Begehbare Kunstinstallation zum Thema Frieden in Kirche der Jugend Marienburg:Erkunden, nachdenken, durch Papier schreiten
Zell – „Frieden bedeutet für mich Freiheit“, sagt die 14-jährige Aurelia und schreitet über den völlig mit Papierknäueln bedeckten Kirchenboden. An einigen Stellen ist das weiße, stoffähnliche Tischdeckenpapier mit roter Farbe überzogen. Scheinwerfer strahlen die Installation in der Kirche der Jugend auf der Marienburg an. „Es sieht sehr schön aus“, sagt Aurelia. Die Installation der Künstlerin Tajana Köhler zum Thema „Frieden“ ist noch bis zum 15. April zu sehen. Diese kann nicht nur begangen werden, auch Gottesdienste werden in der Kunstinstallation gefeiert. Die Besucherinnen und Besucher der Marienburg sind eingeladen, das Kunstwerk vielfältig zu nutzen und zu gestalten. So kann jeder auf den Papierstreifen seine eigenen Gedanken zum Thema Frieden hinterlassen. „Für mich bedeutet Frieden die Gleichberechtigung aller Menschen“, sagt der 14-jährige Jakob.
Dass die Künstlerin Köhler sich für das Thema Frieden entschieden habe, das liege nicht fern, „wenn man auf das Geschehen in der Welt blickt“, erklärte sie bei der Ausstellungseröffnung am 1. März. Die 1966 in Kroatien geborene Künstlerin kam selbst während des Krieges in ihrer Heimat 1992 nach Deutschland. Mit ihrem Werk will sie ein Zeichen für den Frieden setzen und Impulse geben. Die rote Farbe stehe für die Wunden in der Welt. Die Beteiligungsmöglichkeit aller Besucher stehe dafür, „dass wir alle den Frieden auf Erden gestalten“.
Wenn man über Frieden spreche, dann müsse man immer auch den Krieg mitdenken, sagte der Künstler Dr. Holger Wilmesmeier in seiner Ansprache bei der Eröffnung. Doch sei es häufig – auch mit Blick auf die Kunstgeschichte – einfacher, den Krieg statt den Frieden darzustellen. Köhler habe mit ihrer Installation ein Werk geschaffen, das zum Erkunden und Nachdenken einlade.
Ein Jahr lang hat das Team der Fachstelle für Kinder- und Jugendpastoral Marienburg die Installation in der Kirche der Jugend vorbereitet. Eine ähnliche Ausstellung der Künstlerin zum Thema Frieden, wie sie 2015 in der Kirche St. Peter und Paul in Traben-Trarbach unter Einbezug der Kirchendecke stattfand, war auf der Marienburg nicht möglich, aus architektonischen Gründen. „Wir mussten noch einmal ganz neu denken“, sagte Birgit Laux von der Fachstelle. Auf das Ergebnis sei sie stolz. „Das ist auch für uns etwas Besonderes.“ Die Ausstellung solle vor allem, aber nicht nur, Kindern und Jugendlichen ermöglichen, „den Frieden anfassbar zu machen“ – und sie so auf eine etwas andere Art mit dem Thema zu erreichen.
„Ich lade Sie ein, werden Sie Teil der Installation“, rief Köhler die Besucher auf. „Schreiben Sie ihre Hoffnungen und Gedanken auf und teilen Sie das mit anderen Menschen.“ Die Integrierte Gesamtschule Zell hat da auch schon weitere Vorstellungen. Die 8. Klasse von Lehrer Martin Richerzhagen wird mit der Künstlerin zusammen ein eigenes Projekt entwickeln. Und die 10. Klasse hat eine Projektion von Bildern in der Kirche geplant. Ein Zeichen des Friedens und Zusammenlebens gibt auch die multikulturelle Band MischMasch mit einem Konzert am Sonntag, 26. März um 17 Uhr in der Installation in der Kirche der Jugend. „Frieden bedeutet ein gutes Miteinander“, sagt die 13-jährige Doreen. Und Köhler erklärt: „Frieden geht uns alle an.“
Christine Wendel