„Es hat mir über den Berg geholfen“ :Gruppe „Verwaiste Eltern“ trifft sich monatlich in Koblenz
Koblenz – Wenn das eigene Kind stirbt, ändert sich das Leben – unabhängig davon, ob dieses erst ein paar Monate alt war oder schon erwachsen. Eine Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen, ist die Gruppe „Verwaiste Eltern“, die von der Katholischen Familienbildungsstätte Koblenz organisiert wird. Monatlich finden die Treffen im Pfarrsaal der Herz Jesu Kirche in Koblenz (Löhrrondel) statt. Die Trauergruppe richtet sich an alle Eltern im Großraum Koblenz, die ein Kind verloren haben, sei es durch Krankheit oder einen Unfall.
„Es ist die massivste Form der Trauer“, sagt Bernd Schömer. Der Pastoralreferent und Klinikseelsorger im Ruhestand hat die Treffen 25 Jahre lang organisiert, jetzt übergibt er die Leitung an die Diplom Sozialpädagogin Cornelia Schlatzke. „Es entspricht nicht der Erwartung, dass das eigene Kind vor einem stirbt“, weiß die neue Leiterin. Dabei spiele das Alter der Eltern oder das der verstorbenen Kinder keinerlei Rolle. „Die älteste Teilnehmerin war 80 Jahre alt und ihre verstorbene Tochter 60“, berichtet Schömer, der das Angebot vor einem Vierteljahrhundert initiierte. In der Regel nehmen zwischen sechs und zehn Personen an den Terminen teil.
Ein geschützter Raum für Emotionen
In einem Vorgespräch können neue Eltern(-teile) die Leiterin kennenlernen, und diese kann wiederum abschätzen, ob das Gruppenangebot für die Trauernden geeignet sein könnte. „Mit einem Austausch vorab können wir auch den geschützten Rahmen der Gruppe gewährleisten“, berichtet die Trauerbegleiterin. Diese Vertrautheit sei sehr wichtig. „Ich kann hier alles sagen und immer wieder, denn alle Personen, die hier sitzen, wissen, wovon ich spreche“, zitiert Schömer eine Teilnehmerin. Bekannte, Freunde und Familien wüssten mitunter nicht, wie sie den Trauerenden begegnen sollten, verhalten sich unbeabsichtigt unsensibel oder geben Ratschläge, wie mit dem Verlust umzugehen sei.
„Hier ist der Raum, um alles auszusprechen. Alle Emotionen sind erlaubt, wie zum Beispiel Wut, aber es darf auch gemeinsam gelacht werden“, betont der scheidende Leiter. Diese Möglichkeit wird von den Teilnehmenden als sehr positiv und wohltuend aufgefasst, wie ein Zitat eines Teilnehmers beschreibt: „Diesen Austausch zu haben, das ist mir sehr wichtig. Man fühlt sich verbunden und es gibt mir Halt und Unterstützung im Alltag.“ Oder: „Es hat mir über den Berg geholfen“, zitiert Schömer einen weiteren Teilnehmer.
Die Katholische Familienbildungsstätte unterstützt die Gruppe und die Leiterin in organisatorischen Belangen, bietet weitere Informationen und vermittelt den Kontakt zu Cornelia Schlatzke. Telefonisch ist die Katholische Familienbildungsstätte unter Tel.: 0261-35679 oder per E-Mail an info@fbs-koblenz.de zu erreichen.
(jf)