23-jähriger Louis Lucas nutzt ein Jahr im Felixianum zur beruflichen Orientierung :„Ich möchte einen Beruf, für den ich brenne“

Trier – Noch sind die Bäume vor Louis Lucas Fenster im weitläufigen Innenhof des Priesterseminars mitten in der Trierer Innenstadt kahl. Doch bald wird er von seinem hell eingerichteten Appartement aus ins Grün der alten Bäume blicken. Ausblick und Lage sind natürlich ein „Plus“, lacht der 23-Jährige. Der eigentliche Grund, warum der junge Mann aus der Nähe von Münster ein Jahr lang im Herzen von Trier lebt, ist das „Felixianum“, das Orientierungs- und Sprachenjahr des Bistums Trier. Hier können junge Leute zwischen 18 und 30 Jahren eine nette Wohngemeinschaft auf Zeit finden und je nach gewähltem Modul an verschiedenen Kursangeboten teilnehmen. Viele der „Felixianer“ testen aus, ob ein Theologiestudium und ein Seelsorgeberuf für sie in Frage kommen.
Louis hat sich das schon gut überlegt: Nach dem Abschluss des ersten Staatsexamens in Jura stand er mit 22 Jahren vor der Entscheidung, wie es weitergehen soll. „Ich hatte ursprünglich die Idee, Richter zu werden, weil das ein sehr cooler Job ist. Aber im Laufe meines Studiums habe ich gemerkt, dass ich eigentlich für etwas anderes brenne und gerne Priester werden möchte“, berichtet er. Eine ungewöhnliche Entscheidung in heutiger Zeit – das ist Lucas bewusst. Doch die sei in ihm einige Jahre gereift. „Ich war früher Messdiener, später auch Lektor in meiner Heimatgemeinde, aber ich habe nie so ein aktives Glaubensleben geführt. Während meines Studiums in Münster bin ich dann ins dortige Priesterseminar gezogen. Als Mitbewohner habe ich sehr viel vom Glaubensleben der anderen mitbekommen. Das fand ich total bestärkend und prägend.“ Er habe sich gesagt: „Du bist sehr offen, hörst Leuten gern zu und viele vertrauen dir auch Dinge an, du hast einen guten Kontakt zu Gott, der dich trägt. Wenn du es jetzt nicht ausprobierst, machst du es nie.“ Nach Exerzitien in Südtirol sprach er über seine Pläne mit dem Leiter des Münsteraner Priesterseminars. „Da ich mein ganzes Leben schon in Münster verbracht habe, war es mein Wunsch, mal aus der eigenen Bubble rauszukommen.“
Genau diese Chance bietet Lucas nun das Felixianum in Trier, das er als Propädeutikum für sein Studium anerkennen lassen kann. Denn hier werden die für das Theologiestudium verpflichtenden Kenntnisse in Latein und Griechisch gelehrt; dazu gibt es Kurse zu Kirchenmusik, zum Ablauf der Gottesdienste (Liturgie), zu Rhetorik, Selbstreflexion und Vielem mehr. Beim Bewerbungsgespräch per Zoom sei er zwar nervös gewesen, weil es den ersten Schritt in Richtung Priesterlaufbahn bedeutete, aber die beiden Leiter des Felixianums, Florian Dienhart und Maik Bierau, seien so nett gewesen, dass das schnell verflogen sei. Zum Sommerfest im September 2024 kam er zu Besuch und lernte die Leute schon einmal kennen. „Meine Mitbewohner hier sind wirklich supernett und witzig, ich bin hier gut angekommen.“ Auch die Praxis des Propädeutikums kommt nicht zu kurz: So absolvieren Lucas und andere angehende Studierende auch ein Sozialpraktikum in verschiedenen Trierer Einrichtungen. Lucas zum Beispiel arbeitet einmal wöchentlich in einer Kita.
Lucas Eltern und seine Geschwister sind sehr unterstützend. Sie finden, der Priesterberuf passt zu ihm. Auf die Frage nach der zölibatären Lebensweise räumt Lucas gleich mit einem Klischee auf: „Es hat auch nichts damit zu tun, dass ich irgendwie verbittert wäre, weil ich niemanden gefunden hätte. Ich hatte Beziehungen, die ich sehr geschätzt habe und hätte mir auch vorstellen können, eine Familie zu gründen. Aber die Offenheit von Priestern, in Verbindung mit ganz vielen Menschen ihrer Gemeinde zu stehen und für ihre Schäfchen da zu sein, gibt einem sehr viel zurück – das haben mir viele Priester berichtet. Ich freue mich tatsächlich, dass der Weg eher lang ist und ich erproben kann, wie das gut gehen kann.“
Für Louis Lucas ist der erste Schritt auf seiner Laufbahn das Felixianum. Andere Bewohner wählen das Basismodul – für sie werden Kurse zur Selbstreflexion oder zum achtsamen Miteinander angeboten, „Felix-WG-Abende“, Begleitgespräche oder verschiedene Gottesdienste. Louis Lucas bleibt neben seinem vollen Programm zwar nicht viel Freizeit. Aber immerhin doch genug, dass er schon die Region etwas erkundet hat. „Ich bin begeistert von der Landschaft, von den Weinbergen ringsherum, und gehe gerne spazieren. Und ich habe auch schon einige Weingüter in der Umgebung besucht“, grinst er.
Wer mehr über das Felixianum und die verschiedenen Wohn- und Lernangebote erfahren möchte, wird unter www.felixianum.de fündig.