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Das Land Rheinland-Pfalz stellt Notfallbox für das Bistumsarchiv bereit:Erste Hilfe für ramponierte Schriftgüter

Notfallbox für das Bistumsarchiv: Von den Gummistiefeln über den Ganzkörper-Schutzanzug, die FFP-3-Maske, Handschuhe, bis zu Schutzbrille und Helm ist alles enthalten.
Stefan Simon im Schutzanzug (Fotos: Inge Hülpes/Bistum Trier)
Datum:
14. März 2023
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Trier – Extremwetter wie Starkregen ist nicht nur für Mensch und Tier eine Bedrohung, sondern auch für Kulturgüter. Das Trierer Bistumsarchiv etwa verwaltet rund 5.000 laufende Regalmeter, gefüllt mit Urkunden, Akten, Sammlungen und wertvollen Originalen aus den vergangenen tausend Jahren. Dringt Wasser in die Archivräume ein, kann es schnell brenzlig werden für die empfindlichen papierenen Zeitzeugen. Um im Ernstfall schnell und sachgemäß reagieren zu können, hat das Land Rheinland-Pfalz nun dem Team des Bistumsarchivs ein Notfallset zur Verfügung gestellt.

Wie Erste Hilfe für durchnässte Kirchenbücher oder mittelalterliche Pergament-Folianten funktioniert, weiß Restauratorin Sabine Hemmesdorfer: „Die oberste Grundregel ist der Selbstschutz”, erklärt sie. Denn wenn ein unrestauriertes Kirchenbuch mit Wasser in Berührung kommt, können schnell mal Pilzsporen freigesetzt werden, die dann in die Atemwege gelangen. Oder ohnehin schon schwere, in Leder eingebundene Bände saugen sich mit Wasser voll und rutschen aus dem obersten Regal – schlimmstenfalls auf den Kopf eines Mitarbeitenden, der gerade dabei ist, besagtes Kirchenbuch zu versorgen. Um derartigen Bedrohungen vorzubeugen, finden sich in den Notfallboxen deshalb komplette Schutzausrüstungen: Von den Gummistiefeln über den Ganzkörper-Schutzanzug, die FFP-3-Maske, Handschuhe, bis zu Schutzbrille und Helm ist alles enthalten.

Sabine Hemmesdorfer weiß, wie Erste Hilfe für durchnässte Kirchenbücher oder mittelalterliche Pergament-Folianten funktioniert.

Klamme Kirchenbücher werden zu Mumien

So gerüstet können die Archivgut-Ersthelferinnen ans Werk gehen. Das Kirchenbuch aus dem 14. Jahrhundert wird zum Beispiel vorübergehend zur Mumie: Man wickelt es so straff wie möglich mit handelsüblicher Mullbinde ein, bevor es dann im luftdichten Kunststoffbeutel auf schnellstem Wege tiefgekühlt wird. „Nur so kann gewährleistet werden, dass das Pergament sich nicht verzieht, keine weiteren Schäden entstehen und wir das Buch im Nachhinein restaurieren können”, erläutert Hemmesdorfer. Neben dem Material zur Sicherstellung der Schriftstücke gibt es auch alles, was nötig ist, um den Schaden ordnungsgemäß zu dokumentieren. „Im Ernstfall kann man schnell den Überblick verlieren, deshalb ist die Dokumentation so wichtig”, so Hemmesdorfer. Damit alle einen kühlen Kopf bewahren und auf etwaige Notfälle vorbereitet sind, hat sie ihre Kolleginnen und Kollegen im Bistumsarchiv bereits im Umgang mit den Notfallboxen geschult.

Nächster Schritt Notfall-Verbund?

„Der Kulturgutschutz gehört zu unseren wichtigsten Aufgaben, daher freuen wir uns sehr, dass die Landesstelle für Bestandserhaltung (LBE) Rheinland-Pfalz diese Notfallboxen zur Verfügung gestellt hat”, sagt die Leiterin des Bistumsarchivs, Dr. Monica Sinderhauf, die auch Mitglied im LBE-Beirat ist. Solche LBE-Notfallsets wurden im vergangenen Jahr dank höherer Fördermittel an 54 Archive, Bibliotheken und Museen im Land geliefert. Perspektivisch wünscht sich Sinderhauf einen Notfall-Verbund der Trierer Kultureinrichtungen, damit man sich im Ernstfall schnell und unbürokratisch helfen kann. 

Weitere Informationen gibt es auf www.bistumsarchiv-trier.de.

(ih)