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Eröffnung Pastoraler Raum Dillingen:„Gott spricht auch Platt“

250 Menschen kamen zur offiziellen Eröffnung des Pastoralen Raums Dillingen in die Kirche Heilig Sakrament. Der Gottesdienst stand unter dem Motto "Ebbes Neies?!"
Simon Hoffmann, Dekan Olaf Harig, Weihbischof Franz Josef Gebert und Jörg Sonnet.
Datum:
20. Nov. 2023
Von:
Ute Kirch

Dillingen – „Ebbes Neies?!“ – unter diesem Motto ist am Freitag, 17. November, der Pastorale Raum Dillingen offiziell gestartet. Rund 250 Gläubige haben gemeinsam mit dem neuen Leitungsteam und Weihbischof Franz Josef Gebert den Auftakt mit einem Wortgottesdienst in der Kirche Heilig Sakrament in Dillingen gefeiert.

Der Pastorale Raum Dillingen wurde zu Jahresbeginn von Bischof Stephan Ackermann eingerichtet. Die zehn saarländischen Pastoralen Räume im Bistum Trier lösen die bisherigen Dekanate ab, sind mit diesen aber nicht räumlich deckungsgleich. Zum Pastoralen Raum Dillingen gehören die Pfarreiengemeinschaften Beckingen, Dillingen, Rehlingen, Siersburg, Wallerfangen sowie der fusionierten Pfarrei Nalbach. Er umfasst Gebiete aus den ehemaligen Dekanaten Dillingen, Merzig und Wadgassen. Im Pastoralen Raum Dillingen leben rund 43.000 Katholikinnen und Katholiken.

„Der Pastorale Raum Dillingen spricht moselfränkisch“, stellte Dekan Pastor Olaf Harig gleich zu Beginn des Gottesdienstes klar. Doch die Sprechweise der Mundart unterscheide sich im Pastoralen Raum, wie auch die Art, den Glauben zu leben. „Wir wollen die Menschen mit ihrer Muttersprache, ihrer Ortsprägung, zusammenführen, denn das kann Kirche: Menschen zusammenbringen. Nur gemeinsam werden wir in Zukunft Kirche ein Gesicht geben.“ Der Pastorale Raum sei „Ebbes Naues“, aber der Glaube könne in allen Sprachen der Welt zum Ausdruck gebracht werden. „Er verbindet uns und ist ein Pfund.“

Neue Strukturen aus Verantwortung

Rund 250 Menschen kamen zur Eröffnung des Pastoralen Raums Dillingen.

Die Bistumssynode habe nach intensiver Diskussion darüber, wie mit der aktuellen Situation der Kirche umzugehen sei, dazu ermutigt, keine Angst davor zu haben, größere Organisationsformen anzustreben, dabei aber „die einzelnen, die vielen kleinen Gemeinschaften und Orte von Kirche besonders in den Blick zu nehmen“, sagte Weihbischof Gebert. Daraus sei die Ebene des Pastoralen Raums entstanden. „Wir sind zu der Überzeugung gekommen, dass unsere bisherigen Strukturen nicht mehr ausreichen.“ Er wisse, dass mit der Neustrukturierung viele Fragen und auch Ängste und Verlustgefühle verbunden seien. „Wir haben die Strukturen aus Verantwortung geändert, weil wir mit den Zeichen der Zeit umgehen und handeln müssen, um nicht von den Entwicklungen überrollt zu werden.“ Es sollte kein neues zentralistisches Gebilde entstehen. Vielmehr sei der Pastorale Raum ein Netzwerk mit vielen Knotenpunkten, in das jeder etwas einspeisen könne. „Es gibt vielmehr verschiedene Zentren, die miteinander in Verbindung stehen. Einzelpersonen, Gebetsgruppen, Gruppen, die sich um eine Kapelle kümmern, die Caritas, ein Kindergarten oder ein Altenheim – all dies sind Orte von Kirche.“ Es gelte, nicht über dem zu resignieren, was nicht mehr funktioniere, sondern mit Mut und Entschlossenheit nach vorne blicken. „Wenn Sie Ihren Glauben, Hoffnung und die Liebe einbringen und ein lebendiges Netzwerk bilden, sind Sie ein kraftvolles Zeugnis der Kirche in unserer Welt. Dann wird die Botschaft nicht an Kraft verlieren, auch wenn wir quantitativ weniger werden.“

Geleitet werde der neue Pastorale Raum von einem Leitungsteam aus drei Personen. „Ich bin zwar der Dekan, aber nicht der Chef“, betonte Harig. Er verglich den Pastoralen Raum mit einer Spielgemeinschaft im Sport und der Nachbarschaftshilfe. „Beides reagiert auf eine Not, aber beide richten den Blick nach vorne. Nachbarn, die gemeinsam etwas ins Rollen bringen. Auch wir wollen hier gemeinsam mit Ihnen Kirche gestalten.“ Dem Leitungsteam gehört auch Gemeindereferent Simon Hoffmann an: „Für mich ist der Pastorale Raum ein Geflecht aus Menschen und Gruppen, die gemeinsam, manchmal aber auch jeder für sich, miteinander, untereinander und füreinander ihren Glauben, ihr Christsein und vor allem ihr Menschsein teilen. Daran möchte ich teilhaben. Verantwortlich für die Finanzen des Pastoralen Raums ist Jörg Sonnet, der dritte im Leitungsteam: „Hinter allen Zahlen und Statistiken stecken Menschen, ihre Schicksale, Anliegen und Wünsche. Ich wünsche mir, dass die Zahlen lebendig werden – das Geld soll zu den Menschen kommen und helfen, ihre Anliegen umzusetzen.“

 

Lebendige Glaubenszeugnisse

Frauen und Männer aus kirchlichen Gremien und Gruppen berichten über ihren Glauben.

Im Gottesdienst, der musikalisch von einer Chorgruppe unter Leitung von Thomas Bernardy gestaltet wurde, legten Frauen und Männer aus kirchlichen Gremien und Gruppen Zeugnis über ihren Glauben ab. Sie berichteten den Anwesenden, was sie an ihrem Glauben begeistert. Anschließend waren alle Gottesdienstteilnehmenden aufgefordert, auf Karten mit dem Aufdruck „Gott spricht Dialekt“ aufzuschreiben, was sie von ihrem Glauben anderen gerne weitererzählen. Auch die Lesung aus der Apostelgeschichte über das Pfingstfest griff das Thema der unterschiedlichen Dialekte und Sprache auf. „Bei der Gründung der Kirche konnten alle alles verstehen. Ich glaube, das war keine einmalige Sache. Ich glaube, Gott spricht auch Platt, weil er durch uns Menschen spricht“, sagte Pastoralreferentin Carina Rui.

Im Anschluss an das Abendlob bestand bei einem Empfang in der Kirche Gelegenheit zu Gespräch, Begegnung und Austausch.