Priesterweihe:Faszination Seelsorge
Rom/Trier – Menschen jeden Alters ungeachtet ihrer sozialen Herkunft in allen Lebenslagen begleiten zu dürfen und mit ihnen der Frage nach Gott nachzuspüren – das ist die Faszination, die der Priesterberuf für Pascal Klose ausübt. Während seines Theologie-Studiums in Frankfurt, Löwen (Belgien), Wien, und Rom setzte er sich immer wieder mit der Frage auseinander: „Ist das mein Weg? Passt das zu mir?“. Diese Fragen hat der 26-Jährige für sich mit „ja“ beantwortet. Am 1. Oktober wird er in der Kirche Sant’Ignazio in Rom vom rumänischen Erzbischof von Alba Iulia, Gergely Kovács, zum Priester geweiht. Mit ihm geweiht werden vier Diakone aus den Niederlanden, Kroatien und Rumänien.
Mit seinen fünf Jahre jüngeren Geschwistern wuchs Pascal Klose in Berlin-Wilmersdorf auf. Sein Abitur legte er am Canisius-Kolleg der Jesuiten ab. „Der Besuch dieser katholischen Schule sowie die Verbundenheit mit meiner Heimatpfarrei Maria unter dem Kreuz, wo ich mich bei den Messdienern und in Jugendgruppen sehr wohlgefühlt habe, haben meinen Werdegang entscheidend geprägt“, blickt er zurück. Als Exot habe er sich als Katholik im weitgehend konfessionslosen Berlin nie gefühlt. „Komische Blicke habe ich deswegen keine geerntet, aber bei uns in Wilmersdorf gab es auch vergleichsweise mehr Katholiken als in Ost-Berlin.“ Beleidigende Kommentare zu seinem Glauben und insbesondere seinem Berufswunsch habe er nicht im großen Stil erlebt. „Wenn Leute irritiert waren, haben sie dies mir gegenüber respektvoll geäußert.“
Im Studium Kontakte nach Trier geknüpft
In seinem Berufswunsch bestärkt hat ihn das gelebte Vorbild mehrerer Seelsorgerinnen und Seelsorger: „Das waren nicht nur Priester sondern auch Gemeindereferentinnen. Sie waren für Menschen in den verschiedenen Situationen des Lebens eine Hilfe und haben ihr Leben überzeugend vom Glauben her gedacht“, schildert Klose. Nach dem Abitur habe er „sehr viele andere Ideen“ gehabt, etwa die, Geschichte oder Jura zu studieren. „Ich war spät dran bei der Bewerbung für das Priesterseminar“, sagt Klose. Dort wollte er neben der Berufsvorbereitung vor allem Klärung finden, ob dies sein Weg ist. „Diese Freiheit wollte ich mir lassen.“ Da in Berlin kein Vollstudium der Theologie möglich ist, schickte ihn der Regens des Berliner Priesterseminars nach St. Georgen in Frankfurt am Main, wo zu der Zeit auch die Trierer Seminaristen ausgebildet wurden. Zwei Freisemester nutzte er zum Studium in Löwen und Wien. Anschließend wechselte er für die letzten drei Studienjahre an das Collegium Germanicum et Hungaricum, dem Priesterseminar für deutschsprachige und osteuropäische Seminaristen in Rom, wo er an der Päpstlichen Universität Gregoriana studierte.
Während seiner Zeit in Frankfurt freundete er sich mit Seminaristen aus dem Bistum Trier an, Kontakte, die auch nach seinem Wechsel nach Rom bestehen blieben. „Am Wochenende haben wir oft Ausflüge im Gebiet des Bistums unternommen. Dabei habe ich Pfarreien und Seelsorgerinnen und Seelsorger kennengelernt. Die Atmosphäre, die ich dort erleben durfte, war sehr wertschätzend. Viele haben sich gefreut, dass sich junge Leute für einen Beruf in der Seelsorge entscheiden.“ Da der Kontakt zu seiner Heimatpfarrei in Berlin im Laufe der Jahre nachgelassen hatte, entschloss er sich, beim Bistum Trier um einen Wechsel zu bitten. „Ich finde es für mich wichtig, dass ich im Beruf Freunde und Weggefährten – nicht nur andere Priester – als Austauschpartner in greifbarer Nähe habe“, sagt Klose. So zog er von Rom aus in die Pfarreiengemeinschaft Irrel, wo er die letzten beiden Jahre als Pastoralpraktikant und Diakon tätig war. „Dort durfte ich die gesamte Bandbreite der Seelsorge erleben – also genau das, was mich an dem Beruf fasziniert“, blickt er zurück. Religionsunterricht an Schulen gehörten genauso zu seinen Aufgaben wie Taufen, Beerdigungen, die Krankenkommunion und die Firmvorbereitung. Seinen Plan, in der Eifel wieder seine Begeisterung für den Reitsport aufleben zu lassen, hat er in den zwei Jahren zum eigenen Bedauern nicht umgesetzt. Dafür zählen zu seinen Hobbys das Gitarre- und Orgelspiel sowie das Lesen von theologischer Literatur aber auch Romanen.
Schutzkonzepte als Qualitätsmerkmal
Dass viele Menschen ihn auf den Zölibat, also die Ehelosigkeit, ansprechen, kann er nachvollziehen. „Das ist ja nicht nur meine Privatsache, sondern gehört zu meinem Beruf dazu“, sagt Klose. Der Zölibat stelle für ihn auch eine Lücke dar: Eine, die ihm in der Freizeit Platz für seine Beziehung zu Gott lasse, aber auch eine, die manchmal schmerzhaft sei. Die positive Seite des Zölibats, der den Priestern eine größere Freiheit zum Dienst an den Gläubigen ermöglicht, sei in der Gesellschaft verloren gegangen. „Auch weil er nicht vorbildhaft gelebt wurde“, sagt Klose. Das Thema Missbrauch durch Geistliche beschäftigt ihn seit seiner Kindheit – er war in der sechsten Klasse, als 2010 der Missbrauchsskandal an seiner Schule, dem Canisius-Kolleg, öffentlich wurde. Daher war ihm die Erstellung des Institutionellen Schutzkonzepts (ISK) in der Pfarreiengemeinschaft Irrel ein äußerst wichtiges Anliegen: „Das ISK soll keine Belastung durch Auflagen sein, sondern ein Qualitätsmerkmal unserer Arbeit.“
Zu seiner Priesterweihe nach Rom kommen neben Familie, Verwandten und Freunden aus Berlin auch rund 60 Leute aus dem Pastoralen Raum Bitburg. Die Pfarreiengemeinschaft Irrel organisiert aus diesem Anlass eigenes eine Gemeindereise in die Ewige Stadt. Seine Primiz feiert Klose am 2. Oktober in Rom in der Kirche Santa Maria Sopra Minerva. Mit der Weihe endet für Pascal Klose die Zeit in Irrel. Wie für Germaniker üblich, wird er nach der Weihe ein zweijähriges Aufbaustudium in Rom absolvieren. Hierfür hat er Judaistik und christlich-jüdische Beziehungen gewählt.