Für die ukrainische Renovabis-Stipendiatin Mariia Proniuk bedeutet Glaube Hoffnung:In Verbundenheit mit der Weltkirche
Trier – Ihre Augen sind geschlossen, ein Lächeln liegt auf ihren Lippen. Während ihre Stimme der schönen Melodie Leben einhaucht, richtet sie ihr Gesicht Richtung Himmel. In dem vollen Raum ist es still. Alle hängen an ihren Lippen. Sie beendet den Gesang und schaut schüchtern ins Publikum. Als wäre sie aus einem schönen Traum aufgewacht.
Auf diese Art hat Mariia Proniuk zum Abschluss ihres Vortrags am 7. Mai das Publikum verzaubert. Das Team Weltkirche des Bistums hatte in Kooperation mit den Maltesern Trier und der Deutsch-Ukrainischen Kulturbrücke zu einem Begegnungsabend mit der Theologin und Kantorin aus der Ukraine eingeladen. Mariia Proniuk sprach in den Räumlichkeiten der Malteser in der Trierer Metternichstraße über ihren Weg als griechisch-katholische Theologin und fand eindrückliche Worte über den Krieg in der Ukraine. Den emotionalen Abend beendete sie mit einem liturgischen Gesang, in dem es um die Osterbotschaft ging.
Den Lern-Durst stillen
„Meine Mutter sagt immer, dass mein größtes Hobby das Lernen ist. Damit hat sie Recht, ich liebe es, zu lernen“, erzählt Proniuk mit einem Lächeln zu Beginn ihres Vortrags. Die 32-Jährige trägt ein schwarzes Kleid mit kleinen, hellen Blumen, ihre Haare sind in einem einfachen Dutt zusammengebunden. „Ich habe den Glauben von meiner Familie bekommen, von meinen Eltern und Großeltern.“ Ihr Vater selbst sei Priester, was in der griechisch-katholischen Konfession möglich ist. Ihren Lerndurst stille sie seit Jahren durch ihr Studium. „Nach meinem ersten Diplom hätte ich als Grundschullehrerin arbeiten können. Ich habe aber so ein großes Interesse an der Theologie gehabt, dass ich weiter studieren wollte“, schwärmt Proniuk. Nach der Ausbildung zur Kantorin zog es sie in die Ewige Stadt, wo sie interreligiösen Dialog an der päpstlichen Universität Urbaniana studierte. Das war jedoch nicht das Ende ihrer universitären Karriere: „Ich war kurze Zeit in der Ukraine, konnte aber durch ein Stipendium von Renovabis zurück nach Rom kehren, wo ich nun meine Doktorarbeit über die Ökumene schreibe.“ Das Hilfswerk Renovabis der katholischen Kirche unterstützt schon seit Jahren Menschen aus Mittel-, Ost- und Südeuropa, unter anderem durch ihre Studienstipendien. „In diesem Jahr steht die traditionelle Pfingst-Kampagne des Hilfswerks unter dem Motto “Damit Frieden wächst”.
Angriff auf Ukraine ein traumatisches Erlebnis
Am 9. Februar 2022 landete Proniuk voller Vorfreude und Erwartungen in Rom. Am 24. Februar erfuhr sie übers Fernsehen in ihrem Wohnheim von dem Einmarsch Russlands in ihr Heimatland. „Ich habe viel mit den anderen Studierenden zusammen geweint“, erzählt sie. Mit klarer Stimme berichtet sie von diesem traumatischen Ereignis, ihre Augen schaffen es jedoch nicht, die Traurigkeit über die schlimmen Bilder aus der Ukraine zu verstecken. „Es war sehr schmerzhaft für uns und ich habe immer für Frieden gebetet.“ Berührt sei die Theologin und Kantorin von der großen Unterstützung aus vielen Ländern, vor allem aus Deutschland gewesen. Sie sei herkommen, um sich zu bedanken. „Danke schön“, sagt Proniuk. Sie spricht das Wort auf Deutsch aus, ihre Dolmetscherin bleibt in diesem Moment still.
Glaube und internationale Unterstützung geben Kraft
Vor allem ihr Glaube und die Unterstützung der Weltkirche geben Proniuk Hoffnung in diesen schweren Zeiten. „Der Krieg hat uns mit all seiner Traurigkeit auch näher zusammengebracht“, stellt sie fest. Durch ihr Studium versuche sie in kleinen Schritten für Freiheit und Frieden zu sorgen. „Ich lerne in Rom so viele Kulturen und Religionen kennen. Es ist wichtig, sich gegenseitig zuzuhören und auch eine andere Meinung anzunehmen.“ Ihr eigener Maßstab sei es, immer die Wahrheit zu sagen. „Russland hat die Ukraine angegriffen“, stellt sie klar und benennt damit den Aggressor des Krieges. Deswegen seien die Aussagen des Papstes über den Krieg schmerzlich gewesen. Franziskus hatte im Februar die Ukraine dazu ermutigt, „die weiße Flagge zu schwenken und zu verhandeln.“ „Ich bin dem Papst und der Kirche trotzdem sehr dankbar für die Hilfe, die wir bisher bekommen haben.“ Die Aussage des Papstes könne sie ins Verhältnis setzen. „Wir sind am Ende des Tages nicht nur mit dem Papst verbunden, sondern mit der gesamten Weltkirche.“ Und diese Verbindung gebe ihr und ihrem Land Halt.
Mehr Informationen zu der Arbeit des Hilfswerks Renovabis gibt es unter: www.renovabis.de.