Online-Veranstaltung und Diskussionsrunde im Vorfeld der Europawahl :Europa ein Gesicht geben
Koblenz/Boppard – Die Europa-Wahl findet am 9. Juni statt. Im Vorfeld gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, sich darüber zu informieren. Eine Online-Veranstaltung und ein kinder- und jugendpolitisches Gespräch in Boppard fanden beide am Donnerstag, 16. Mai statt.
„Europa ein Gesicht geben“, so lautete das Motto einer Online-Veranstaltung, die im Rahmen der Koblenzer Wochen der Demokratie stattfand. Es war ein Abend der Begegnung und des intensiven Austauschs: Sieben Europäerinnen und Europäer brachten den insgesamt 48 zugeschalteten Jugendlichen und jungen Erwachsenen bei der Veranstaltung „Gesichter in Europa“ ihre Heimatländer näher. Dazu eingeladen hatten die ökumenische Initiative „AnsprechBar“, die Jugendaktion „Wir gegen Rassismus“ im Bistum Trier, die Katholische Erwachsenenbildung Koblenz und der Beirat für Integration und Migration Koblenz.
Den Auftakt machte Filip aus Kroatien, der sich aus Zagreb zuschaltete und unter anderem auf die Vor- und Nachteile des Massentourismus in Städten wie Dubrovnik einging. Conrad weitete im Anschluss den Blick mit seiner Sicht auf Portugal. Kritisch fragte er in die Runde: „Wer erntet die Himbeeren, die wir im Supermarkt kaufen? Oft sind es billige Arbeitskräfte, die zum Teil sogar aus Asien kommen.“ Sehr bewegend waren die Schilderungen von Anna, die in der Ukraine geboren wurde und nun in Hamburg lebt. Sie erinnerte an die zahlreichen Menschen, die im Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine ihr Leben verloren haben und machte deutlich, warum es wichtig sei, sich nicht an den Krieg mitten in Europa zu gewöhnen. Sie erklärte, welche Hoffnungen und Ängste junge Ukrainerinnen und Ukrainer aktuell haben. Roberto schaltete sich aus Rom zu und schilderte die Stimmung zwischen Adria und Sizilien. Adam mit Wurzeln in Polen ging auf die jüngsten Entwicklungen in seinem Heimatland ein, das politisch sehr gespalten ist. Justin nahm den Rechtsruck in Österreich kritisch unter die Lupe und machte deutlich, wie rigoros Populisten in der Alpenrepublik Wahlkampf auf Kosten der Menschenrechte führen. Auch Richard lebt aktuell in Österreich, ist aber in Ungarn geboren und konnte schließlich seine Perspektive aus dem Land einbringen, das seit Jahrzehnten von Viktor Orbán regiert wird und immer wieder für Spannungen in Brüssel sorgt. Dem Feedback einer Teilnehmerin stimmten im Chat viele zu: „Ein großartiger Abend, jeder Beitrag war sehr interessant!“ Eine weitere Veranstaltung wird es bald schon geben: Am Donnerstag, 6.Juni um 19.30 Uhr in der Gecko Lounge (Gemüsegasse 14a) in Koblenz wird ein „Barhockerabend Spezial zur Europawahl“ stattfinden – dann werden unter anderem Referent*innen von Solwodi (Solidarität mit Frauen in Not) und Greenpeace Koblenz die Themen Migration, Menschenrechte und Klima mit Blick auf Europa beleuchten. Anmeldungen per Mail an: info@ansprech-bar.de. Weitere Informationen auch hier: www.ansprech-bar.de.
Politiker*innen sprechen über ihre Ziele
In Boppard fand ebenfalls am 16. Mai ein kinder- und jugendpolitisches Gespräch zur Europawahl in der Stadthalle statt, das von der JugendBegegnungsStätte St. Michael und dem Jugendrat der Stadt Boppard organisiert wurde.
Anna Weinand, Mitglied des Jugendrats der Stadt Boppard und Hermann Schmitt von der JBS moderierten das gut zweistündige Gespräch. Zu diesem kamen mehr 30 Personen, vorwiegend junge Menschen; die Live-Übertragung verzeichnete 248 Aufrufe. Die Einladung zu diesem Gespräch folgten Maria Harutyunyan für die SPD, Alexander Heppe für die AfD und Volker Lopp für die FDP sowie die beiden Europaparlamentarier Jutta Paulus für das Bündnis 90/Die Grünen und Ralf Seekatz für die CDU. Nach der persönlichen Vorstellung der Kandidat*innen, sollten diese den Satz „Europa ist für mich…“ vervollständigen. In den Antworten wurden erste Profile deutlich: Für Heppe ist Europa ein Europa der Vaterländer; für Paulus ist es Freiheit, Heimat und Zukunft; für Seekatz Wohlstand, Freiheit und Leben; für Lopp ein vielfältiger Kontinent und für Harutyunyan Vielfalt.
Nach dieser ersten Runde gab es die Möglichkeit für das Publikum, Fragen an die Anwesenden Politiker*innen zu stellen. So wurde sich nach der europäischen Verteidigungspolitik erkundigt. Hier sprach sich die AfD gegen eine europäische Armee und für die Wiedereinführung der Wehrpflicht aus; die Grünen denken an gemeinsame Rüstungsbeschaffung; die CDU möchte ein gemeinsames Handeln und verwies auf das bestehende Euro-Korps; die FDP beschrieb eine europäische Armee als fernes Ziel, da nationale Egoismen dies verhindern und die SPD hielt dies für kein sinnvolles Ziel.
Auch zur Nahostkrise und natürlich der Klimapolitik gab es Fragen aus dem Publikum. Zum Abschluss sollten die Kandidat*innen kurz sagen, wieso denn die Anwesenden in der Stadthalle und an den digitalen Endgeräten sie wählen sollten. Dabei wurden nochmals die Schwerpunktsetzungen deutlich: Paulus möchte den green deal vervollständigen und umsetzen; Heppe trete für eine restriktive Migrationspolitik ein; Seekatz wolle Probleme mit Augenmaß angehen und Lopp eine Technologieoffenheit ohne ideologische Scheuklappen; Frau Harutyanyun setze sich für starke Gewerkschaften und soziale Standards ein.
So ging der Abend mit vielfältigen Aussagen zu ende.