Mechthild Schabo erklärt Handlungsfelder und den Kriterien-Katalog zur Haushaltssicherung:Einen qualitativen Beratungsprozess sicherstellen
Trier/bistumsweit – Bis zum Frühsommer dieses Jahres soll das Konzept zur bistumsweiten Haushaltssicherung stehen. Maßgeblich für die inhaltliche Bewertung einzelner Handlungsfelder sind sechs Kriterien. Anhand derer wird derzeit der Ist-Zustand aller pastoral, sozial und pädagogisch relevanten Bereiche im Bistum Trier ermittelt. Entwickelt wurden die Kriterien von einer Gruppe aus Mitarbeitenden des Bistums in Zusammenarbeit mit dem Essener Beratungsinstitut 2denare. Zudem wurden die Mitglieder aller Gremien auf diözesaner Ebene eingebunden und deren Rückmeldungen bei der Erarbeitung der Kriterien berücksichtigt. Mechthild Schabo, Direktorin des Zentralbereichs Pastoral und Gesellschaft im Bischöflichen Generalvikariat (BGV) und Mitglied der Lenkungsgruppe um Bischof Stephan Ackermann, erläutert die Wahl der Kriterien – und wie sie im Prozess der Haushaltssicherung angewendet werden.
Was ist mit dem Begriff Handlungsfeld gemeint?
Mechthild Schabo: „Mit den Handlungsfeldern meinen wir die Bereiche, in denen wir uns als Kirche engagieren, wo wir aktiv sind, also z.B. in der Caritas, in der Seelsorge und an weiteren Schnittstellen zur Gesellschaft wie etwa in Verbänden, Kindertagesstätten oder Schulen. Daneben gibt es das verwaltungsbezogene Handeln: Um diese Bereiche zu optimieren und dort Veränderungsbedarfe zu ermitteln, ist die Weiterentwicklung des Bischöflichen Generalvikariats Trier beauftragt, dessen Ergebnisse ebenfalls in die Haushaltssicherung eingehen werden. Die Herausforderung, vor der wir nun stehen, ist zu überlegen, in welchen Handlungsfeldern wir uns weiter engagieren können – und zwar vor dem Hintergrund deutlich schwindender Mittel. Die Prognose zeigt: Ab 2026 werden wir mit 40 Millionen Euro weniger pro Jahr auskommen müssen, ab 2035 gar mit 130 Millionen Euro. Es steht daher zunächst alles auf dem Prüfstand – das hat Generalvikar Ulrich von Plettenberg deutlich gemacht.”
Die Kriterien lauten: diakonisch, missionarisch, gemeinschaftsbildend, Kirche entwickelnd, innovativ, traditionsreich. Warum eignen sich gerade diese sechs Kriterien zur inhaltlichen Bewertung der Handlungsfelder kirchlicher Arbeit?
Mechthild Schabo: „Es ging darum, Kriterien zu finden, die wir auf alle inhaltlichen Handlungsfelder des Bistums anwenden können. Ursprünglich haben wir mit einem größeren Kriterien-Katalog begonnen, darin waren noch weitere Aspekte genannt, zum Beispiel Nachhaltigkeit, die weltkirchliche Dimension, der Grad der Vernetzung im Handlungsfeld. Bei einem solch weitreichenden und tiefgreifenden Prozess kommen immer wieder Aspekte auf den Plan, die es zu berücksichtigen gilt. Wir haben aber bei der erstmaligen Vorstellung dieses Entwurfs die deutliche Rückmeldung der Diözesanen Räte bekommen, den Katalog kompakt zu gestalten und uns auf die wesentlichen Punkte in diesem Prozess zu konzentrieren. Von dieser Resonanz haben wir sehr profitiert. Es wurde uns z.B. aufgetragen, der Frage nachzugehen, welche Handlungsfelder laut aktuellen Umfragen für die Katholikinnen und Katholiken wichtig sind. Aus diesem Grund sind Erkenntnisse aus Umfragen unter Katholikinnen und Katholiken wie dem MDG Trendmonitor ergänzend dargestellt.
Abgeleitet sind die Kriterien aus unserem Strategiepapier, das wir mit dem Abschlussdokument der Diözesansynode, das 2016 von über 200 Synodalen beschlossen wurde, in der Hand halten. Darin ist unser Zukunftsbild deutlich umrissen: Die Kirche von Trier will diakonisch und missionarisch wirken, also den Menschen dienen und die Frohe Botschaft des Evangeliums weitertragen. Dort steht beschrieben, wie wir künftig Kirche inmitten dieser Gesellschaft sein wollen: Wir wollen da sein, für Mensch und Welt. Bei der inhaltlichen Bewertung geht es nun darum, den Ist-Stand und das Potenzial der Handlungsfelder zu beraten. Die Kriterien sind ausschließlich Prüfkriterien für den Lenkungsausschuss im Rahmen der Haushaltssicherung. Diese Erhebung geht dann in die Beratung des Bischofs ein, der letztlich eine Entscheidung fällt. Wir müssen also priorisieren – und das stets mit dem Ziel der diakonischen-missionarischen Kirchenentwicklung vor Augen. Wir möchten in der Beratung für Bischof Ackermann herausarbeiten: Wenn wir dieses Ziel erreichen wollen, braucht es dieses Angebot vielleicht mehr als das andere.”
Wie gestaltet sich der Beratungsprozess des Bischofs?
Mechthild Schabo: „Ein einfaches Rechenschema wird sich aus den Kriterien nicht ergeben, so sehr es auch gewünscht wird. Wir wollen einen qualitativen Beratungsprozess für den Bischof sicherstellen, das heißt, dass alle Entscheidungen weder allein auf Basis harter Zahlen, noch aufgrund subjektiver Erfahrungen mit Handlungsfeldern oder womöglich aus dem Bauch heraus getroffen werden. Die sechs Kriterien dienen als inhaltliche Leitplanken im laufenden Beratungsprozess. Zu jedem Kriterium sind mehrere Fragen an die Hand gegeben. Ihre Funktion besteht darin, zum Diskurs anzuregen und dabei die eigentlichen Ziele unserer Kirchenentwicklung nicht aus den Augen zu verlieren. Wir müssen uns stetig vergewissern: Dient das Handlungsfeld unserem Ziel? Bringt uns das dortige Wirken unserem Ziel näher?”
Weitere Informationen gibt es auf der Internetseitewww.bistum-trier.de/haushaltssicherung.
(ih)