Spätgotische Grablegungsgruppe :Gruppe ist wieder am alten Platz
Trier. Wer in der Markt- und Bürgerkirche St. Gangolf vor der frisch restaurierten Bildhauerei steht, kann sich der Faszination nicht entziehen. Die beiden Leichnamträger Josef von Arimathäa und Nikodemus befinden sich links und rechts der liegenden Christusfigur. Dahinter zwei Frauen mit Salbgefäßen. Daneben stehen laut Restaurator Dr. Thomas Lutgen die Darstellungen von Maria Magdalena – „Mit offenem Haar, das für ihr bewegtes Leben steht“ – und der Gottesmutter, die sich auf den Jünger Johannes stützt. Links und rechts wachen Engel mit den Marterwerkzeugen.
Für die Figuren war die jüngste nicht die erste Restaurierung. Bereits um 1900 hatte der belgische Restaurator Gustave Arthure Sobry Hand angelegt. Dabei stabilisierte er unter anderem eine der Figuren, indem er einen Pflock aus Eichenholz in den Sockel einzementierte. Eine damals sicherlich gängige Maßnahme, die jedoch heute nicht mehr zeitgemäß ist. Der mit den Arbeiten beauftragte Restaurator Lutgen ersetzte das Holz durch witterungsbeständigen Edelstahl.
Überhaupt hatten die Restauratoren einiges zu tun: Abgebrochene Nasen und Finger mussten ersetzt werden. Keine Kleinigkeit. Denn die Grablegungsgruppe – sie stand ursprünglich in der in napoleonische Zeit abgebrochenen Laurentius-Kirche – besteht aus unterschiedlichen Materialien. Kordeler Sandstein trifft auf lothringischen Kalkstein.
Bernhard Kaster, Vorsitzender des Kuratoriums St. Gangolf, ist froh, dass sich die Gruppe wieder am angestammten Platz befindet. Da ist er eins mit Pastor Dr. Markus Nicolay. Er vertritt die Auffassung, die Grablegungsgruppe verkünde die Frohe Botschaft auch bildhaft. Für viele Menschen, die die Marktkirche aufsuchen, sei diese Darstellung sehr hilfreich.
Bildhauerische Kunst wie diese bewegt man nicht einfach von einem Ort zum anderen. Die Gruppe wurde in St. Paulus zwischengelagert. Für den Transport war ein spezieller Kran erforderlich, wiegen doch alleine die Leichnamträger um die 700 Kilo.
Für die Reinigungsarbeiten erwarb Restaurator Lutgen eigens ein Lasergerät, mit dem Wasserränder und die schwarze Schlacke vergangener Zeit abgetragen werden konnten. Ursprünglich sei die Gruppe farblich gefasst gewesen, so Lutgen. Bis auf winzige Reste wurden diese Farben aber bei einer früheren Restaurierung mit Salzsäure entfernt. „Jede neue Farbgebung wäre pure Phantasie gewesen.“ Weshalb nun auch die unterschiedliche Färbung der beiden Gesteinsarten sichtbar bleibt.
Drei Monate waren für die Restaurierung erforderlich. Die Kosten dafür beziffert Thomas Schiffler, Vorsitzender des Verwaltungsrates Liebfrauen, auf mehr als 65 000 Euro. Geld, das von Einzelspendern, Sponsoren und dem Land Rheinland-Pfalz zur Verfügung gestellt wurde.
Bernhard Kaster weist darauf hin, dass die Renovierungsarbeiten für den Augenblick beendet sind. Man könne aber mit Sicherheit davon ausgehen, dass „die Arbeiten niemals völlig abgeschlossen sein werden“.