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Studientag beleuchtet Situation von Erzeugern in der Eifel:Herausforderungen für die Landwirtschaft

Wie steht es um die Landwirtinnen und Landwirte, die ihren Betrieb innerhalb des Bistums haben? Ein Studientag beleuchtet die unterschiedlichen Herausforderungen.
Zwei Männer im Gespräch, im Hintergrund ist ein Traktor zu sehen.
Datum:
9. Mai 2023
Von:
Julia Fröder

Polch – Eine wachsende Weltbevölkerung, die Klimaveränderung, der Rückgang von Biodiversität und der Krieg in der Ukraine verunsichern die Menschen und auch viele Landwirtinnen und Landwirte. Diese Gemengelage stand im Mittelpunkt des Studientages des Katholikenrats, der Katholischen Landvolkbewegung und der Katholischen Erwachsenenbildung am 6. Mai. Dabei ging es auch um die Frage, welchen Beitrag und welche Unterstützung „Kirche“ leisten kann.

„Ich war bis zur Rente Landwirt. Mich interessiert, wie solche Betriebe heutzutage funktionieren“, berichtete Alfred Schleimer von seiner Motivation, an dem Studientag teilzunehmen, der mit Einblicken in die Praxis beim Betrieb der Familie Adams in Polch startete, wo auch Stefan Gilles aus Gappenach Zahlen und Fakten aus seinem Schweinemastbetrieb vorstellte.

Der 36-jährige Gilles präsentierte den vielfältigen Familienbetrieb: Dieser setzt neben der Schweinehaltung auf weitere Betriebszweige wie Ackerbau, Legehennen und eine Ferienwohnung für Urlaub auf dem Bauernhof. Insbesondere bei den Eiern bevorzuge er die Direktvermarktung. „Hier kann ich den Preis selbst bestimmen.“ Dazu gebe es beim Verkaufsautomaten noch selbstgemachte Nudeln, Mehl, Würstchen und Marmelade. Im Themenbereich „Umwelt“ berichtete Gilles vom gezielten Düngen und der Vermeidung von Pflanzenschutzmitteln. Der Hof sei zudem „Partnerbetrieb Naturschutz“ und erfülle dadurch höhere Anforderungen als vorgegeben. Gilles, der unter anderem einen Masterabschluss in Agrar- und Umweltwissenschaften hat, ging aber auch auf die Herausforderungen ein, mit denen er und seine Kolleginnen und Kollegen tagtäglich konfrontiert seien. Dem schloss sich Gregor Adams an.

Familienbetriebe unter Druck

Ein junger Mann beantwortet Fragen.

„Unser größter Schatz ist die Erde, um die es viel Konkurrenz gibt“, sagte Adams, denn durch Autobahnen, Industrie oder Neubaugebiete würden Flächen versiegelt und stünden nicht mehr der Lebensmittelerzeugung zur Verfügung – und dass bei stetig anwachsender Weltbevölkerung.

Adams, dessen Hauptgeschäft auf Kartoffeln, Zwiebeln, Möhren, Spargel, Kürbisse und seit kurzem eigenem Sonnenblumenöl und Vogelfutter beruht, warnte eindringlich vor den Hürden, vor denen gerade Familienbetriebe stehen. „Die Großen sind die Matchwinner“, sagte er.

Hildegard Frey, Vorsitzende der Katholischen Landvolkbewegung im Bistum Trier, weiß um die vielfältigen (Zukunfts-)Sorgen und Nöte: „Eine wachsende Weltbevölkerung, ein schonender Umgang mit Ressourcen, der Erhalt von Biodiversität und die ausreichende Erwirtschaftung für den Lebensunterhalt der Familie – da kommt viel zusammen.“  Eigentümerinnen und Eigentümer von landwirtschaftlichen Betrieben zu unterstützen, sei die Aufgabe aller, insbesondere auch von Christinnen und Christen. „Denn die Bewahrung der Schöpfung ist Auftrag der Kirche“, sagte sie und gab zu bedenken: „Unsere Ernährung und unser Konsumverhalten haben einen großen Einfluss auf den Klimawandel.“

Verständnis aufbringen

Viele Säcke mit unterschiedlichen Kartoffeln.

Am Nachmittag gab die Leiterin der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz, Gertrud Werner (Dienststelle Trier), eine Übersicht über die Situation der Landwirtschaft auf dem Gebiet des Bistums Trier. Die Anzahl landwirtschaftlicher Betriebe sei vor allem in den vergangenen zwei Jahren gesunken. „Ackerland und Viehbestände nehmen ab, doch Wein- und Kartoffelanbau spielen auf dem Bistumsgebiet noch eine große Rolle“, berichtete Werner anhand von Statistiken. Sie könne auch die Sorgen der Schweinebauern verstehen, wie sie am Vormittag durch Stefan Gilles vorgetragen wurden. „Es gibt hohe Anforderungen, die sich oft ändern.“ Sie forderte daher, Verständnis für die Landwirtschaft aufzubringen.

Vorschläge für eine nachhaltige Ernährung, die vorrangig auf einem hohen Anteil an saisonalem und regionalem Gemüse sowie auf einer geringen Lebensmittelverschwendung basiert, gab Brigitta Poppe-Reiners vom Fachzentrum für Ernährung in Rheinland-Pfalz im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Westerwald-Osteifel. „Nachhaltige Ernährung ist nicht nur für das Klima gut, sondern auch für die Gesunderhaltung des Menschen“, erklärte Poppe-Reiners. Sie gab den Anwesenden noch mit auf den Weg: „Die Landwirtschaft wird oft für den Klimawandel verantwortlich gemacht, aber sie leidet selbst darunter.“

Vorschläge an das Bistum und Kirchengemeinden

Gregor Adams zeigt Teilnehmenden des Studientages eine Produktionshalle.

In abschließenden Gruppengesprächen formulierten die Teilnehmenden Anregungen, um den Austausch zwischen Landwirtschaft, Naturschutz und Verbraucherinnen und Verbrauchern weiter zu fördern und die Kirche enger miteinzubinden. Ein konkreter Punkt war dabei, das Thema der Verpachtung von kirchlichen Grundstücken für landwirtschaftliche Nutzung, aber auch die regionale Verpflegung von Bildungshäusern, Kitas und Schulen in Trägerschaft des Bistums.

Etwa 20 Interessierte nahmen das Angebot des Studientages wahr. Gefördert wurde dieser vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft, der in Kooperation zwischen dem Sachausschuss „Ländlicher Raum“ des Katholikenrates des Bistums Trier, der Katholischen Landvolkbewegung im Bistum Trier und der Katholischen Erwachsenenbildung Mittelmosel verantwortet wurde. Moderiert wurde die Gruppenarbeit von Paul-Quirin Heck, Leiter der Katholischen Erwachsenenbildung Mittelmosel.

Die Landwirtschaftliche Familienberatung Trier bietet kostenlose Beratung für Menschen aus Betrieben der Landwirtschaft, des Weinbaus und dem ländlichen Raum. Träger sind das Bistum Trier und die Evangelische Kirche im Rheinland. Sie bietet unter Tel.: 0800-5465500 einen „Sorgentelefon“- Service an. Weitere Informationen gibt es auf www.lfb-trier.de.