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Theologiestudierende bringen wieder ehrenamtlich Kinderaugen zum Leuchten:Ho-ho-Heiliger Nikolaus

Auch in diesem Jahr sind Theologiestudierende als Nikoläuse mitsamt Engelsgefolge in ganz Trier und teilweise auch über das Stadtgebiet hinaus unterwegs zu Familien.
Gruppenfoto des Teams
Datum:
6. Dez. 2024
Von:
Simone Bastreri

Trier – Heute ist es endlich so weit: Nikolausabend, 5. Dezember, der Tag, auf den Tamara, Daniela und ihre Mitstreiter seit Wochen ehrenamtlich hingearbeitet haben. Jetzt heißt es, Gewänder überziehen, Bischofsmitra auf den Kopf setzen, weißen Rauschebart anlegen oder Engelsflügel überstreifen und los – Kinderaugen zum Leuchten bringen. Studentinnen und Studenten der Theologischen Fakultät sind schon seit fünf Jahrzehnten traditionell am 5. und 6. Dezember als Nikoläuse mitsamt Engelsgefolge in ganz Trier und teilweise auch über das Stadtgebiet hinaus unterwegs zu Familien. Ihre Mission: Den Kindern, aber auch Erwachsenen eine Freude zu bereiten und ihnen den „echten“ Nikolaus näherzubringen, wie Tamara Bauer (22) und Daniela Süß (25), beide Theologiestudentinnen erzählen. Tamara kommt aus Völklingen, Daniela aus der Nähe von Bad Kreuznach, beide waren schon mehrfach als Engel mit unterwegs. „Wir möchten Werte vermitteln, hinter denen wir als Christen stehen – Teilen, anderen eine Freude machen, Nächstenliebe“, sagen sie. Hinter ihnen und dem Team liegen viele Stunden der Vorbereitung, denn es gibt eine Menge zu organisieren. „Wir haben dieses Jahr unser System ein bisschen umgestellt. Früher konnten uns Familien Ende November anrufen und dann mussten wir ziemlich schnell alles einteilen, das war teils etwas hektisch“, erinnert sich Tamara. In diesem Jahr konnten Familien, die besucht werden möchten, sich online in einem Formular anmelden und bekamen Ende November Bestätigungsemails. Über 100 musste das Organisationsteam schreiben. Dann konnten die Eltern Informationen für das „goldene Buch“ schicken, aus dem der Nikolaus vorliest. „Da geht es nicht drum, dass wir als Moralapostel auftreten, die Eltern sollen schon mehr nette Dinge aufschreiben als negative. Denn das Erlebnis soll für die Kinder positiv sein“, sagt Daniela.  

Spendenaktion für Bedürftige

Der Nikolaus mit Engeln

Eine Gruppe schafft auf ihrer Route fünf bis acht Termine; insgesamt gibt es an beiden Tagen 23 Routen. Weitestes Ziel ist Bekond bei Föhren. Ausgiebig Werbung machen müssen sie im Vorfeld nicht – viele Familien sind schon lange dabei. Trotzdem haben sie ihre Homepage modernisiert und sind auch auf den Sozialen Medien aktiv, um Interessierte zu erreichen. 80 Leute umfasst das ehrenamtliche Team insgesamt – von Studierenden, Freunden und Verwandten bis zu einigen Professoren, die es sich nicht nehmen lassen, für die gute Sache unterwegs zu sein. Denn die langjährige Initiative der Theologischen Fakultät ist auch mit einer Spendenaktion verbunden und führt damit die Tradition des Heiligen Nikolaus fort, der sich besonders für Bedürftige einsetzte. Die freiwilligen Spenden der besuchten Familien, Kitas oder Schulen fließen an soziale und karitative Projekte. In diesem Jahr beispielsweise an den Verein Krass in Trier, der Kindern und Jugendlichen Zugang zu kulturellen Angeboten vom Origamiworkshop bis zu Musikwerkstätten bietet. Die andere Hälfte ist für die Borromäerinnen in Tansania bestimmt. Nicht nur Nikoläuse und Engel, sondern auch Fahrer werden in den Teams gebraucht, denn einer muss ja auch „den Schlitten des Nikolaus“ fahren, sagt Tamara augenzwinkernd. Jeder und jede spielt eine wichtige Rolle.  

Stärkung der Gemeinschaft untereinander

Der Nikolaus mit Tamara Bauer

Die Kostüme sind schon lange im Bestand der Theologischen Fakultät, in den letzten Jahren wurden einige Engelskostüme hinzugekauft. Tamara, die in ihren jungen Jahren bereits als Chorleiterin und Organistin in ihrer Heimatpfarrei engagiert ist, bringt von dort auch gleich Engelsflügel als Requisiten mit – die werden erst wieder beim Krippenspiel gebraucht. Ein bisschen Spaß am Verkleiden gehört natürlich auch dazu, berichtet Daniela. „Wenn die Nikoläuse fertig angezogen sind, nehmen sie so eine ganz würdevolle Haltung ein und strahlen das bei den Besuchen auch aus, das ist total interessant zu beobachten.“ Neben dem guten Zweck stärke die Aktion auch die Gemeinschaft untereinander und sei eine tolle Erfahrung: „Die Familien laden uns in ihr Haus ein, das ist etwas sehr Privates, das sind so wertvolle Begegnungen.“ Und Tamara fügt hinzu: „Manche Kinder sind super selbstbewusst, kommen auf uns zu und schenken uns selbst gemalte Bilder. Andere sind eher schüchtern, da kann ich als Engel Brückenbauer sein und mich dann hinknien und auf Augenhöhe mit den Kindern sprechen. So wie sich das im Buch oder Film anhört, ist es auch in Wirklichkeit – die Augen der Kinder glitzern wirklich, das ist total schön.“ Einmal fragte eine Familie, ob im Himmel denn auch Klavier gespielt werde, die Kinder wollten gern etwas vorsingen. Also setzte sich Tamara einfach ans Klavier und begleitete die Kinder.  

Es gibt eine Schulung vorher

Beim Aussendungsgottesdienst

„Mich berührt das, wie liebevoll das vorbereitet und geschmückt ist, oft feiern einige Familien zusammen. Der Nikolaus bekommt manchmal sogar einen eigenen Platz angeboten, die Kinder berichten, was sie schon in der Kita von ihm gehört haben“, sagt Daniela. Nicht zu kurz kommen dann auch die Legenden um den Heiligen Nikolaus, etwa die Erzählung vom Kornwunder, mit der der Heilige eine Hungersnot in seiner Heimatsstadt abgewendet haben soll. Geschenke legen die Eltern zuvor an einem fest vereinbarten Platz ab, sodass diese noch schnell in den Sack wandern und übergeben werden können. Die Nikoläuse absolvieren vorher übrigens eine Schulung, sodass klar ist, wie man sich als Nikolaus ungefähr verhalten sollte. „Denn er verkörpert ja etwas, anders als der Weihnachtsmann, über den es ja auch nette Geschichten gibt. Aber Nikolaus steht eben für ganz bestimmte Werte“, sagt Tamara. Die beiden jungen Frauen sind sich einig: Nikolaus oder Engel sein gehört zu den schönsten Ehrenämtern, die man ausüben kann.