Alternativer Gottesdienst:Gemeinsam den Glauben feiern

Saarbrücken. Der evangelische Pfarrer Otto Deutsch und seine aus den USA stammende Frau Becky waren es, die im Jahr 2000 nach Erfahrungen in Amerika, Afrika und verschiedenen Ländern Europas ein neues, anderes Gottesdienstkonzept auf die Beine stellten, von dem eine besondere Lebensfreude und Begeisterung ausgeht. Hiervon ließ sich bald auch Blügel-Ebinghaus anstecken, die seit dem altersbedingten Ausscheiden des Ehepaars Deutsch die Organisation verantwortet. „Dabei sah ich mich anfangs nicht als ideale Nachfolgeriun für die Leitung“, schildert sie. „Ich bin katholisch, geschieden und nicht aus Klarenthal“. Für Deutsch keine Ausschlusskriterien, und so kam noch ein Schwung mehr Ökumene in den etwas anderen Gottesdienst, der einmal monatlich stattfindet und einen inklusiven Ansatz hat.
„Hier kommen Menschen verschiedenen Glaubens zusammen, mit und ohne Behinderung. Wir feiern nicht nur, wir können den Gottesdienst richtig erleben.“
JOMI (Michael Kreutzer)
Darüber freut sich auch Sigrid Meiser-Helfrich, die Vorsitzende des katholischen Gehörlosenvereins „Bleib-treu“ Saarbrücken und Umgebung. „Ich bin taub und sitze im Rollstuhl. Beim Alternativen Gottesdienst in Klarenthal gefällt mir sehr gut, dass Menschen mit und ohne Behinderung zusammenkommen und barrierefrei miteinander den Glauben leben können.“ Seit 2010 sind die Gebärdendolmetscherinnen Helen Hahn und Isabelle Ridder sowie die Schriftdolmetscherinnen Carmen Hick und Martine Vogt jeweils im Wechsel im Einsatz, um Hörbeeinträchtigten die barrierefreie Teilnahme zu ermöglichen. Das Miteinander von Hörenden und Gehörlosen erleben zu können, findet Meiser-Helfrich „immer wieder berührend“.
Kreativer Teil regt zum Mitmachen an
Im Rahmenprogramm des Jubiläums im April trat auch der Pantomime JOMI (Michael Kreutzer), auf, der das Konzept ebenfalls sehr schätzt: „Hier kommen Menschen verschiedenen Glaubens zusammen, mit und ohne Behinderung. Wir feiern nicht nur, wir können den Gottesdienst richtig erleben.“ Dazu trägt jedes Mal auch ein kreativer Teil bei, der immer wieder neu zum Mitmachen anrege. Kreutzer alias JOMI trat wiederholt bei dem Format in Erscheinung und trug mit religiösen Stücken aus seinem Repertoire zu den jeweiligen Themen der Gottesdienste bei.
Mit Ruth und Hartmut Schatz hatten sich sogar Besucher aus Peine auf den Weg in die evangelische Kirche gemacht, obwohl sie selbst der neuapostolischen Gemeinschaft angehören. „Besonders gefallen hat mir, dass die Gemeinde die Lieder gebärden konnte. Dadurch habe ich auch als Hörgeschädigte begeistert am Gottesdienst teilnehmen können“, sagt Ruth Schatz. In Niedersachsen gebe es für sie und ihren Mann keine entsprechenden Angebote, erklärt die gebürtige Saarbrückerin.
Beim Jubiläum ließ Becky Deutsch die Anfänge des Gottesdienstformats Revue passieren, Blügel-Ebinghaus berichtete über das Thema „Inklusion“, und Otto Deutsch ging auf einige der bisherigen Gottesdienstthemen ein. Mit einer Videobotschaft meldete sich Uwe Lorenzen zu Wort, der die Gottesdienste als evangelischer Pfarrer die Hälfte der 25 Jahre begeitet hatte und mittlerweils in Oberfranken wirkt. Auch er hob das ökumenische Angebot hervor, in dem er in seiner kurzen Ansprache auf die Auslegung des Misereor-Hungertuchs einging.
Die Ansprache nach dem Bibeltext mit der Geschichte des Gelähmten hielten die Pfarrerinnen Anja Schild und Christine Unrath. Band und Singkreis aus der Gemeinde und der Umgebung sorgten für die musikalische Gestaltung. Bei einem Kinderangebot. konnten die jüngsten Besucher Buttons gestalten, die im Anschluss an alle verteilt wurden.
Nun heißt es vorerst Abschied nehmen von der Kirche in Klarenthal. Da sie umgebaut wird, zieht der Alternative Gottesdienst bisweilen in die Lutherkirche Altenkessel um. Mitfahrmöglichkeiten können bis 14 Tage zuvor mit Blügel-Ebinghaus abgeklärt werden.