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Eine „Kirche der Schürze” sein :Gruppe aus dem Bistum Trier pilgert zur Heiligtumsfahrt 2023 nach Aachen 

Alle sieben Jahren werden dort das Kleid Mariens, die Windeln Jesu, das Enthauptungstuch Johannes des Täufers und das Lendentuch, das Jesus bei der Kreuzigung getragen haben soll, gezeigt und verehrt. 
Bischof Ackermann beim Gottesdienst auf dem Katschhof
Datum:
19. Juni 2023
Von:
Judith Rupp

Trier/Aachen – „Der Jesus, an den ich glaube, mein Jesus, dem begegne ich nicht durch Gegenstände der Vergangenheit, die in Schreinen und Schatzkammern aufbewahrt werden. Mein Jesus, der ist frei und lebt!“ Das hat Bischof Dr. Stephan Ackermann beim Gottesdienst auf dem Katschhof in Aachen am 17. Juni erklärt. Zusammen mit rund 100 Pilgerinnen und Pilger, vor allem aus dem Besucherdienst des Bistums Trier, begleitet von den Weihbischöfen Jörg Michael Peters und Franz Josef Gebert und der Leiterin des Bereichs Pastoral und Gesellschaft im Bischöflichen Generalvikariat Trier, Mechthild Schabo, war Ackermann zur Heiligtumsfahrt 2023 nach Aachen gepilgert. Alle sieben Jahren werden dort das Kleid Mariens, die Windeln Jesu, das Enthauptungstuch Johannes des Täufers und das Lendentuch, das Jesus bei der Kreuzigung getragen haben soll, gezeigt und verehrt. 

Die Lebendigkeit Jesu spüren 

Jesus sei „nicht Vergangenheit, sondern Gegenwart. Wir brauchen ihn nicht aufzusuchen, wie wir einen Gegenstand im Museum aufsuchen und bewundern. Es ist umgekehrt: Er kommt uns in seiner Lebendigkeit entgegen.“ So lade er, wie das Motto das Heiligtumsfahrt 2023 laute, ein: „Entdecke mich!“ Ackermann sagte, er gehe davon aus, dass die Gottesdienstgemeinde diese Erfahrung schon in irgendeiner Weise gemacht habe, dass Jesus in ihr Leben getreten sei. „Denn wir sind nicht nach Aachen gekommen als Textilfachleute oder Altertumsforscher. Es ist kein historisches Interesse an Jesus, das uns hier zusammenführt, sondern es ist die Erfahrung seiner Lebendigkeit.“ Diese Lebendigkeit könne auf zwei Grunderfahrungen beruhen: „Dass Jesus lebt, spüre ich immer wieder, wenn ich seine Botschaft höre, seine Worte, wie sie uns in den Evangelien überliefert sind“, bekannte der Bischof. Sicher habe jeder gläubige Mensch persönliche Jesusworte, „die zu Lebensworten geworden sind“. Diese Worte enthielten eine Kraft, die nicht menschengemacht sei. „Wer Jesu Worte an sich heranlässt, der spürt, wie wahr diese Worte sind, mögen auch die Realitäten unseres Alltags noch so sehr gegen sie sprechen. Und weil diese Jesusworte so voller Leben sind, treffen sie immer und immer wieder das Herz von Menschen über die Grenzen von Nation, Sprache, Orten und Zeiten hinweg.“ 

Ein Teil der Gruppe aus dem Bistum Trier

Zudem sei Jesu Lebendigkeit spürbar in den Menschen, die seine Botschaft gehört und aufgenommen haben, auch wenn es nur bruchstückhaft sei. „In ihnen kommt mir Jesus entgegen, denn ich spüre die Kräfte, die seine Botschaft in anderen freisetzt, und wie diese Kräfte das Leben von Menschen prägt.“ Zugleich werde die Vielfalt sichtbar, in der Menschen auf die Botschaft Jesu reagieren: „Menschen, mit denen ich übereinstimme, und solche die mich durch ihr Anderssein herausfordern, an denen ich mich stoße und die doch genauso nach Gottes Bild erschaffen sind wie ich, die genauso Bruder und Schwester Jesu sind wie ich.“ In ihnen allen fordere er heraus, auf Entdeckungsreise mit ihm zu bleiben. „Entdecke mich – in Dir“, so sage Jesus. Und: „Entdecke mich im Anderen!“ Gerade auf dem Katschhof sei ganz konkret die Lebendigkeit und die bunte Vielfalt, in der Jesus in seiner Kirche lebt, sichtbar. „Das ist ein großes Geschenk. Das sollten wir nicht geringachten. Darüber dürfen wir uns freuen und dankbar sein.“

