Lebensberatung Neuwied legt den Jahresbericht 2015 vor :Generation „Nesthocker“ ist ein Thema
Was es mit "Nesthockern" auf sich hat und welche Probleme in den Beratungen noch angesprochen werden, zeigt der Jahresbericht 2015 der Lebensberatung Neuwied.
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Datum:
13. Juni 2016
Von:
Bischöfliche Pressestelle
Neuwied – Es ist ein Fall, wie er den Mitarbeitenden der Lebensberatung Neuwied in letzter Zeit häufiger begegnet: Ein Student meldet sich bei der Beratungsstelle wegen depressiver Verstimmungen und weil er für sich beruflich keine Perspektive sieht. In den ersten Gesprächen wird rasch klar: Nach einem Studienfachwechsel wohnt der junge Mann wieder bei seinen Eltern, er wird verwöhnt und bekommt jeden Wunsch erfüllt – es mangelt ihm an Eigenverantwortung. Gegen Ende des Studiums nagen nun Selbstzweifel an ihm, ob der anschließende Beruf überhaupt das richtige für ihn ist. Durch die Versagensangst wird er antriebslos, isst wenig, schläft schlecht – und fühlt sich den Eltern verpflichtet, die ihm so viel gegeben haben. Das anonymisierte Beispiel im jetzt vorgelegten Jahresbericht der Lebensberatungsstelle Neuwied 2015 illustriert das Phänomen „Nesthocker“, das zunehmend zum Thema der Beratungen wird. Das „Hotel Mama“ sei so beliebt wie nie zuvor: In Deutschland leben 30 Prozent der 25- bis 30-Jährigen noch bei den Eltern. Ein schwieriger Weg ins Berufsleben, hohe Wohnungsmieten aber auch Aspekte der Eltern-Kind-Beziehung seien Faktoren, berichtet das siebenköpfige Team der Lebensberatung um Leiter Andreas Markert. Für junge Menschen würden so materielle Sorgen und der Druck zu eigenverantwortlichem Handeln minimiert, die Eltern könnten ihre Angst vor dem „leeren Nest“ klein halten und die schwierige Suche nach Lebenszielen in dieser Umbruchphase aufschieben. In der Beratung gehe es dann darum, die Eltern zum Loslassen ihrer erwachsenen Kinder zu ermutigen und die jungen Erwachsenen dabei zu begleiten, für ihr Leben Verantwortung zu übernehmen. Wie der Jahresbericht zeigt, ist das aber nur eines von vielen Beratungsthemen: 912 Kinder, Jugendliche und Erwachsene haben 2015 Hilfe und Unterstützung bei der Lebensberatung Neuwied gesucht. Weitere 364 Menschen nahmen an anderen Angeboten teil, etwa Elternabenden, offenen Sprechstunden oder Weiterbildungen. Bei Kindern und Jugendlichen sind die Gründe häufig die Trennung oder Scheidung und Sorgerechtsstreitigkeiten der Eltern, deren inkonsequentes Erziehungsverhalten, oder auch psychische Erkrankungen eines Elternteils. 43 Prozent aller Kinder und Jugendlichen, die Kontakt zur Lebensberatung hatten, lebten nicht in ihrer Ursprungsfamilie. Bei der Beratung von Frauen und Männern waren folgende Themen relevant: Krankheiten wie Depression, kritische Lebensereignisse und Verluste, Selbstwertproblematik sowie Auseinanderleben und Mangel an Kontakt. Außerdem gehören zum Angebot der Lebensberatungsstelle Neuwied Projekte wie die „zugehende Beratung“ in mehreren Kindertagesstätten im Kreis Neuwied (zusammen mit dem Kreisjugendamt) und eine Lese- und Rechtschreibeförderung für Kinder mit Legasthenie. Die Gesamtkosten von rund 371.000 Euro für die Lebensberatung finanziert zu 53,5 Prozent ihr Träger, das Bistum Trier, zu 19,6 Prozent das Land Rheinland-Pfalz, zu 15,6 Prozent der Kreis Neuwied, zu 10,5 Prozent die Stadt Neuwied, zu 0,3 Prozent die Stadt Andernach und zu 0,5 Prozent der Kreis Mayen-Koblenz. Für die Ratsuchenden ist die Beratung kostenfrei. Die Lebensberatung hat ihren Sitz in der Marktstraße 1 in Neuwied; Tel.: 02631-22031, lb.neuwied@bistum-trier.de, www.lebensberatung.info/neuwied.