Michael Molitor kandidiert für Pfarrgemeinderat der fusionierten Pfarrei St. Paulin :„Ich bin ein Freund der Veränderungen“
Trier – „Schade, alles liegt im Nebel – da sieht man nicht mal 100 Meter weit.“ Michael Molitor steht an einem trüben Januartag auf der 32 Meter hohen Hubschrauberplattform des Krankenhauses der Barmherzigen Brüder mitten in Trier. Normalerweise ist die Sicht von hier hervorragend: Die Porta Nigra und der Trierer Dom sind nicht einmal 500 Meter Luftlinie entfernt und in Richtung Norden ragt die Paulinkirche mit ihrem gelb-sandsteinfarbenen barocken Turm über die Hausdächer. Genau dorthin richtet sich Molitors Blick. Der stellvertretende Hausobere des Brüderkrankenhauses und Hausobere des Seniorenzentrums der Brüder kandidiert für den Pfarrgemeinderat der neu fusionierten Pfarrei Paulin.
Dabei gehört er mit 34 Jahren eher zu den jüngeren Kandidaten für die ehrenamtlichen Gremien in den Kirchengemeinden – Nachwuchs für Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte zu finden wird immer schwieriger. Gerade jetzt sei es aber wichtig, mitzugestalten, sagt Molitor, wo es endlich losgehe mit sichtbaren strukturellen Veränderungen im Bistum. Lange waren 35 Pfarreien der Zukunft in Planung, nach dem Veto Roms dann eine kleinteiligere Lösung, bei der in den kommenden Jahren die bisherigen Pfarreiengemeinschaften zu jeweils einer Pfarrei fusionieren werden. Er sei ein Freund dieser Neuerungen, sagt Molitor, der selbst im Maarviertel lebt, das bisher zur Pfarrei St. Martin gehörte. „Wenn man sich mal in den Gottesdiensten umschaut, werden es ja immer weniger Leute. Dabei lebt das ja eigentlich gerade von der Gemeinschaft. Da kann man schon ein bisschen Flexibilität erwarten – es sind oft ein bisschen die Schranken in den Köpfen, die die Menschen hindern, in die Nachbarpfarrei in die Kirche zu gehen.“ Das sei in seinem Heimatdorf in der Nähe von Daun nicht anders als in Trier. Aber auch auf dem Land gebe es Lösungen – so habe etwa seine über 70-jährige Mutter mit einigen Bekannten eine Fahrgemeinschaft für die Sonntagsgottesdienste. „Ich finde, man sollte realistisch sein und alle haupt- und ehrenamtlichen Kräfte bündeln, die man noch hat.“ Auch in Paulin wird es statt ehemals vier Pfarrgemeinderäten von St. Paulin, St. Bonifatius, St. Ambrosius und St. Martin künftig nur noch einen Pfarrgemeinde- und einen Verwaltungsrat geben. Wahlwerbung haben die Kandidatinnen und Kandidaten auch gemacht, etwa per Flyer. Eine gute Übung für Molitor, der sich bei den kommenden Oberbürgermeisterwahlen für Trier als Kandidat der CDU aufstellen lassen möchte.
Es gibt so viele positive Orte von Kirche in den Pfarreien
Sowieso ist der gebürtige Eifeler gern unter Menschen, mag viele Kontakte, gerade auch im Viertel, erzählt er. So verwundert es wenig, dass er durch ein Kneipengespräch in der berühmten Maarviertel-Institution Aom Ecken schließlich zum Trierer Karnevalsprinzen für diese Session wurde, die durch Corona erst nächstes Jahr nachgeholt wird. Vor 18 Jahren fing Molitor beim Brüderkrankenhaus seine Pfleger-Ausbildung an, wurde Stationsleiter und schließlich stellvertretender Hausoberer. Die Gremienarbeit kennt er noch von früher: In seinem Heimatdorf Niederstattfeld war er schon im Pfarrgemeinderat, später auch im Pfarreien- und sogar im Katholikenrat des Bistums. Vor allem aber durch die Arbeit in einem katholisch getragenen Krankenhaus und den Kontakt mit den Barmherzigen Brüdern wisse er, wie vielfältig Kirche sei. „Kirche ist ja viel mehr als nur der Gottesdienst. Für mich gibt es da ganz viele Orte – das Krankenhaus, Kitas, Caritaseinrichtungen. Ich möchte im Pfarrgemeinderat daran mitarbeiten, diese positiven Bereiche von Kirche auch erlebbar zu machen.“
Mit dem Foto auf der Hubschrauberplattform wird es an diesem grauen Morgen nichts mehr; Molitor geht zurück in sein warmes Büro im Verwaltungstrakt des Krankenhauses. Auch wenn der Kirchturm von Paulin gerade im trüben Grau verborgen liegt – für die Zukunft der Pfarrei hat Molitor eine klare Perspektive. „Dass sie zusammenwächst, dass ein Gemeinschaftsgefühl entsteht und dass die Ergebnisse der Bistumssynode auch endlich Realität werden. Wir haben genug Flipcharts vollgeschrieben, jetzt muss es losgehen.“
(sb)
Info:
Bischof Dr. Stephan Ackermann hat die Katholikinnen und Katholiken in den 35 zum 1. Januar fusionierten Pfarreien im Bistum aufgerufen, ihr Mitbestimmungsrecht wahrzunehmen und am 29. und 30. Januar 2022 an der Wahl der pastoralen Gremien teilzunehmen. Wahlberechtigt sind über 220.000 Menschen. Am 6. und 7. November 2021 fanden bereits die Wahlen in den übrigen Pfarreien des Bistums statt. Informationen unter www.bistum-trier.de/wahlen.