Zum Inhalt springen

Gedenkort für „Sternenkinder“ auf dem Koblenzer Hauptfriedhof:"Existenzielles Thema, das ein Leben lang begleitet"

Auf dem Koblenzer Hauptfriedhof gibt es schon lange einen Ort für Eltern, die um ihr sehr früh verstorbenes Kind trauern können. Begleitet wird das Sternenkinderfeld von katholischen und evangelischen Seelsorgenden, zwei Kliniken und der Stadt Koblenz.
Kuscheltiere und andere Andenken können auf dem Sternenkinderfeld in Koblenz abgelegt werden.
Datum:
24. Aug. 2023
Von:
Julia Fröder

Koblenz – „Die Sonne ging unter, bevor es Abend wurde…“ – diese Worte versuchen zu beschreiben, was Eltern fühlen, wenn eine Schwangerschaft durch eine Fehlgeburt beendet wird. Aus Hoffnung für das neue Leben wird plötzlich Leere. Um den Eltern einen Ort der Trauer und des Gedenkens zu geben, gibt es auf dem Koblenzer Hauptfriedhof ein „Sternenfeld für die Allerkleinsten“. Der Eigenbetrieb Grünflächen- und Bestattungswesen der Stadt Koblenz und katholische wie evangelische Seelsorgende zweier Koblenzer Kliniken arbeiten Hand in Hand für einen würdevollen Abschied von stillgeborenen Kindern.

„Es ist ein Anlaufpunkt und wichtiger Ort für die Familien“, erklärt Felix Tölle, katholischer Seelsorger im Gemeinschaftsklinikum Mittelrhein (Kemperhof), der gemeinsam mit Pastoralreferentin Meike Trojansky und dem evangelischen Krankenhauspfarrer Martin Pietsch des Katholischen Klinikums Koblenz-Montabaur (Marienhof) für die Gestaltung der Gedenkfeiern zuständig ist. Vier Mal im Jahr findet ein Gottesdienst mit Bestattung einer Urne auf einem eigens angelegten Bereich statt. „Es ist eine besonders berührende Feier,“ sagt Trojansky, „man spürt das geballte Leid.“ Rund sechs bis zehn Paare nehmen daran teil, immer wieder sind auch Großeltern und Geschwisterkinder unter den Trauerenden.

Fester Bestandteil der Gottesdienste vor dem Grabfeld sind die musikalische Begleitung einer Querflötenspielerin, Gebete, Segnung der Urne und ein Vaterunser. „Manchmal sind auch muslimische Eltern dabei, die aber sehr tolerant sind und im Nachgang ihre Gebete sprechen“, berichtet Pietsch. Generell kämen viele Religionen und Kulturen zusammen, die sich gerne miteinbringen können, so der evangelische Pfarrer weiter. Eine Frau aus Vietnam habe zum Beispiel mal Räucherstäbchen entzündet. „Auch die Namen der verstorbenen Kinder werden genannt oder auch deren Kosenamen wie ‚Kleiner Astronaut!“, sagt Trojansky. Dies sei ein wichtiger Aspekt der Feier.

Blumen, Kerzen und Kuscheltiere

Holzsterne mit dem Datum der Beerdigung zeigen die Stelle der Urne an.

Bei Stillgeborenen unter 500g Geburtsgewicht gibt es für die Eltern unterschiedliche Wahlmöglichkeiten, um ihr Kind zu beerdigen, da für sie keine Bestattungspflicht besteht: Sie können in Absprache mit dem jeweiligen Friedhofseigentümer ihres Heimatortes ein Kindergrab anlegen oder das Kind in einem Familiengrab beerdigen. Oder sie entscheiden sich für eine Sammelbestattung, wie auf dem Sternenkinderfeld in Koblenz. Dort werden alle Frühstverstorbenen der vergangenen drei Monate gemeinsam beerdigt, unabhängig vom Wohnort der Eltern. Holzsterne mit dem Beerdigungsdatum markieren als Grabmal die Stelle der Urne. „Auf einem gepflasterten Band können Blumen, Kerzen und Kuscheltiere oder Spielzeug abgelegt werden. Zudem gibt es Sitzmöglichkeiten und eine Wand der Erinnerung“, erklärt Zorana Förster, Bereichsleitung Bestattungswesen, Eigenbetrieb der Stadt Koblenz Grünflächen- und Bestattungswesen. Der Eigenbetrieb stellt den Bereich kostenfrei zur Verfügung wie auch die Holzsterne; Auszubildende des Garten- und Landschaftsbaus und die Maurerkolonne des Eigenbetriebes haben das Anlegen des Feldes übernommen.

„Es ist ein gravierendes und existenzielles Thema, das ein Leben lang begleitet“, weiß Pietsch. Daher können sich die Eltern auch nach der Beerdigung bei den Seelsorgenden melden, wenn sie weitere Gespräche wünschen oder Kontakte zum Beispiel zu Selbsthilfegruppen oder speziellen Vereinen und Initiativen.

Sternenkinderfeld auf dem Koblenzer Hauptfriedhof

6 Bilder