Fürbitte halten für Kranke

Gisela Rink zeigt die Windeln Jesu

Einer der Trierer Pilger ist Stefan Herschler aus Trier-Feyen, seit 25 Jahren im Besucherdienst des Bistums engagiert. Er hat die Aachener Reliquien zum ersten Mal gesehen. Besonders das Kleid Mariens rühre ihn an: „Ich bin hergekommen, um Kraft und Stärke zu finden für die Aufgaben in meinem Leben.“ Ein besonderes Anliegen hat Hildegard Jakobs (Kenn), seit 1996 beim Besucherdienst, im Gepäck: „Ich habe mich sehr über die Einladung zur Wallfahrt gefreut. Ich trage einige kranke Menschen im Herzen, denen ich versprochen habe, hier für sie Fürbitte zu halten an den Heiligtümern.“ 

Gisela Rink ist mit einer Gruppe von 16 Personen aus Völklingen und Umgebung nach Aachen gekommen – einen Teil des Weges hat die Gruppe zu Fuß zurückgelegt, vom Kloster Steinfeld ging es rund 70 Kilometer durch die Eifel. Aus dieser Gruppe war eine Person angefragt, eine der Reliquien im Gottesdienst zu tragen und zu zeigen: Das Los fiel auf Rink, die stellvertretende Vorsitzende des Familienbunds der Katholiken im Bistum Trier ist. Sie hat die Windeln Jesu getragen und im Gottesdienst der Gemeinde gezeigt; ein Akt, den die engagierte Katholikin als „etwas Besonderes“ empfunden hat: „Es war eine Mischung aus Würde und Freude, mit der ich das gemacht habe – und so sollen wir ja auch unseren Glauben leben!“ 

Schürze steht für die Sorge um die Menschen

Gottesdienst in der Pfarrkirche Kornelimünster. Dort wird das Schürztuch Jesu aufbewahrt, das er bei der Fußwaschung getragen haben soll.

Ein Teil der Gruppe blieb nach dem Pilgergottesdienst in Aachen und nahm an weiteren kulturellen und spirituellen Angeboten der Heiligtumsfahrt teil. Die andere Hälfte brach nach Kornelimünster (Stadtteil von Aachen) auf, wo in der dortigen Kirche das Schürztuch Jesu, das er bei der Fußwaschung getragen haben soll, sowie ein Grabtuch und ein Schweißtuch aufbewahrt und verehrt werden. Bischof Ackermann sagte in Anlehnung an ein Wort des 1993 verstorbenen italienischen Bischof Antonio Bello, in der Bibel werde nur ein einziges Mal erwähnt, dass Jesus von sich aus ein Kleidungsstück anlege, nämlich im Abendmahlsaal das Schürztuch. Dies sei „das einzige Ornat, das Jesus getragen habe“. Daran müssten sich alle Ornatsträger messen lassen: „Zur Stola gehört die Schütze.“ Die Schürze – mit Flecken und Spuren der Arbeit – stehe für die Sorge um die Menschen. Das Tuch erinnere also daran, dass Jesus gekommen sei, um zu dienen, nicht sich bedienen zu lassen. „Das ist auch der Auftrag an uns: Wir sollen Menschen in einer ‚Kirche der Schürze‘ sein. Wenn wir uns dazu ermutigen lassen, dann verehren wir das Schürztuch in der richtigen Weise.“ 
Das Video vom Gottesdienst findet sich hier:
 https://youtu.be/h7kw7Gprytk

Die Heiligtumsfahrt Aachen 2023 endet am 19. Juni. Weitere Informationen, Bilder und Videos sind unter www.bistum-aachen.de zu finden.

(JR)  

Heiligtumsfahrt nach Aachen

Datum:
19. Juni 2023
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