Wallfahrt eingebaute Chororgel eine Rolle. Ebenso natürlich die Sängerinnen und Sänger der Chöre an Triers Bischofskirche.
Eine Besonderheit, aber nicht einzigartig
Eine Auftragskomposition zu einem solchen Anlass sei schon eine Besonderheit, aber keineswegs einzigartig, informiert der Domkapellmeister. Als Komponist sei sehr schnell Naji Hakim als erste Wahl benannt worden. Der gebürtige Libanese hat sich einen Namen als Organist in Paris gemacht, war in den 1980er- bis 2000er-Jahren einer der bekanntesten Kirchenmusiker in der französischen Hauptstadt. „Ich habe viele Stücke von ihm gespielt. Und er hat im Dom Orgelkonzerte gegeben“, erklärt Josef Still. Die Kenntnisse von Kirchenraum und Orgel seien eine gute Voraussetzung gewesen, auf diese Situation hin ein „Geburtstagswerk“ zu komponieren.
Nachdem die Idee die Zustimmung von Dompropst Weihbischof Jörg Michael Peters gefunden hat, nahmen Kiefer und Still im Frühjahr 2023 Kontakt mit dem 69-jährigen Hakim auf. „Dabei haben wir einige Wünsche geäußert, die das Werk enthalten sollte. Naji Hakim hat sie alle erfüllt und musikalisch umgesetzt“, schildert der Domkapellmeister. Der Stundenschlag der Domglocken beispielsweise komme als musikalisches Motiv in der zwölfminütigen Komposition mit dem Titel „Von Gott gemacht“ für zwei Orgeln, Solo-Sopran, Chor und Gemeinde an mehreren Stellen vor. Außerdem sollte die Komposition einen Anklang an das berühmte „Locus iste“ von Anton Bruckner sowie Verse aus Psalm 84 enthalten.
Das Stück wirkt tänzerisch und fröhlich
„Hakim hat das ,Locus iste‘ im Original eingearbeitet und dazu eine variierende Orgelbegleitung geschaffen. An drei Stellen wird es vorgesungen, dann von der Gemeinde gesungen“, stellt Thomas Kiefer dar und ergänzt: „Es ist charmant eingebettet in das Stück, wirkt tänzerisch und fröhlich.“ Die Komposition klinge wie aus einem Guss, sei aber für alle Beteiligten schwer einzuüben. Das bestätigt Antonia Lutz. Sie freue sich, die anstrengenden, aber wunderbaren Sopran-Soli singen zu dürfen.
Info
Uraufgeführt wird „Von Gott gemacht“ am Dienstag, 30. April, 19 Uhr, in einem Festkonzert zum Orgel-Jubiläum, das bei freiem Eintritt angeboten wird. Im festlichen Gottesdienst zum Domweihefest am 1. Mai, 10.30 Uhr, ist das Werk dann im liturgischen Rahmen zu erleben.
Außerdem gibt es zum Anlass das Buch „Klingender Domschatz“, in dem die Schwalbennestorgel genau beschrieben wird. Eine kürzlich eingespielte und im Buch zu findende CD enthält die Konzertstücke.
Weitere Highlights mit der „Jubilarin“ wie ein „Wunschkonzert“ und ein Sinfoniekonzert mit Orgel sind unter www.schwalbennest50.org im Internet zu finden.
Den Link zur Paulinus-Beilage finden Sie hier