Ukrainischer Bischof zugeschaltet bei Weltkirche- und Jugend-Konferenz des Bistums :Für Frieden einstehen – im eigenen Umfeld und global
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Wittlich – Wie wird der designierte US-Präsident Trump sich im Krieg zwischen Russland und Ukraine positionieren und ist Europa überhaupt sicher, falls die USA sich zurückziehen? Wie kann der innergesellschaftliche Frieden in Deutschland gewahrt werden, entgegen des erstarkten Populismus? Es gibt derzeit wohl wenige Themen die dringlicher diskutiert werden als die Frage nach Frieden. Auch die Abteilung Jugend und die Diözesanstelle Weltkirche im Bistum Trier haben bei ihrer ersten gemeinsamen Bistumskonferenz zum globalen Handeln das Thema Frieden in den Mittelpunkt gestellt.
Die Hilfswerke „missio“ und das Kindermissonswerk „Die Sternsinger“ stellten ihre aktuellen Jahreskampagnen vor. Ihre Arbeit in den ärmsten Regionen der Welt stärkt vor allem Frauen und Kinder durch Bildung und Hilfe zur Selbsthilfe. Dadurch erhalten die schwächsten und sozial abgehängten Menschen eine Stimme, erfahren von ihren Rechten, und demokratische Prozesse werden angestoßen.
„Eine Kultur des Friedens etablieren – deutschlandweit“
Gastreferentin des Tages war Elisabeth Abanda, 36, Angestellte der Landeszentrale für politische Bildung und Trainerin für Friedensmentoren bei „Peace for Future“. In ihrem Vortrag erklärte sie, wie Frieden durch das individuelle Verhalten jedes Einzelnen beginnt und Multiplikatoren in die Gesellschaft hineinwirken. Peace for future entwickelte sich als Konzeptidee aus der Gruppe „Sicherheit neu denken“, in der viele zivilgesellschaftliche Organisationen vereint agieren. Man habe verstärkt junge Menschen erreichen wollen, so sei das niedrigschwellige Angebot der Friedensmentoren-Ausbildung entstanden.“ Vier Tage lang werden dabei Interessierte geschult und theoretisches Wissen über Gewalt, Konflikte und Frieden gelegt sowie Konzepte wie die gewaltfreie Kommunikation oder Konflikttypen sowie Arbeit an der Körpersprache vorgestellt. „Es ist immer magisch, was in diesen Gruppen für ein guter Austausch und auch ein Gemeinschaftsgefühl entsteht“, berichtet Abanda. Ziel sei, eine „Kultur des Friedens“ zu etablieren – und zwar deutschlandweit. Im besten Fall entwickelten sich lokale Gruppen. Wir sind auf Ehrenamtliche angewiesen“, erklärt Abanda. „Manche sagen auch: Was mache ich mit der Hoffnungslosigkeit oder der Ohnmacht, die ich verspüre? Dem möchte ich was entgegensetzen.“ Die Altersstruktur in den Coachings reiche von 17 bis Ende Zwanzigjährigen, die in ihren Umfeldern gern Friedensarbeit einsetzen möchten – ob privat, im pädagogischen Bereich, im Verein oder in Initiativen. Zivilcourage, gewaltfreie Kommunikation, Perspektivwechsel, an Konflikten zu wachsen und an gemeinsamen Werten zu arbeiten seien Werkzeuge. „Kriege zerstören ausschließlich. Sie lösen Traumata aus, sowohl bei denen, die Gewalt ausüben als auch bei denen, die Gewalt erfahren, sie zerstören Infrastruktur, Umwelt, die Wirtschaft eines Landes.“
Ukrainischer Erzbischof gibt Einblicke in die Situation in Donezk
Das erlebt der gerade zum Exarchen (Erzbischof) ernannte Ukrainer Maksym Ryabukha in seinem Exarchat Donezk aus nächster Nähe. Live zur Konferenz zugeschaltet, gab er mithilfe einer Dolmetscherin Einblicke in die schwierige Situation im Osten der Ukraine. Mit dem Bistum Trier verbinde ihn Solidarität und Freundschaft, er sei dankbar für jeden und jede einzelne, die sich für Frieden einsetzten, so der Bischof. Im Sommer hatte das Bistum eine Ferienfreizeit ukrainischer Kinder in Trier mitfinanziert und mit weiteren Geldern Wärmestuben vor Ort gefördert – beides aus einem Nothilfefonds. Wenn man alleine mit Problemen konfrontiert sei, erschienen diese immer größer, als wenn viele zusammenstünden, sagte der Exarch. Es gebe den Ukrainern Kraft und Zuversicht, viele Freunde überall in Europa hinter sich zu wissen und irgendwann die Hoffnung auf einen Beitritt zur Europäischen Union zu haben. Für die Kirche gelte, Bedürfnisse und Nöte der Menschen zu erkennen und ihnen bestmöglich zu helfen. „Wir versuchen, die Würde der Menschen zu bewahren. Unsere Pfarrzentren sind zu sozialen Zentren geworden. Sie sind häufig die einzigen Möglichkeiten für Menschen, zusammen zu kommen, etwas zu essen, ihre Wäsche zu machen. Die Wärmeküchen sind gerade für ältere und sehr arme Menschen oder Binnenflüchtlinge da. Wenn wir sie nicht unterstützen, gibt es sonst keinen.“ Kürzlich sei er in den Westen der Ukraine gereist, wo Jugendliche ihn fragten, wie die Soldaten überhaupt mit diesem ganzen Hass weiterleben könnten. Er habe ihnen geantwortet, dass an der Front kein Hass herrsche. Die Männer dort funktionierten einfach. Und fühlten sich ansonsten unterstützt von ihren Familien und den Menschen der Ukraine – so seien sie nicht allein. Auf die Frage, ob es auch Männer gebe, die wegen ihres Glaubens und ihrer Werte den Dienst an der Waffe verweigerten, antwortete Ryabukha: „Ich habe noch keinen Soldaten getroffen, der seinen Dienst gerne macht, aus Lust auf Gewalt. Sie müssen es tun aus Notwehr, um uns alle zu schützen, um hier ein menschenwürdiges Leben für die Ukrainer zu bewahren.“
Thorsten Hoffmann, Leiter der Diözesanstelle Weltkirche, dankte zum Schluss allen Teilnehmenden für ihr Kommen nach Wittlich. Die Konferenz hatte sich an all jene gerichtet, die Friedensarbeit und Eine-Welt-Themen interessiert sind. Man werde auch in Zukunft versuchen, noch enger zwischen den einzelnen Bereichen wie der Jugend und der Diözesanstelle Weltkirche zu kooperieren.