„Ich bin für die da, die mich brauchen“
Idar-Oberstein - Seit 2015 ist Bronder Militärpfarrer. Zweimal war er bisher im Auslandseinsatz. Zuerst vier Monate in Mali – zu dem Zeitpunkt, als dort ein Bundeswehrhubschrauber abstürzte. Kürzlich war er in Afghanistan.
Doch warum entscheidet man sich als Pfarrer, auf diese Weise an die Krisenherde der Welt zu reisen? „Es ist Sonderseelsorge, sehr nah am Menschen. Und ich liebe die Herausforderung“, erklärt Bronder seine Entscheidung. Die Arbeit bei der Bundeswehr habe Aspekte, die es sonstwo nicht gebe. Außerdem interessiere er sich für die Outdoor- und Survivalszene. „Das Bistum wusste das, da war es also keine Frage mehr, ob die Stelle was für mich wäre oder nicht.“
Leben in einer völlig anderen Welt
Als Pfarrer im Auslandseinsatz lebe man in einer völlig anderen Welt, berichtet Bronder. Man trage einen Schutzanzug und habe einen gepanzerten Container als Pfarrbüro zur Verfügung. Und immer einen Schutzsoldaten an seiner Seite. Denn letztlich sei man eben ein Zivilist.
Eine der interessantesten Situationen, die ihm widerfahren ist: „Stell dir vor, Du bist Pfarrer, es ist zehn Uhr. Um halb elf ist der Gottesdienst, und dein Hubschrauber kommt nicht.“ Ein Problem, das einem Seelsorger in der Pfarrei so eher nicht begegnet. Aber der Militärseelsorger ist in seiner Zeit in Afghanistan über 40 Mal mit dem Hubschrauber geflogen. Wenn er gerade nicht in der Luft, sondern auf dem Boden war, hat er unter anderem Gespräche mit den Soldaten geführt, Gottesdienste gefeiert oder Ansprachen für den Bundeswehrsender Radio Andernach gemacht. „Und natürlich habe ich jeden Tag das Camp in einen Kokon von Gebeten gehüllt, das ist auch wichtig.“
„Ich bin für die da, die mich brauchen“
Das Angebot eines Militärseelsorgers werde positiv angenommen. Bronder führt das auch auf die ständige Präsenz zurück. „In der normalen Pfarrei können sie dem Pfarrer ja besser aus dem Weg gehen als bei der Bundeswehr. Ich bin ja immer da, renne durch die Kaserne, fahre bei den Manövern mit und wenn es geht, bin ich im Einsatz mit dabei.“ Für viele Soldaten, egal ob gläubig oder nicht, verkörpere er eine religiöse Dimension, von der man nicht genau wisse, wann man sie einmal brauche. Und das gilt nicht nur für die deutschen Soldaten. Amerikanische Soldaten hätten ihn beispielsweise gebeten, mit ihnen freitagabends Anbetung zu halten, was der Militärpfarrer auch getan hat. Denn er ist zwar primär mit den deutschen Soldaten unterwegs, aber: „Ich bin für die da, die mich brauchen.“
Doch Bronders Dienst besteht nicht nur darin, mit im Einsatz zu sein. Auch in der Kaserne in Idar-Oberstein ist er auf vielfältige Weise tätig. Er dreht dort seine täglichen Runden, spricht mit den Menschen, hält lebenskundlichen Unterricht und Gottesdienste. Er organisiert Familienwochenenden und Wallfahrten und führt Beratungsgespräche mit den Menschen, die mit ihren Problemen zu ihm kommen. Außerdem hilft er natürlich auch außerhalb der Kaserne aus, wenn ihn jemand anfragt. Denn das Leben in der „normalen“ Pfarrei ist ihm nicht fremd – vor seiner Zeit beim Militär war er unter anderem Pfarrer in Baumholder und in der Pfarreiengemeinschaft Schweich.
Auf die Frage, ob er nochmal ins Ausland gehen werde, antwortet er mit einem klaren Ja. Nächstes Jahr um diese Zeit werde er wissen, wo genau es hingeht. Für Bronder gehört der Einsatz im Ausland, den er auch ablehnen könnte, zum Berufsethos. „Das Standing in der Truppe ist ganz anders, wenn man im Einsatz dabei war. Man wird viel ernster genommen.“ Solange er fit ist und die Gesundheitstests besteht, will der 53-Jährige weitermachen.
Prägende Eindrücke
Bronder weiß um die Gefahren, die solche Einsätze mit sich bringen – aber Angst hat er keine: „Man sollte als Pfarrer ein gewisses Gottvertrauen haben. Gepaart mit der Gnade, die die Natur voraussetzt – also schon den Kopf unten halten, wenn es schießt.“ Natürlich hinterlässt so ein Auslandseinsatz auch prägende Eindrücke: „Die Kameradschaft war sehr bleibend, und was für mich persönlich auch sehr wichtig war: Dass ich die Zeit auch für mich genutzt habe im positiven Sinne. Ich hab also auch selber geistlich viel gearbeitet, viel Tagebuch geschrieben und solche Sachen.“ Er sei vier Monate in einer anderen Welt gewesen, das verändere auch die eigene Person. „Ich glaube, man wäre kein Mensch, wenn das einen nicht verändern würde. Und ich finde es auch wichtig, die Möglichkeit zur Veränderung zu nutzen.“
(red/schött)