Muttersprachliche Seelsorge im Bistum Trier:Gläubigen im Ausland einen Halt geben
Koblenz/Saarbrücken/Trier – Am letzten Samstag der Heilig-Rock-Tage in Trier findet das Treffen der muttersprachlichen Gemeinden im Bistum Trier statt. Menschen aus aller Welt, die im Bistum leben, versammeln sich, um sich auszutauschen und gemeinsam Gottesdienst zu feiern.
„Insgesamt gehen wir von rund 140.000 Katholiken mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit im Bistum Trier aus, also gut 10% der Katholiken“, erzählt Pfarrer Matthias Schmitz. Er ist zuständig für die muttersprachliche Seelsorge im Bistum Trier. Derzeit gibt es vierzehn muttersprachliche Missionen und Gemeinden im Bistum. Neben Ausländern haben auch viele Katholiken mit deutscher Staatsangehörigkeit, die ihre Wurzeln in anderen Ländern haben, eine Heimat in den muttersprachlichen Gemeinden gefunden. „Einige dieser Gemeinden haben auch mehrere Gottesdienstorte“, sagt Pfarrer Schmitz. „Insgesamt kommt man auf rund 30 Orte, an denen sich muttersprachliche Gemeinden treffen. Bei den Treffen vor Ort liegt die Zahl der Teilnehmenden zwischen 15 und 400 Personen.“
Die größte Gruppe stellen die polnischen Katholiken: rund 40.000 Gläubige aus Polen gibt es im Bistum Trier. Sie werden von vier Priestern an insgesamt fast zwanzig Orten betreut. Anders als in „klassischen“ Pfarreien läuft die Seelsorge in den muttersprachlichen Gemeinden ganz unterschiedlich, wie Pfarrer Schmitz erklärt: „Manche Gemeinden ähneln stark einer klassischen volkskirchlich geprägten deutschen Pfarrei mit den dort üblichen Aktivitäten, die sich über die ganze Woche erstrecken. Andere Gemeinden werden von Priestern betreut, die für mehrere Bistümer zuständig sind und treffen sich nur ein paar Mal im Jahr.“ Dort beschränke sich die Seelsorge dann auf die Feier von Gottesdiensten und die Spendung der Sakramente. Viele Gläubige der muttersprachlichen Gemeinden sind zusätzlich auch in ihren deutschen Gemeinden vor Ort präsent.
Entstanden ist die muttersprachliche Seelsorge im 19. Jahrhundert, als die großen Auswanderungswellen aus Europa die Kirche vor Herausforderungen stellten.
„Damals wurden die Bistümer, die viele Auswanderer verzeichneten, verpflichtet, ihren Gläubigen Priester mitzuschicken, damit sie im Ausland nicht an Seele und Leib Schaden nehmen“, so Schmitz. Daraus hat sich die heutige muttersprachliche Seelsorge entwickelt. „Es geht darum, den Gläubigen im Ausland einen Halt zu geben. Sie sollen nicht Gefahr laufen, in den schwierigen ersten Jahren im Ausland den Zugang zur Seelsorge zu verlieren.“ Diese Gefahr besteht, weil Kirche und Seelsorge immer sehr stark von der Kultur eines Landes geprägt ist. Die psychologische Schwelle zum Betreten einer Kirche in einem fremden Land ist nicht zu unterschätzen, nicht nur wegen der Sprachbarriere. „Deshalb ist es unrealistisch zu erwarten, dass sich eingewanderte Katholiken einfach den Gemeinden vor Ort anschließen können.“ Manche deutschen Gemeinden bemühen sich zwar darum, Hemmschwellen abzubauen, so Schmitz. Andere seien sich kaum bewusst, wo solche Schwellen existieren. Deshalb wirken sie oft wenig einladend auf Migranten. „Die Missionen sind deshalb ein klares Bekenntnis des Bistums, dass wir unsere Rede von Teilhabe ernstmeinen, auch in Bezug auf Migranten.“
Die Heilig-Rock-Tage dauern noch bis zum 12. Mai. Das gesamte Programm und unsere Bildergalerien sind unter www.heilig-rock-tage.de zu finden.
Dominik Holl