Zum Inhalt springen

Der Bauwagen am Losheimer See als besonderer Kirchort.:Einfach zuhören

Vor einem Jahr stand zum ersten Mal ein Bauwagen als „Ort des Zuhörens“ am Stausee Losheim. Bis Ende August ist er auch dieses Jahr noch täglich offen.
Idyllisch liegt der Bauwagen auf dem Weg von der Touristen-Info zum See.
Datum:
3. Aug. 2017
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Losheim – Wer an der Touristeninfo am Losheimer Stausee vorbei in Richtung See hinunter geht, der sieht ihn schon: den knall-orangenen Bauwagen der Pfarreiengemeinschaft Losheim. Vor einem Jahr begann das Experiment, während der Sommermonate nach draußen, zu den Menschen zu gehen und einen „Ort des Zuhörens“ zu schaffen. Auch in diesem Jahr steht der Bauwagen wieder offen.

„Wir haben damals überlegt, was wir hier am Stausee anbieten können. Früher haben wir ab und zu Eucharistiefeiern am See angeboten. Da sind wir aber nie über die Kerngemeinde hinausgekommen.“ So berichtet Diakon Wolfgang Drehmann, einer der Initiatoren der Bauwagen-Idee. Bei den spirituellen Wanderungen, die seit drei Jahren von der Pfarrei angeboten werden, habe er dann gemerkt, „die Leute wollen nicht nur etwas aufnehmen, sondern auch etwas erzählen. Wir sind unterwegs ganz oft in tiefe Gespräche gekommen.“ So sei man dann auf die Idee gekommen, ein stationäres Angebot für solche Gespräche anzubieten.

Jeden Tag sitzt vormittags und nachmittags ein Haupt- oder Ehrenamtlicher im und bei gutem Wetter auch vor dem Bauwagen und lädt zum Gespräch ein: Sie sind Ärzte, Konditormeister, Masseurinnen, Geschäftsfrauen, Diakon, Gemeindereferentin oder Pfarrer. Im Bauwagen aber sind sie in erster Linie Menschen, die zuhören. So unterschiedlich diejenigen sind, die ein Ohr leihen, so unterschiedlich sind die Themen, die ihnen zugetragen werden, erzählt Ruth Lauer, eine der Ehrenamtlichen, die sich im Bauwagen engagieren: „Es sind Menschen aller Altersklassen, die hierher kommen. Menschen mit Problemen im familiären Bereich, oder im Beruf. Menschen, die Glaubensgespräche suchen.“ „Es kommen auch viele junge Menschen hierher“, ergänzt Diakon Drehmann. „Jugendliche, die zum Beispiel einen Unfall erlebt hatten und einfach darüber reden mussten. Aber auch junge Leute, die Praktika oder ein Freiwilliges Soziales Jahr machen und sich in ihren Einrichtungen nicht genug unterstützt fühlten. Denen konnten wir ganz konkrete Hinweise geben, wo sie sich Hilfe holen können.“

Nach einem Jahr hat der Bauwagen in der Gegend einen gewissen Bekanntheitsgrad erreicht: „Manche kommen gezielt hierher. Viele sehen auch unser Schild vorne am Weg und informieren sich und darüber kommt man ins Gespräch.“ Was mit einem Smalltalk beginnt, entwickelt sich dann oft zu einem längeren Gespräch. Der Bauwagen hat seine ganz eigene Anziehungskraft, die für Ruth Lauer eine ganz simple Ursache hat: „Das ist doch etwas ganz Menschliches, was wir hier anbieten: Einfach zuhören. Aber genau das scheint vielen im Alltag zu fehlen.“

Noch bis Ende August ist August hat der Bauwagen am See seine Tür geöffnet. Und danach? „Ich wurde gefragt, ob wir den Bauwagen nach dem Sommer neben den Aldi stellen“, erzählt Diakon Drehmann und lacht. „Ich denke aber nicht. Der Bauwagen ist ein Angebot für den Sommer. Wenn man das dauerhaft machen will, muss man das ganz anders organisieren. In Stuttgart gibt es so einen Ort des Zuhörens zum Beispiel im Pfarrzentrum. Aber das wäre ein ganz anderer Ansatz als das, was wir hier machen.“

Dominik Holl