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180 junge Leute schauen hinter die Kulissen kirchlicher Einrichtungen :Erstes Meet and Greet für Schüler mit Bischof und Generalvikar   

In zahlreichen Workshops und Erkundungstouren erhalten 180 junge Leute einen Einblick hinter die Kulissen kirchlicher Einrichtungen im Bistum Trier.
Bischof Ackermann im Gespräch mit den jungen Leuten
Datum:
4. Juli 2024
Von:
Simone Bastreri

Trier – Wer katholische Berufe nur mit dem Pfarrer im Sonntagsgottesdienst gleichsetzt, hat noch nie hinter die Kulissen eines der größten Arbeitgeber in Deutschland geschaut, der in vielen gesellschaftlichen Bereichen weit vernetzt ist. Genau diesen Einblick haben rund 180 Schülerinnen und Schüler ab der neunten Klasse bei den ersten „Meet and Greet-Tagen“ des Bistums Trier vom 2. bis 4. Juli erhalten. Im Bischöfliche Generalvikariat (der Bistumsverwaltung), im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder oder in der Theologischen Fakultät erwarteten die jungen Leute neben Frage- und Austauschrunden mit Bischof Stephan Ackermann, Generalvikar Ulrich von Plettenberg oder Weihbischof Jörg Michael Peters zahlreiche Workshops und Erkundungstouren.  

Eine besondere Form der Seelsorge lernten die Schüler*innen im Workshop mit Gefängnis-Diakon Thomas Reichert kennen, der in der JVA Wittlich arbeitet. Sportlich ging es beim Klettern im katholischen Jugendzentrum Mergener Hof zu, wo seit vielen Jahren Kinderbetreuung und offene Jugendarbeit geleistet wird. Auch Theaterpädagoge Marc Bernhard Gleißner brachte die Zwölftklässler des Auguste-Victoria-Gymnasiums Trier mit Lockerungsübungen für den ganzen Körper in seinem Workshop „Theater der Unterdrückten“ in Schwung, bevor es ans Improvisieren ging. In einer Gesprächsrunde fragte Gleißner die älteren Schülerinnen und Schüler aber auch, welche Verbindung sie überhaupt noch zur Kirche hätten. Für ihn wenig überraschend die Antworten: Ein Großteil der jungen Leute hat kaum noch mit Kirche zu tun. Einziger Berührungspunkt für die meisten: der Religionsunterricht. Gleißner sprach offen mit den Jugendlichen über den Vertrauensverlust durch die Missbrauchsskandale oder auch die von einigen beklagte veraltete Sprache der Liturgie, die viele nicht mehr erreicht.  

Impulse für das eigene Leben 

Zwei Räume weiter wurde es im Workshop „Wertvoll Ich“ mit Hilfe eines eigens von der Abteilung Jugend entwickelten Kartenspiels schnell sehr persönlich. So fragten die Teilnehmenden etwa in einer WhatsApp-Challenge Freunde und Verwandte, was man an ihnen schätze und waren teils gerührt von den Antworten: „Das meiste kann ich unterschreiben, aber es nochmal so auf den Punkt formuliert von anderen zu hören, ist schon eine tolle Sache“, befand Bianca Grauel. Die 23-Jährige aus dem Westerwald absolviert derzeit ihre Ausbildung zur Erzieherin an der Hildegard-von-Bingen-Schule in Koblenz. Den Wertvoll-Ich-Workshop habe sie ganz bewusst gewählt, da sie viel Wert darauf lege, viel über sich selbst zu reflektieren. Das sei gerade in Berufen essentiell, in denen man viel mit Menschen arbeite. „Ich habe schon öfter mal an ähnlichen Veranstaltungen teilgenommen und habe hier auch wieder anregende Impulse mitbekommen. Sich selbst zu kennen und klar zu kommunizieren, was man denkt und wo man steht, ist gerade auch für Erzieherinnen wichtig.“

Vom Hubraum zum Altarraum 

Anton darf dort Platz nehmen, wo sonst Weihbischof em. Gebert sitzt.

Jakob, Anton, Luna und Jule vom AVG Trier hatten sich nach dem gemeinsamen Mittagessen für eine Erkundungstour mit Bischofsfahrer Hans Robert entschieden, der ihnen die Dienstfahrzeuge, darunter auch ein Elektroauto, die Schichtpläne der Fahrer, Videos von Fahrsicherheitstrainings und mehr aus seinem Arbeitsalltag zeigte. Dabei erfuhren sie, dass die Bischofsfahrer nicht nur Vertrauensleute sind, sondern „ihrem“ Bischof jeweils bei den Terminen vor Ort in Gottesdiensten assistieren und dafür oft den Messdiener-Talar überwerfen – also der Job vom Hubraum bis zum Altarraum viele Aufgaben umfasst.   

Nachmittags ging es zum eigentlichen Meet and Greet mit dem Bischof, Weihbischof oder Generalvikar. In einer offenen Runde stellte sich Bischof Ackermann am 2. Juli auch persönlichen Fragen, etwa zum Umgang mit dem Keuschheitsgebot für Priester, wie man Bischof werde oder zu seinem Musikgeschmack: „Von allem etwas, aber vor allem gerne A-Capella-Formationen.“ Durchaus kritische Fragen hatten die jungen Leute auch zu Themen wie dem Engagement der Kirche für Umweltschutz oder zum Umgang mit Frauen in kirchlichen Ämtern. Ackermann antwortete ehrlich, er hätte vor zehn Jahren vermutlich noch anders gedacht, aber auch er lerne stetig dazu. „Was Frauen in Leitungsfunktionen angeht, sind wir in unserem Bistum schon sehr weit vorne mit dabei. Aber ich finde heute, dass es für gewisse Dienste und Ämter einfach auch eine Legitimierung durch die Kirche, also etwa die Weihe, braucht. Was zum Beispiel den Diakonat der Frau angeht, kann ich euch jetzt nicht sagen, das wird in zehn Jahren so kommen. Dafür braucht eine über 1.500 Jahre alte Institution lange, um sich in diesen Fragen zu bewegen. Aber ja, es wird angestoßen und das finde ich gut, weil sich innerkirchlich viele Menschen sehr dafür einsetzen.“ 

Fragerunde mit dem Bischof 

Abschließend wollte Ackermann seinerseits von seinen jungen Gästen wissen, ob es Dinge auf persönlicher oder gesellschaftlicher Ebene gebe, die sie besorgten und was sie sich von Kirche wünschten oder brauchten. Am häufigsten wurden der Klimawandel und der politische Rechtsruck in ganz Europa genannt, die verunsichern und besorgen. Von Kirche wünschten sich die jungen Menschen weiterhin ein hohes soziales Engagement für Alte, Kranke und Einsame Menschen und mehr Angebote für junge Leute. Dass es die durchaus gibt und oft nur das Wissen darüber fehlt, machten der neue Regens des Priesterseminars, Tim Sturm, und Peter Zillgen als Leiter des neuen Jugendhauses im Robert-Schuman-Haus deutlich.  

Mehr Informationen zu den Meet and Greet-Tagen und den verschiedenen Berufen in der Kirche gibt es unter www.wirglaubenandich.de. 

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