In der „Waderner Freitagsküche“ gibt es kostenlos warmes Essen und nette Begegnungen:Eine Küche, die nicht nur den Hunger stillt
Wadern – Besteckgeklapper und Begrüßungen in verschiedenen Sprachen, die quer durch das katholische Pfarrheim in Wadern gerufen werden, vermischen sich zu einer fröhlichen Geräuschkulisse. In Mitten des regen Treibens sitzen Marlene, Heini und Doris. Die Senioren sind vertieft in ihr Gespräch, als ihnen Helferinnen Teller mit dampfendem Borschtsch an den Tisch bringen. Am Nachbartisch spielen ukrainische Kinder, die mit ihren Müttern vor dem Krieg geflohen sind. „Toll! Hier schmeckt es immer sehr gut, man wird bedient und bekommt Nachschlag!“, schwärmt Heini, „wenn man alleine ist, kann einem nichts Besseres passieren!“ Marlene nickt zustimmend. Auch sie ist alleinstehend. „Hier lernt man auch immer neue Leute kennen, je nachdem, neben wem man sitzt“, sagt die Seniorin aus Löstertal. Alle drei sind regelmäßige Gäste der „Waderner Freitagsküche“.
Seit Anfang November laden der Pastorale Raum Wadern, die katholische und evangelische Kirchengemeinde Wadern, die Tafel Wadern des Caritasverbandes Saar-Hochwald in Kooperation mit dem Bündnis für interkulturelles Miteinander der Stadt Wadern in das katholische Pfarrheim ein. Das Mittagessen und die Getränke sind kostenlos. Jeder ist willkommen, der in Gemeinschaft essen und kochen möchte und an kulinarischer Abwechslung interessiert ist.
Die Idee zur „Waderner Freitagsküche“ hatten Daniela Schmitt-Müller vom Allgemeinen Sozialen Dienst des Caritasverbands Saar-Hochwald, Ruth Kahlert-Barth Koordinatorin des Bündnis für Interkulturelles Miteinander der Stadt Wadern sowie Tanja Buchheit-Thewes vom Leitungsteam des Pastoralen Raums Wadern. „Viele Menschen können sich kein warmes Essen leisten, haben aber Hemmungen, zur Tafel zu gehen“, sagt Daniela Schmitt-Müller. Angesichts der steigenden Preise unter anderem für Lebensmittel und Energie habe sich die Notlage verschärft. Diese Hemmschwelle gebe es bei der Freitagsküche nicht – niemand muss hier Bedürftigkeit nachweisen. Das Essen sei auch nur ein Aspekt – daneben stehe die Geselligkeit im Vordergrund. „Zur Freitagsküche kommen ganz unterschiedliche Menschen. Hier sitzt die gut situierte Witwe neben der Tafelkundin“, sagt Tanja Buchheit-Thewes. So kämen freitags auch viele Besucherinnen und Besucher des Lebenscafés, die um Angehörige trauern und sich einsam fühlen. Für Ruth Kahlert-Barth stand die Frage, wie sie die in der Stadt neu angekommenen Geflüchteten gut integrieren lassen und Kontakte zur einheimischen Bevölkerung knüpfen können. „Die neuen Mitbürgerinnen kochen alle unglaublich gern“, berichtet sie.
Einem ersten Aufruf im Amtsblatt und Pfarrbrief nach Ehrenamtlichen für das Projekt folgten direkt zwölf Personen. Einer von den „Köchen der ersten Stunde“ ist Werner Klos. Der 69-Jährige ist gelernter Koch und Küchenmeister, kochte Jahrzehnte lang für die Bundeswehr und ein Krankenhaus, betrieb seinen eigenen Partyservice. „Ich bin jetzt im Ruhestand und freue mich, auf diese Weise mal wieder etwas zu kochen“, sagt Klos, „ich habe hier schon viele Leute kennengelernt, wir sind eine sehr lustige Truppe.“ Einen erfahrenen Koch mit an Bord zu haben, sei eine enorme Hilfe, sagt Buchheit-Thewes. So berate Klos, wie viel Lebensmittel für hundert Portionen eingekauft werden müssen und was die Küche des Pfarrheims – ursprünglich ausgelegt für die Bewirtung bei Kaffee und Kuchen – leisten kann. Kamen anfangs rund 40 Leute, sind es inzwischen über 80 und daneben das inzwischen 20-köpfige internationale Helferteam. Die Ehrenamtlichen bereiten das Essen vor, schmücken den Saal, bedienen die Gäste und räumen hinterher auf. Unter den Helfern befinden sich auch Ukrainer, die vor dem Krieg geflohen sind. So gab es bei der Freitagsküche schon Gerichte aus Thailand, Syrien, der Ukraine und Deutschland. Das Team legt Wert auf eine hübsche Dekoration, „damit die Menschen gestärkt an Leib und Seele“ nach Hause gehen. Mit im Helferteam ist die 36-jährige Sümera Arslan. „Ich helfe gern und will den Menschen eine Freude machen. Mir gefällt besonders, wenn wir ältere Menschen durch unsere Hilfe glücklich machen können.“ Sie selbst sei Kurdin und vor 18 Jahren aus der Türkei nach Deutschland gekommen. „Nächste Woche kocht hier mein Mann – es gibt ein Döner-Buffet“, kündigt sie an.
Im Pfarrsaal hat sich Ivan ans Klavier gesetzt und Jarina stimmt ein ukrainisches Lied an. Nach dem Borschtsch, der traditionellen Suppe aus Rote Bete und Weißkohl, gibt es noch Kaiserschmarrn und Kaffee. „Das habe ich seit 50 Jahren nicht mehr gegessen. Zuletzt mit meinen Eltern im Österreich-Urlaub“, schwärmt ein älterer Herr sichtlich gerührt. Sein Tischnachbar kommt seit Anfang an: „Es wäre schön, wenn es weitergehen würde.“ Ursprünglich sollte die „Waderner Freitagsküche“, die aktuell über die Winterhilfe des Saarlandes finanziert wird, Ende März enden. „Das Projekt wird weitergehen“, kündigt Kahlert-Barth an. Die Stadt Wadern habe dem Bündnis für Interkulturelles Miteinander dies zugesagt, man bemühe sich zudem um neue Fördermittel. Auch die katholische Kirchengemeinde habe bereits ihre Zusage zur Nutzung des Pfarrheims gegeben.
Info: Die Freitagsküche ist jeden Freitag von 10.30 Uhr bis 14 Uhr geöffnet. Mittagessen wird von 12 Uhr bis 13.30 Uhr angeboten. Wer bei diesem Projekt ehrenamtlich mitarbeiten möchte, kann sich bei Sandra Weiß vom Caritasverband Saar-Hochwald melden unter Tel. (06831) 939959 oder E-Mail s.weiss(at)caritas-saar-hochwald.de
(uk)