missio-Truck macht Station bei den Heilig-Rock-Tagen:In die Rolle eines Flüchtlings schlüpfen
Trier – „Ich habe mich gefühlt, als wäre ich selbst auf der Flucht“, sagt Janina Blum, als sie aus dem großen weißen Lastwagen tritt, der auf dem Domfreihof steht. Die Schülerin ist mit Klassenkameraden der Berufsschule für Ernährung, Hauswirtschaft und Sozialpflege in Trier zu Gast im Missio-Truck. Die interaktive und multimediale Ausstellung des internationalen katholischen Missionswerks will ihre Besucher für die Ausnahmesituation Flucht sensibilisieren. Während der Heilig-Rock-Tage ist der Truck in Trier auf dem Domfreihof zu Gast.
„In unserem Truck schlüpfen die Leute selbst in die Rolle eines Flüchtlings und können so unmittelbarer als beispielsweise durch Fernsehberichte nachempfinden, wie es sich anfühlt, auf der Flucht zu sein“, erklärt Tété Agbodan, pädagogischer Begleiter des Trucks. Beispielland der Ausstellung ist die Republik Kongo, ein vom Bürgerkrieg zerrüttetes Land in Zentralafrika. Eine Landkarte vor dem Truck zeigt, wohin die Reise im Inneren des Lastwagens führt. „Mich selber auf die Flucht begeben, möchte ich ja eigentlich gar nicht“, sagt Beate Mahler, eine Pilgerin aus Nalbach im Saarland. Aber sie findet es wichtig, dass das Thema auch bei den Heilig-Rock-Tagen präsent ist. „Das ist etwas, das uns aktuell alle beschäftigt und bei dem unsere Mitmenschlichkeit gefragt ist.“
Als erstes wählt der Besucher im Truck eine Karte, die einen Bewohner der kongolesischen Stadt Bukavu zeigt und entscheidet sich damit für eine Identität, die er während seiner Zeit im Truck annimmt. Junge und Alte, Männer, Frauen und Kinder – für sie alle gibt es Gründe, ihre Heimat zu verlassen. Dann beginnt die Flucht. Man hört Schüsse und wildes Geschrei. Der Besucher muss sich unter Zeitdruck entscheiden, ein paar wenige Habseligkeiten und notwendige Dinge mitzunehmen. Ist es wichtiger den Pass einzupacken oder seine Zeugnisse aus der Schule? Etwas zu essen oder das Notizbuch mit Adressen von Familie und Freunden? Dann geht es, simuliert an einem Computerbildschirm, in einem klapprigen Bus vorbei an brennenden Häusern raus aus der Stadt. Nach und nach erfährt der Besucher über Kopfhörer mehr über die Fluchtursachen im Kongo und die Ängste der Flüchtlinge. Viele haben ihre Familie verloren, wurden selbst Opfer von Gewalt und fühlen sich einsam und alleine. Sie sehen keine Perspektive in ihrem Land.
Mit der Frage: „Und was kannst du tun?“ wird der Besucher dann gedanklich wieder nach Deutschland geschickt. Die Ausstellung möchte auch Handlungsmöglichkeiten aufzeigen, wie die Situation von Geflohenen in Deutschland verbessert werden kann. „Viele Menschen haben Vorurteile gegenüber Flüchtlingen. Mir ginge es auch nicht gut, wenn ich so viel Schreckliches erlebt hätte. Und wenn ich dann auch noch in Deutschland schlecht behandelt würde…“ Der Besuch der Ausstellung hat Janina Blum nachdenklich gemacht.