Bischof Ackermann kondoliert zum Tod von SOLWODI-Gründerin Sr. Lea Ackermann :„Eine prophetische Persönlichkeit unserer Zeit“
Koblenz/Trier/Boppard – Eine starke Stimme für die Rechte von marginalisierten Frauen ist verstummt. Die Gründerin der Frauenrechtsorganisation SOLWODI Schwester Dr. Lea Ackermann ist am 31. Oktober verstorben. „Mit ihr verliert SOLWODI seine Gründerin, die mit ihrer Persönlichkeit und ihrem Einsatz für Frauen in Not den Verein über Jahrzehnte auch nach ihrem Ausscheiden aus der operativen Arbeit entscheidend geprägt hat“, drückt der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann seine Anteilnahme in einem Kondolenzschreiben aus. Mit Trauer und Dankbarkeit blicke er auf das bewegte Leben und Wirken der katholischen Ordensschwester zurück und spreche den Mitgliedern des Vereins und den Mitarbeitenden sein Beileid aus. „Ich würde mich nicht scheuen, Schwester Lea als eine prophetische Persönlichkeit unserer Zeit zu bezeichnen, die – wie das bei Prophetinnen und Propheten ja nicht unüblich ist – für ihr Anliegen auch unbequem sein konnte“, betont Bischof Ackermann in seinem Schreiben.
Lea Ackermann wurde am 2. Februar 1937 in Völklingen geboren und wuchs im Saarland auf. Nachdem sie zunächst eine Banklehre absolviert hatte, trat sie 1960 der Gemeinschaft der Missionsschwestern Unserer Lieben Frau von Afrika (Weiße Schwestern) bei. Für ihren Orden war sie in Ruanda und Kenia in der Lehrerausbildung tätig. In Afrika erlebte sie das Leid der Frauen, die sich aus Armut prostituieren mussten. Um ihnen zu helfen, gründete sie 1985 in Mombasa/Kenia den Verein SOLWODI – Solidarity with Women in Distress.
Nach Deutschland zurückgekehrt fielen ihr auch hier die Probleme vieler Frauen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte auf. Die Ordensschwester handelte und gründete 1987 SOLWODI in Deutschland. Schnell entstanden die ersten Fachberatungsstellen, an die sich Frauen, die Not und Gewalt erfahren haben, wenden konnten und immer noch können. Heute durchzieht ein Netz von 21 Fachberatungsstellen und 14 Schutzeinrichtungen und Wohnprojekten das Land. Jährlich berät und begleitet SOLWODI über 2.000 Frauen und ihre Kinder.
Mit Schwester Lea verliert SOLWODI eine starke Persönlichkeit und charismatische Gründerin.
Dr. Maria Decker
„Ihr ist es zu verdanken, dass Themen wie Prostitution und geschlechtsspezifische Gewalt in den späten 80er Jahren überhaupt erst auf die Tagesordnung kamen. Sie hat sich unermüdlich dafür eingesetzt, dass gerade die Gruppe der besonders vulnerablen Frauen – Frauen mit Migrations- oder Fluchtgeschichte und mit Gewalterfahrungen – Unterstützung erhalten und eine Stimme bekommen“, fasst Dr. Maria Decker, die Vorsitzende von SOLWODI, das Wirken von Lea Ackermann von zusammen. Für ihre Lebensleistung wurde die Ordensschwester mit vielen Preisen und dem Bundesverdienstkreuz geehrt.
Mit Mut und Gottvertrauen setzte sie sich für Frauen in Deutschland und in Kenia ein, die bisher keine Chance auf ein selbstbestimmtes Leben hatten. Als sie 2020 die operative Leitung der Organisation abgab, äußerte sie als Wunsch für die Zukunft: „Möge SOLWODI diese Richtung des Anfangs beibehalten, so dass Frauen ihre Gaben und Fähigkeiten entfalten können. Macht bitte weiter so. Bleibt im Gespräch mit Gott und den Frauen.“ Dem fühlt sich SOLWODI verpflichtet.