Emil-Frank-Institut feiert Silbernes Jubiläum:„Gemeinsame Zukunft braucht gemeinsames Erinnern!”
Wittlich – Mit einem Konzert des deutsch-israelischen Ensembles „Lebensmelodien” und zahlreichen Gästen aus Wissenschaft, Politik und Gesellschaft hat das Emil-Frank-Institut (EFI) am 7. Dezember in der Kultur- und Tagungsstätte Synagoge Wittlich sein 25-jähriges Bestehen gefeiert. „Als feste zivilgesellschaftliche Größe in Wittlich und der Region Mosel-Eifel-Hunsrück leistet das Institut einen wesentlichen Beitrag, um antisemitischem Denken entgegenzuwirken”, erklärte der kommissarische Leiter Dr. Dennis Halft. Grußworte und Glückwünsche kamen von Dr. h.c. Charlotte Knobloch, ehemalige Präsidentin des Zentralrates der Juden in Deutschland, Bischof Dr. Stephan Ackermann, Monika Fuhr, Beauftragte für jüdisches Leben in Rheinland-Pfalz, und Joachim Rodenkirch, Bürgermeister der Stadt Wittlich.
Knobloch (90), die eigens für das EFI-Jubiläum aus München angereist war, mahnte mit Blick auf den wieder erstarkenden Antisemitismus in der Gesellschaft: „Halten Sie die Erinnerung an die Schoah wach und bleiben Sie die starke Stimme, die Sie seit 25 Jahren sind!” Das EFI sei Teil des „Bollwerks” gegen Judenfeindlichkeit. „Wir müssen gemeinsam und entschlossen gegen Antisemitismus vorgehen”, forderte auch Fuhr, die als Beauftragte der Ministerpräsidentin für die Landesregierung sprach. Man werde alles dafür tun, das jüdische Erbe weiter zu pflegen, sichtbar zu machen und Begegnungen zu schaffen.
Um diesem Auftrag gerecht zu werden, engagiert sich das EFI in der Erinnerungs-, Forschungs- und Bildungsarbeit. „Gemeinsame Zukunft braucht gemeinsames Erinnern!”, betonte Halft den hohen Stellenwert der Erinnerungskultur, die etwa die länderübergreifende AG „Grenzenlos gedenken” leistet.
Jährlich erreiche das Institut außerdem rund 1.000 Menschen mit spezifischen Bildungsangeboten für alle Altersklassen und kooperiert als „An-Institut” in Forschung und akademischer Lehre mit der Theologischen Fakultät Trier und der Universität Trier. Deren gemeinsame Forschungsprojekte beleuchten nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Gegenwart jüdischen Lebens.
Die Bedeutung des interreligiösen Dialogs hob Bischof Ackermann hervor, indem er auf den Propheten Jesaja und das gemeinsame Erbe von Juden- und Christentum verwies. Zudem griff er die Mahnung seiner Vorrednerin Knobloch auf und erklärte mit Nachdruck: „Wir müssen wach und wehrhaft sein!”
Info Emil-Frank-Institut
Seit 1997 fördert das Emil-Frank-Institut die Begegnung zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Menschen. Auf Gründungsdirektor Prof. Dr. Reinhold Bohlen folgten die Direktoren Prof. Dr. Hans-Georg Gradl und Prof. Dr. Erasmus Gaß. Seit 2021 obliegt die Leitung Dr. Dennis Halft OP, Inhaber des Lehrstuhls „Abrahamitische Religionen mit Schwerpunkt Islam und interreligiöser Dialog” an der Theologischen Fakultät Trier. Das EFI führt eine öffentlich zugängliche Fachbibliothek mit über 10.000 Bänden, organisiert Führungen, Vorträge, Exkursionen und weitere Veranstaltungen und publiziert seine Arbeit regelmäßig.
Info Lebensmelodien
Das deutsch-israelische Ensemble „Lebensmelodien” unter der künstlerischen Leitung von Nur Ben Shalom führt jüdische Melodien auf, die im Zeitraum 1933-1945 komponiert, gesungen und gespielt wurden. Hinter den musikalischen Werken, die größtenteils schon in Vergessenheit geraten waren und nun teilweise von Hinterbliebenen von Schoah-Überlebenden zur Verfügung gestellt wurden, verbergen sich die Lebensgeschichten jüdischer Menschen. Textzeilen, gelesen von der österreichischen Schauspielerin Isabel Karajan, flankierten die Musik, die damals geholfen hat, in den Ghettos und Lagern zu überleben – aber auch, um von der Welt Abschied zu nehmen.
Weitere Informationen gibt es auf: www.emil-frank-institut.de und www.lebensmelodien.com
(ih)