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Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien:#ICHWERDELAUT

Jedes fünfte bis sechste Kind in Deutschland wächst mit einem suchtkranken Elternteil auf. Unterstützungsangebote für betroffene Kinder und Jugendliche hält die Caritas bereit.
Vergessenen Kindern eine Stimme geben: Vom 16. bis 22. Februar findet die bundesweite Aktionswoche statt.
Datum:
19. Feb. 2025
Von:
Marco Wagner/Caritasverband Koblenz
Der Caritasverband Koblenz, im Bild Sozialpädagogin Klaudia Follmann-Muth, beteiligt sich an der bundesweiten Aktionswoche, um den oft vergessenen Kindern eine Stimme zu geben.

Koblenz - #ICHWERDELAUT: Unter diesem Motto findet noch bis 22. Februar die bundesweite Aktionswoche für Kinder aus Suchtfamilien statt. Initiator ist „NACOA Deutschland e. V." aus Berlin. Mit dem Caritas-Zentrum für ambulante Suchtkrankenhilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe Arenberg beteiligen sich erneut zwei Akteure aus Koblenz an der Kampagne. Ziel ist es, für die Situation der betroffenen, oft vergessenen Kinder, Aufmerksamkeit und Sensibilität zu schaffen.

Jedes fünfte bis sechste Kind in Deutschland wächst mit einem suchtkranken Elternteil auf. Das sind insgesamt drei Millionen Kinder und Jugendliche. Viele von ihnen erleben Vernachlässigung und Gewalt, leiden oft ein Leben lang unter diesen Erfahrungen. Doch nur selten können sie ihre Stimme erheben. Häufig herrscht ein Schweigegebot, um den erkrankten Menschen und die Familie vor Stigmatisierung und Ausgrenzung zu schützen. Die Folgen für die Kinder sind oft dramatisch: Ihr Risiko, selbst eine Sucht oder andere psychische Krankheit zu entwickeln, ist um ein Vielfaches erhöht. Fehlende konstante Zuwendung und emotionale Unsicherheit führen häufig dazu, dass die Kinder kaum vertrauensvolle Beziehungen aufbauen können. „Für Kinder suchtkranker Eltern sind unterstützende Bezugspersonen außerhalb der Kernfamilie von unschätzbarem Wert“, sagt Caritas-Mitarbeiterin Klaudia Follmann-Muth. „Das können Großeltern, Tante oder Onkel sein, ebenso Lehrpersonen, Erzieherinnen, Jugendgruppenleitungen und Sozialarbeitende.

Gemeinsam eine unbeschwerte Zeit erleben

Spaß haben und abschalten können, einfach Kind oder Teenie sein dürfen: Das Zentrum für ambulante Suchtkrankenhilfe und die Kinder- und Jugendhilfe Arenberg entwickelten ein Gruppenangebot für Kinder und Jugendliche aus suchtbelasteten und psychisch belasteten Familien. „Wir erleben in unserer täglichen Arbeit sehr unterschiedliche Ausprägungen“, berichtet Diplom-Sozialpädagogin Follmann-Muth. „Vieles hängt davon ab, ob und wie das gesunde Elternteil auf die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen eingehen kann und für eine gewisse Stabilität sorgt."

Die regelmäßigen Gruppentreffen mit gemeinsamen Aktivitäten sowie dem altersgerechten Umgang mit den Themen Sucht und psychische Erkrankungen sind eminent wichtig, um den kontinuierlichen Kontakt zu den jungen Menschen aufrechtzuhalten. „Uns ist es sehr wichtig, verlässliche Ansprechpersonen und auch in akuten Krisensituationen unterstützend wirksam zu sein“, ergänzt Dominik Heinen von der Kinder- und Jugendhilfe Arenberg.

Die Gruppentreffen finden 14-tägig statt, jeweils mittwochs von 17 bis 19 Uhr. Interessierte Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis siebzehn Jahren sind herzlich willkommen. Eltern oder andere Bezugspersonen sind ebenfalls eingeladen. Sie haben die Möglichkeit, sich untereinander und mit einer Fachkraft auszutauschen. Natürlich werden alle Gespräche vertraulich behandelt.

Weitere Aktionen und Gruppen

Auch die zwei Gruppen für Heranwachsende aus sucht- oder psychisch belastetem Elternhaus der Suchtberatungsstelle der Caritas in Bad Kreuznach beteiligen sich in diesem Jahr an der Aktionswoche . Im Vorfeld  ging es bei den Treffen richtig bunt zu: Es sind zumeist abstrakte Gemälde in unterschiedlichsten Techniken entstanden, von denen die jungen Leute selbst begeistert waren, berichtet die Erziehungswissenschaftlerin Anna Döhring, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Lisa Schüler die Gruppen begleitet. Die Bilder stehen sinnbildlich für die Treffen der beiden Präventionsgruppen, sagt Döhring: „Da wie dort geht es alle zwei Wochen um altersgemäße Infos zu den Themen ‚Sucht‘ und ‚Psychische Erkrankung‘ –und nicht zuletzt auch um Spaß und Freude im Miteinander.“ Dass dazu auch kreative Aktivitäten gehören, zeigen die Kunstwerke der jungen Gruppenmitglieder eindrücklich. Zu sehen sind die Bilder bis einschließlich Freitag, 7. März, im offenen Treff des Mehrgenerationenhauses (Bahnstraße 26).

Die Idar-Obersteiner Suchtberatungsstelle des Caritasverbandes hält zwei Präventions-Gruppen eigens für Kinder bzw. Jugendliche aus sucht- oder psychisch belasteten Familien vor: „Kids & Co“ für Acht- bis Zwölfjährige und das Pendant für Jugendliche ab 13 Jahren, „Teens & Co“. Da wie dort geht`s alle zwei Wochen um altersgemäße Infos zu den Themen „Sucht“ und „Psychische Erkrankung“ – und nicht zuletzt auch um Spaß und Freude im Miteinander. Neben den Treffen in altersgemäß ausgestatten Räumlichkeiten in der Fußgängerzone des Stadtteils Idar gehören dazu auch gemeinsam begangene saisonale Anlässe und in den Schulferien der eine oder andere Ausflug. In Kooperation mit Pastoralreferent Michael Michels aus dem Pastoralen Raum Idar-Oberstein gestaltet und begleitet Elisabeth Hanstein die Treffen und die Outdoor-Aktivitäten.

Auch die katholische Familienbildungsstätte Koblenz bringt sich ein: In einem Trommelworkshop in der Bendorfer Grundschule heißt es getreu dem diesjährigen Motto der Aktionswoche am 19. Februar: #ICHWERDELAUT. Initiiert wird das Event von Anna Müldner, die die Lotsenstelle für Kinder psychisch und/oder suchterkrankter Eltern in der Familienbildungsstätte inne hat. Weitere Lotsenstellen gibt es unter anderem in der Familienbildungsstätte Mayen/Haus der Familie Mendig und in der Familienbildungsstätte Andernach/Haus der Familie Pellenz.