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Ehren- und Hauptamtliche engagieren sich wieder bei „Rock am Ring“ in der Eifel:Gott rockt mit

Kirche soll dahin gehen, wo Menschen sind. An Pfingsten ist das auch eines der größten Rock-Festivals Deutschlands. Das ökumenische Angebot hat sich dort gut etabliert.
Das Team von Gott am Ring vor der schwarzen Jurte auf Parkplatz A2.
Datum:
7. Juni 2022
Von:
Bischöfliche Pressestelle

Nürburg – Eine leere Bierdose landet mit lautem „Klonk“ in dem Einkaufswagen am Zaun direkt an der Straße zum Festivalgelände von „Rock am Ring“ in der Eifel. „Danke!“ schallt es vielstimmig von der Gruppe vor einem großen Zelt hinter dem Zaun. Auf gemütlichen Campingstühlen sitzen junge Leute, die sich hier haupt- und ehrenamtlich engagieren. Sie unterhalten sich gut gelaunt, versuchen sich an Zaubertricks, andere versorgen eine sichtlich angeschlagene Festivalbesucherin mit Mineralwasser. Die Dosen und Flaschen aus dem Einkaufswagen sammeln sie zwischendurch immer wieder ein und spenden den Pfand-Erlös nach dem Festival an die Tafel in Daun und an den „Markt für Leib und Seele“ in Adenau. „Gott am Ring“ steht in fetten Lettern auf der schwarzen Jurte.

Jenny frisiert zwischendurch auch mal anderen Teammitgliedern die Haare. Die Sechsstundenschichten sind manchmal vollgepackt, manchmal geht es gemütlicher zu.

Ein Bruch mit gängigen Erwartungen

Gott? Bei „Rock am Ring“, zwischen Campern, Merchandise-Ständen, viel Bier und grölenden Festivalbesuchern? „Ja klar, wenn wir davon ausgehen, dass Gott überall ist und die Kirche raus zu den Menschen gehen soll, dann natürlich auch am Pfingstwochenende zu Rock am Ring“, schmunzelt Philipp Hein. Der Gemeindereferent und Leitungsteammitglied des Pastoralen Raums Adenau-Gerolstein ist schon seit einigen Jahren Teil von „Gott am Ring“. Mit der Frage, was die Kirche bei „Rock am Ring“ zu suchen hat, wird er nicht zum ersten Mal konfrontiert. „Viele wundern sich erst einmal, fragen sich, was erwartet mich in dem Zelt und sind dann überrascht. Wir sind nicht hier, um zu missionieren, sondern einfach für die Menschen da, egal ob sie ein trockenes Plätzchen, einen warmen Kaffee oder Zuspruch brauchen.“ Es sei ein Bruch mit den Erwartungen, die viele Menschen haben, wenn es um Kirche geht. Sie werde aber schon wahrgenommen als Ort für Krisensituationen: In den vergangenen Jahren habe es durchaus auch ernstere Situationen gegeben, etwa als eine junge Frau ins Zelt kam, deren Freund gerade mit einer schweren Verletzung ins Krankenhaus eingeliefert wurde. „Einmal kam auch ein junger Mann zu uns, der gerade erfahren hatte, dass sein Opa gestorben war. Das ist eben das Spektrum – es kann reichen von lustigen Besuchen und Klamauk bis hin zu Seelsorgegesprächen“, fasst Hein die Begegnungen mit den Rockbegeisterten zusammen. Premiere bei „Gott am Ring“ hat Gemeindereferentin Alena Becker aus Andernach. In ihrem täglichen Job ist sie für die Kinder- und Jugendarbeit zuständig – jetzt hat sie gerade ihre erste Nachtschicht hinter sich und erzählt, dass das Angebot gut genutzt wurde. „Es ist rund um die Uhr jemand da, wir haben ein offenes Ohr für die Leute. Außerdem gibt es eine Wand mit der Aufschrift ‚Was möchte ich tun, bevor ich sterbe‘, an der die Leute ihre Wünsche hinterlassen können, und Impulskarten, über die man ins Gespräch kommen kann. Auch unsere Fotobox wird ganz gut angenommen.“

 

Zwischendurch sammelt das Team immer wieder die Dosen aus dem Wagen.

Pfand und Lebensmittelspenden gehen an die Tafel

An den letzten beiden Festivaltagen geht die Gruppe auch mit auffälligen pinken Schubkarren über das Campinggelände, um übrig gebliebene Lebensmittel und Getränke einzusammeln, die dann ebenfalls an die Tafeln gespendet werden. Das typische Festivalessen wie Ravioli und anderes „Dosenfutter“ eigne sich dafür besonders gut; da lange haltbar, sagt die 35-jährige Jenny Wichter. Auch die Sozialpädagogin und Kita-Leiterin aus der Eifel ist in diesem Jahr zum ersten Mal mit am Start. Für den Einsatz hier ist die Ehrenamtliche, die immer einen lustigen, freundlichen Spruch auf den Lippen hat, „wie gemacht“, ist sich die Gruppe einig. Gerade sind drei Festivalbesucher aus Paderborn hinzugestoßen, die einfach ein wenig Ruhe im Trubel suchen und froh sind, sich kurz setzen und einen Kaffee trinken zu können. „Es ist ganz unterschiedlich, wer hier so aufläuft“, sagt Jenny. Einige sind neugierig, manche rufen auch mal einen provozierenden Spruch in unsere Richtung. Manche haben ihre Gruppe verloren, oder Freunde werden nebenan ins Zelt des Deutschen Roten Kreuzes eingeliefert und sie warten bei uns, können darüber reden, was passiert ist. Es wird schon als Anlaufstelle wahrgenommen.“ Jenny kann auch von kritischen Fragen berichten: „Ja klar, die kommen auch, gerade über die Kirchen-Skandale der letzten Jahre. ‚Wie könnt ihr überhaupt noch dahinter stehen‘, werden wir gefragt. Dann laden wir ins Zelt ein, dass man sich einfach mal austauscht. Aber letztlich muss man das hier lustig und locker nehmen, das hier ist ‚Rock am Ring‘, da ist keiner zu kritisch und man begegnet sich freundschaftlich.“

Mehr Informationen gibt es auch in den sozialen Medien auf: www.facebook.com/gottamring und auf www.instagram.com/gottamring.