Seit 14 Jahren mit Leib und Seele Küsterin: Petra Werhan aus Mertesdorf:Es füllt das Herz, nicht den Geldbeutel
Trier/Mertesdorf - Sie zieht überall die Stricke, initiiert Neues, sorgt dafür, dass Altbewährtes läuft, managt Termine, hört zu bei Problemen, kennt Land und Leute, hat ein verlässliches Netzwerk und ist in einem Satz: das Bindeglied zwischen den Menschen in der Pfarrgemeinde und dem Pastor. „Ich bin mit Leib und Seele Küsterin“, sagt Petra Werhan, die seit 14 Jahren in der Pfarrei St. Martin in Mertesdorf im Ruwertal dafür sorgt, dass sich Neubürger und Alteingesessene wohlfühlen. „Es ist keine Tätigkeit, die den Geldbeutel füllt“, sagt sie schmunzelnd, „aber das Herz“.
Ohne Familie geht das gar nicht, meint sie. Ihr Mann ist Lektor und organisiert an Karfreitag seit 25 Jahren den Kreuzweg, der in aller Herrgottsfrühe durch die Weinberge führt und jedes Jahr mehr als 100 Menschen in die aufgehende Sonne des Karfreitags wandern lässt. Ihr Sohn, früher viele Jahre Messdiener, sorgt als angehender Elektrotechniker für stimmungsvolle Beleuchtungen zu besonderen Anlässen. Darüberhinaus hat er bei Reparaturen in der Kirche schon mehr als oft Hand angelegt und so der Pfarrgemeinde etliche teure Reparaturkosten ersparen können. „Als mein Mann noch als Standesbeamter bei der Verbandsgemeinde gearbeitet hat, mein Sohn Messdiener war und ich Küsterin, da haben die Leute immer gesagt, wir würden ein erfolgreiches Familienunternehmen führen.“ Petra Werhan lacht. Aber die Leute haben wohl Recht, denn ohne die Werhan wäre das kirchliche Leben in Mertesdorf um einiges ärmer.
Endlich hatte sie wieder mit Menschen zu tun
Dabei war es ein reiner Zufall, dass Petra Werhan zu ihrer Berufung gefunden hat. Wie ihr Ehemann hatte auch sie bei der Verbandsgemeinde gearbeitet, als ihre Eltern krank wurden und sie die Pflege übernahm. „Als meine Eltern dann starben, bin ich in ein Loch gefallen. Und es war unser Pastor Justen, der anrief und mich fragte, ob ich nicht den Küsterdienst übernehmen wollte.“ Die Frage habe sie völlig überrascht. „Ich bin erstarrt, habe mir Bedenkzeit ausgebeten und schließlich, unterstützt von meiner Familie, Ja gesagt.“ Das Beste, was mir damals passieren konnte, sagt sie und strahlt übers ganze Gesicht. „Die neue Aufgabe hat mich aus meinem Trauerloch herausgebracht, denn ich war ja Publikumsverkehr gewohnt und endlich hatte ich wieder mit Menschen zu tun!“
Das Pfarrleben in St. Martin in Mertesdorf ist bunt und vielfältig. Von der Lichterfeier im Advent bis zum Tier-Segnungs-Gottesdienst mit Pferden, Hunden, Katzen und allerlei Kleingetier. Alle 14 Tage wird samstags oder sonntags Gottesdienst gefeiert, jeden Dienstag findet ein Wortgottesdienst für die Mutter Gottes statt, jeden Freitag trifft sich der Taizé-Gebetskreis, alle vier Wochen findet ein Seniorentreffen statt, wo zunächst die Messe gefeiert wird und dann Kaffee getrunken. „Und am 6. Dezember bin ich der Nikolaus!“ verrät uns Petra Werhan augenzwinkernd. Das Kostüm habe sie vor vielen Jahren in der Sakristei gefunden. „Es hat mir wie angegossen gepasst und seitdem gehe ich an Nikolaus abends auch zu den Familien nach Hause.“
Was sie als Küsterin im Nebenberuf am liebsten macht? „Gottesdienste gestalten.“ Und was am wenigsten? „Die Totenglocke zu läuten, vor allem deshalb, weil man sie ja eigentlich immer für jemand läutet, den man kennt.“ Die Ur-Mertesdorferin liebt das Zugehörigkeitsgefühl vor Ort. „Wir identifizieren uns mit unserer Heimat, identifizieren uns mit unserer Pfarrgemeinde.“ Und darum sei hier auch vieles möglich, was anderswo nicht möglich sei. Mit Angst blicke man auf die Zeit, wenn diese kleine intakte Einheit im großen Ganzen unterzugehen droht. „Das macht uns hier schon sehr viele Sorgen.“
(red)