Pastoraler Raum stellt Schutzkonzept zur Prävention vor:„Glaubensorte müssen sichere Orte sein“
Kaisersesch – „Es ist ein Thema, das uns mehr oder weniger alle betrifft“, sagt Frank Hoffmann beim Blick in das katholische Pfarrheim von Kaisersesch. Der Pastoralreferent stellt gemeinsam mit der Gemeindereferentin Stefanie Heinzen und Dekan Michael Wilhelm das Institutionelle Schutzkonzept für die Pfarreien im Pastoralen Raum Kaisersesch vor. Gut eineinhalb Jahre hat eine Arbeitsgruppe aus Hauptamtlichen mit Unterstützung von Ehrenamtlichen an dem Papier gearbeitet, das dem Schutz von Kindern und Jugendlichen sowie hilfebedürftigen Erwachsenen vor sexualisierter Gewalt im kirchlichen Bereich dienen soll.
„Faith spaces must be safe spaces – Glaubensorte müssen sichere Orte sein!”, unter diese Überschrift hat das Team das Schutzkonzept gestellt, das von nun an maßgebend für Haupt- und Ehrenamtliche ist, die im Pastoralen Raum und in den Pfarreien mit Kindern, Jugendlichen sowie schutzbedürftigen Erwachsenen arbeiten. „Unser Ziel ist es zu sensibilisieren, Fehlverhalten zu verhindern und Konsequenzen aufzuzeigen sowie Transparenz und damit Vertrauen zu schaffen. Insbesondere die zwei letzten Punkte sind uns als katholische Kirche in jüngster Zeit verloren gegangen“, weiß Hoffmann. Auf 22 DIN A5 Seiten fasst das handliche Heft den Rahmen eines achtsamen Umgangs miteinander zusammen, benennt Risiken und Regeln sowie Ansprechpersonen, die im Verdachtsfall beratend zur Seite stehen.
Einige Punkte wurden in den Pfarreien bereits umgesetzt. So findet auf Wunsch die Beichte im Zugehen auf die Erstkommunion in einem einsehbaren Raum statt, sodass es zu keiner eins-zu-eins-Situation hinter geschlossenen Türen kommen kann.
Ab sofort werden Ehrenamtliche gemäß der Intensität und Dauer ihres Einsatzes mit Kindern, Jugendlichen und schutz- sowie hilfsbedürftigen Erwachsenen mit dem Thema „Prävention“ vertraut gemacht und geschult. Bei einer längerfristigen und regelmäßigen Arbeit mit diesen Personengruppen, wie zum Beispiel Ferienfreizeiten, Katechese, Hausaufgabenhilfe oder Messdienerbetreuung in der Sakristei müssen Ehrenamtliche ein Erweitertes Führungszeugnis vorlegen sowie eine Verpflichtungserklärung, eine Selbstauskunftserklärung sowie die Anerkennung des Schutzkonzeptes unterzeichnen. Für Hauptamtliche gelten solche Regeln ebenfalls.
Zudem wurde ein Krisenteam eingerichtet: Alle, die eine grenzverletzende Situation selbst erlebt oder davon erfahren haben, können sich an das Krisenteam bestehend aus Dekan Michael Wilhelm und den geschulten Personen Gemeindereferentin Stefanie Heinzen und Pastoralreferent Frank Hoffmann sowie Esther Thönnes, Leiterin der Lebensberatungsstelle in Cochem, wenden.
Unterschiedliche Blickwinkel für mehr Sicherheit
Auch Ehrenamtliche und Gemeindemitglieder konnten sich an der Ausarbeitung des Schutzkonzeptes beteiligen und ihre Hinweise im Rahmen eines Fragebogens einbringen. „Es war uns wichtig, viele mit ins Boot zu nehmen“, erklärt Hoffmann. „Wir haben dadurch andere Blickwinkel erhalten, nicht nur die von den Hauptamtlichen“, bestätigt Heinzen. Dadurch sei das Team zum Beispiel auf dunkle Ecken hingewiesen worden, die ihnen noch nicht bekannt waren. Dekan Wilhelm unterstreicht dies: „Das Konzept ist mit einem großen Beteiligungsverfahren entstanden.“ Nun gelte es, die Inhalte bekannt zu machen.
Weitere Info-Veranstaltungen sind jeweils donnerstags, beginnend am 5. Oktober um 19 Uhr in der Knabenschule (Am Plenzer 2) Treis und am 12. Oktober um 19.15 Uhr in der Mehrzweckhalle Alflen (Schulstraße 14). Anmeldungen nehmen Stefanie Heinzen und Frank Hoffmann per E-Mail an kaisersesch@bistum-trier.de und telefonisch unter Tel.: 02653-717860 entgegen.
Zu finden ist das Schutzkonzept auf den jeweiligen Internetseiten der Pfarreien und auf der zukünftigen Homepage des Pastoralen Raums Kaisersesch.
Alle Pfarreien im Pastoralen Raum und Institutionen, also Rechtsträger, im Bistum Trier müssen ein Schutzkonzept erarbeiten.
Einen Überblick über die Arbeit des Bistums Trier im Bereich Aufarbeitung, Intervention und Prävention gibt es auf www.praevention.bistum-trier.de. Die unabhängigen Ansprechpersonen bei sexualisierter Gewalt sind im Bistum Trier Ursula Trappe, Fachanwältin für Familienrecht und Mediatorin, zu erreichen per E-Mail ursula.trappe@bistum-trier.de oder unter Tel.: 0151 50681592 und Markus van der Vorst, Diplom-Psychologe, per E-Mail an markus.vandervorst@bistum-trier.de oder unter Tel.: 0170 6093314.