Trierer Bischof weiht Ahrtalkreuz:Emotionen, Gedanken und Erinnerungen
Altenahr – „Manches kann man einfach nicht in Worte fassen“, hat Gemeindereferentin Manuela Kremer-Breuer beim Anblick des Ahrtalkreuzes in der Pfarrkirche Maria Verkündigung in Altenahr gesagt. Das Kreuz besteht aus einem Korpus aus Pappmaché, der wiederrum aus Gedanken und Gefühlen, aber auch gemalten Bildern zusammengesetzt wurde. Das Kreuz, das der Künstler Rudolf P. Schneider aus Kreuzberg gestaltete, wurde am 16. November durch den Trierer Bischof Stephan Ackermann im Rahmen eines „Abend des Lichts“ geweiht.
Initiatorin Baronin Praxedis von Boeselager aus Kreuzberg war solch ein Kreuz vor einigen Jahren im baden-württembergischen Kloster Sießen aufgefallen. „Als dann Corona über uns hereinbrach, hatte ich die Idee, solch ein Kreuz wäre für uns hilfreich.“ Während der Entwicklung des Projekts suchte die Flutkatastrophe das Ahrtal heim und das Organisationsteam entschied sich, dieses Ereignis ebenfalls in die Erstellung des Kreuzes einzubauen. Bei der Umsetzung hatte von Boeselager gleich an den heimischen Künstler Schneider gedacht. Es sei ihm ein Herzensanliegen gewesen, daher habe er unentgeltlich gearbeitet. „Gedanken und Gefühle der Menschen sind durch meine Hände gegangen, das ist dann schon etwas Besonderes“, sagte der Künstler, der sonst mit Holz und Bronze arbeitet.
Gesammelt wurde das Material in Boxen, die an unterschiedlichen Plätzen im Ahrtal aufgestellt wurden, neben Kirchen auch in Seniorenheimen oder Schulen. „Die Resonanz war sehr groß“, betonte von Boeselager. „Ich weiß zum Beispiel von einer jungen Frau, die gesagt hat, mein einziger Ansprechpartner während der Flut war mein Tagebuch. Da hat sie ihre ganze Angst und Not niedergeschrieben. Eine Kopie hat sie eingereicht.“ Manche hätten auch ein weißes Blatt Papier abgegeben oder ein Fragezeichen. Doch sie und die weiteren Mitglieder des Orga-Teams wissen in der Mehrheit nicht, was die Menschen an Erinnerungsstücken auf Papier abgegeben haben. Denn das Einreichen war anonym. „Es galt die Diskretion“, erklärte die Baronin.
„Emotionen, die die Menschen bewegen, sind in das Kreuz eingegangen“, berichtete auch Ackermann in seiner Ansprache. Er hoffe, dass alle Menschen, die dem Kreuz begegnen, angerührt werden. Beim Blick auf den Korpus Jesu ging der Bischof besonders auf die offenen Wundmale ein. „Die Wunden sind offene Türen zu seiner Liebe und sie führen uns zum lebendigen Gott.“
Das Kreuz bleibt in der Advents- und Weihnachtszeit erst einmal in Altenahr. Aber es gibt bereits Anfragen von Gruppen, die das Kreuz gerne in der Fastenzeit beherbergen möchten.
Neben Rudolf P. Schneider haben unter anderem der Malteser Hilfsdienst, die Pfarreiengemeinschaft Altenahr und weitere Spenderinnen und Spender die Aktion unterstützt.