Heilig-Rock-Tage: Bestseller-Autor Tobias Haberl spricht über seinen Glauben :Früher Mitläufer, heute Rebell

Trier – „Früher war ich der Mitläufer, heute bin ich der Rebell“: So hat Tobias Haberl, Redakteur beim Magazin der „Süddeutschen Zeitung“ und Autor des Buches „Unter Heiden. Warum ich trotzdem Christ bleibe“, sich bei den Heilig-Rock-Tagen vorgestellt. Vor gut 150 Interessierten las er am 10. Mai in der Trierer St. Gangolf-Kirche aus seinem Buch und sprach mit Christopher Hoffmann (Pastoralreferent und Rundfunkbeauftragter des Bistums Trier beim SWR) über seinen Glauben.
Haberl erzählte, wie er nach einer katholisch sozialisierten Kindheit, in der der Glaube ganz selbstverständlich und ungezwungen Teil seiner Welt war, und nach einer etwa 20-jährigen Phase, in der er sich von Kirche und Glaube abgewandt hatte, wieder zurückfand. Es habe kein „Schlüsselerlebnis“ gegeben, sondern lasse sich besser als Dynamik beschreiben. Nichts habe ihm gefehlt in Jahren der Freiheit, des Reisens, mit einem erfüllenden Job, er sei privilegiert – und doch habe er ein „Mangelgefühl“ gehabt. Darauf habe er sich eingelassen, und „als der Glaube zu mir zurückgekehrt ist vor etwa zehn Jahren“, habe er sich sehr bewusst dazu entschlossen, an Gott zu glauben. „Dadurch gelingt mein Leben besser“, zeigte sich Haberl überzeugt. Aus einer „vermeintlichen Pflicht“ sei eine „innere Notwendigkeit“ geworden: „Ich fühle mich jeden Tag freier und unabhängiger.“
Auf die Frage, wer Gott für ihn sei, erklärte er, den Wunsch nach konkreten Vorstellungen eher zu verscheuchen, „weil es mir nicht gelingt, ihn zu fassen“. In dieser Unverfügbarkeit liege eine Faszination. „Ich versuche Gott zu spüren, mich in seiner Gegenwart aufzuhalten, die Schrift zu lesen. So fühle ich mich gesehen, begleitet, geliebt – das reicht mir.“ Beim gläubigen Leben gehe es um mehr als nur darum, ein guter Mensch zu sein, sagte der 49-Jährige. „Gott ist Mensch geworden“ – Jesu Leben auf sich wirken zu lassen, helfe ihm bei der Frage, wie er selbst leben wolle.

In den vergangenen Wochen seien durch den medialen Fokus auf den Tod von Papst Franziskus, das Konklave und den neuen Papst Leo XIV. wieder die „Schönheit, der Trost und die Hoffnung des Glaubens“ zu sehen gewesen. Das fehle ihm oft in der öffentlichen und medialen Wahrnehmung. Katholisch zu sein und sich öffentlich dazu zu bekennen, sei aktuell besonders anstrengend, bekannte er: „Du wirst abgeurteilt von Leuten, die sich nicht die Mühe machen, etwas über die Grundlage und die Inhalte dieses Glaubens zu erfahren.“ Natürlich müsse Kirche kritisiert werden, „wenn sie unchristlich oder sogar kriminell handelt“, aber diese Kritik wünsche er sich differenziert. Sein eigener Glaube werde auf verschiedenen Wegen gestärkt, etwa durch die verschiedenen Gottesdienstformen, aber auch durch die Begegnung mit anderen gläubigen Menschen „egal welcher Religion“.
Die Heilig-Rock-Tage, das Bistumsfest der Diözese Trier, enden am 11. Mai um 18 Uhr mit der Abschlussvesper, die auch zum Dank für die Wahl von Papst Leo XIV. gefeiert wird. Informationen, das Programm und Fotos vom Bistumsfest sind unter www.heilig-rock-tage.de zu finden.