Trägerverein für Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt gegründet:Expertise steht allen offen
Lantershofen – „Es ist mir ein Herzensanliegen“, das hat der Trierer Bischof Dr. Stephan Ackermann in Bezug auf die Vereinsgründung innerhalb des Instituts für Prävention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt (IPA) gesagt. Durch die Vereinsträgerschaft wird die Unabhängigkeit des Instituts von kirchlichen Organisationen und Institutionen gewährleistet. Aufgrund des Aufgabenprofils ist das IPA mit Sitz in Lantershofen bei Bad Neuenahr-Ahrweiler für das gesamte Bundesgebiet von Relevanz.
„Wir brauchen in dem Bereich der Aufarbeitung sexuellen Missbrauchs und der Prävention Qualitätssicherung und -entwicklung“, begründet Bischof Ackermann die Notwendigkeit des IPA. „Das machen wir jetzt auch schon, da hilft uns auch der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, aber ich glaube, das Institut kann noch einmal einen eigenen Beitrag leisten, die Entwicklungen zu beobachten und mitzuhelfen, Menschen gut aus- und fortzubilden“.
Die Initiative zu der Einrichtung des IPA ging von Ackermann aus. Er ist Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes. Eine strukturelle Starthilfe erhielt das IPA, welches vor einem Jahr gegründet wurde, durch das Bistum Trier. Jedoch betonen die Verantwortlichen, dass es sich nicht um eine binnenkirchliche oder eine Bistums-Einrichtung handelt. „Es ist nicht das Institut des Bischofs“, stellt Ackermann klar. Es ist unabhängig von den (Erz-)Diözesen und der DBK. Die Leistungen und Expertisen stehen allen interessierten Organisationen offen – nicht nur kirchlichen, erklärt der derzeitige Institutsleiter Oliver Vogt. Das IPA wird von einer Familienstiftung auf fünf Jahre mit zwei Millionen Euro finanziert.
„Es ist wichtig, die Erfahrungen der letzten zehn Jahre in Prävention, Intervention und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt innerhalb der Kirche zu systematisieren, Standards zu entwickeln und Themen zu identifizieren“, bringt Mary Hallay-Witte die Bedeutung des Instituts auf den Punkt. Sie übernimmt kommissarisch ab Mitte Oktober die Leitung von Vogt.
Konkret besteht die Aufgabe des IPA darin, gemeinsam mit nationalen und internationalen Netzwerkpartnern aus inner- und außerkirchlichen Gremien, Betroffenen, dem Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Lehrstühlen und Fachverbänden, Instrumente für ein umfassendes Monitoring von Präventions- und Aufarbeitungsprojekten zu entwickeln. Darüber hinaus soll es Qualitätssicherungsinstrumente für die bereits bestehenden Präventionsmaßnahmen der katholischen Kirche auf den Weg bringen.
Ein zentraler Punkt bei der Arbeit stellt die Perspektive der Betroffenen dar. Karl Haucke erhofft sich als Vertreter der Betroffenen in der Mitgliederversammlung und Gründungsmitglied des Vereins eine wissenschaftlich fundierte Aufklärungsstrategie und Präventionskonzepte sowie Risikoanalysen. „Damit kann es nicht nur uns Betroffenen, sondern auch gesamtgesellschaftlich helfen“, erklärt Haucke. Ihm ist es wichtig, dass auch Betroffene in den Vereinsgremien vertreten sind und eine Lobby erhalten. „Diese Perspektive kann kein anderer einnehmen“.
Momentan arbeitet das Institut an einer Schriftenreihe zu Standards und Grundlagen von Aufarbeitungsprojekten und veranstaltet „Kamingespräche“ zur Thematik Prävention und sexueller Missbrauch, wo Wissenschaft, Politik und Kirche zusammentreffen. „Darüber hinaus begleitet das IPA fachlich eine Forschung über die Wirksamkeit von Präventionsmaßnahmen von (Erz-)Bistümern“, gibt Vogt einen Einblick in die derzeitige Arbeit. Auf der Agenda stehen zudem Durchführungen von Fortbildungsveranstaltungen, Fachtagungen oder die Aufbereitung von Studienergebnissen.
Weitere Informationen zum IPA gibt es auf www.ipa-kirche.de und unter Tel.: 02641-9175510. (jf)