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19-Jährige aus Trier arbeitet an einer Grundschule in dem baltischen Land  :Jackpot Freiwilligendienst: Rebecca ist begeistert von Litauen    

Seit über einem halben Jahr lebt und arbeitet die 20-Jährige aus Trier an einer Grundschule des katholischen Kolpingverbandes in Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens.
Datum:
14. März 2025
Von:
Simone Bastreri

Trier/Kaunas – Wenn Rebecca Kuhn begeistert über ihr Gastland Litauen spricht, bekommt man sofort Lust, dem südlichsten der drei baltischen Staaten selbst einen Besuch abzustatten. Seit über einem halben Jahr lebt und arbeitet die 20-Jährige aus Trier an einer Grundschule des katholischen Kolpingverbandes in Kaunas, der zweitgrößten Stadt Litauens. Organisiert wird ihr Freiwilligendienst von SoFia (Soziale Friedensdienste im Ausland), einem von Caritas und Bistum Trier getragenen Verein, der die jungen Leute vorbereitet und während ihres Dienstes begleitet.   

In ihrer Einsatzstelle, der Kolpingschule, hilft Rebecca im Deutsch- und Englischunterricht mit. Vor wenigen Jahren wurde das Kolpingschulzentrum in Kaunas gegründet – inklusive Krippe und Kindergarten. Da es eine Privatschule ist, sind die Klassengrößen ein Traum für jeden Pädagogen: Nur 14 Kinder besuchen die Schule. „Ich helfe den Kindern bei ihren Aufgaben, außerdem spielen, basteln und singen wir viel“, berichtet Rebecca. „Inzwischen bin ich Expertin für deutsche Kindergartenhits, die finden die Kids hier nämlich auch ganz toll“, lacht sie. Rebecca kann inzwischen schon gut auf Litauisch kommunizieren, obwohl es eine schwere Sprache sei. „Es gibt hier sieben grammatische Fälle, das ist wirklich komplizierter als Latein. Trotzdem macht es mir super viel Spaß. Ich komme mir manchmal wie ein Detektiv vor, der die Bedeutung herausbekommt.“ Jeden Dienstagnachmittag hilft sie im offenen Kolping-Jugendtreff für Jugendliche aus einkommensschwachen Familien mit, wo kreative Methoden eingesetzt werden. „Wir haben schon Comics gezeichnet, wir malen und werkeln viel.“ In den Ferien fährt sie zudem mit auf Camps, an denen auch Nicht-Schüler teilnehmen dürfen. Anfangs habe sie sich etwas bang gefragt, ob sie für eine pädagogische Arbeit mit Kindern überhaupt geeignet sei, aber ihr litauisches Kollegium habe sie sofort integriert und stehe ihr immer zur Seite. Die Litauer seien ein sehr herzliches, offenes Volk, findet Rebecca. „Vor allem freuen sich die Leute hier unheimlich, wenn man versucht, ihre Sprache zu sprechen und wenn man sich für ihr Land interessiert. Und es ist wirklich ein schönes Land.“  

Atemberaubende Natur und nette Wohngemeinschaft 

Per Fähre ging es für Rebecca im August 2024 von Kiel aus nach Litauen – eine besondere Art, anzureisen, erinnert sie sich. „So hatte man ein Gefühl dafür, wie lange man doch unterwegs ist. Europa wird oft als ‚kleiner‘ Kontinent beschrieben, aber so werden die Entfernungen erlebbar.“ Ihr erster Eindruck: „An der Küste gibt es wunderschöne Dünen. Und besonders ist, dass dort Fichtenwälder bis direkt an den Strand wachsen.“ Auch die Hauptstadt Vilnius hat sie bereits besichtigt, genau wie Riga im Nachbarland Lettland. Wenn ihre Eltern sie besuchen kommen, stehen noch mehr Ziele auf dem Programm. Sogar über Weihnachten blieb sie in Litauen, feierte mit anderen jungen Leuten aus ihrer WG. Die Wohnsituation mit dem Anschluss an Gleichaltrige aus allen möglichen Nationen sei ein großes Plus. „Ursprünglich war geplant, dass ich bei der Familie einer Freiwilligen feiere, die ihrerseits gerade über SoFiA in Deutschland ist und bei meiner Familie wohnt. Das klappte aber leider nicht und so musste ich ein wenig improvisieren.“ Letztlich sei daraus ein spontanes Fest in ihrer WG entstanden, bei dem jeder eine Spezialität aus dem eigenen Land mitbrachte. „Ich habe Käsespätzle gemacht, weil ich mir dachte, dass die bestimmt jedem schmecken.“  

Praxisluft schnuppern 

Schon vor ihrem Abitur am Max-Planck-Gymnasium in Trier informierte Rebecca sich über mögliche Freiwilligendienste im Ausland – ihr Wunsch wurde von den Erfahrungen ihrer Mutter bestärkt, erzählt sie. „Meine Mutter hat selbst ein freiwilliges Jahr in London gemacht und später auch im sozialen Bereich mit FSJlern zusammengearbeitet. Ich habe jetzt 13 Jahre Schule hinter mir und werde studieren – da war es mir wichtig, mal etwas Praktisches zu machen und nicht nur vor dem Schreibtisch zu sitzen. Auf der anderen Seite ist es natürlich die altruistische Motivation, sich mit dem Wohl anderer Menschen auf der Welt auseinanderzusetzen. Gerade wenn man aus dem privilegierten Deutschland kommt.“ SoFiA überzeugte sie vor allem wegen des Konzepts: „Es heißt nicht umsonst ‚Friedensdienst im Ausland‘. Dieser Aspekt ist inzwischen für mich am wichtigsten. In Deutschland hat man oft das Gefühl, dass viele nur auf sich und das eigene Land schauen und andere Länder ausgeblendet werden. Dabei ist es doch total schön und wichtig, zu einer Annäherung an andere Kulturen und Länder beizutragen.“  

Litauen ist ein Land mit wechselvoller Geschichte 

So habe sie selbst kaum etwas über Litauen mit seinen drei Millionen Einwohnern gewusst, berichtet Rebecca. „Ich fand das irgendwie total schade und wollte mehr erfahren. Deshalb habe ich schon bei der Bewerbung explizit diese Einsatzstelle angegeben.“ Da sie in Europa bleiben wollte, habe das perfekt gepasst. Einige kulturelle Unterschiede hat Rebecca schon beobachtet. Außerdem falle auf, wie eng verbunden und stolz die Litauer auf ihr Land und ihre Kultur seien, vermutlich auch wegen der wechselvollen Geschichte. Einst ein Großfürstentum, fiel das Gebiet unter preußische und russische Herrschaft, bis es sich 1918 unabhängig erklärte, nur um 1940 wieder von Russland besetzt zu werden. Erst 1990 erlangte das Land mit dem Zerbrechen der Sowjetunion seine Unabhängigkeit zurück. „Die Leute hier haben große Sorgen wegen des Ukrainekriegs und vor Russlands Vorgehen. Und weil ihre Freiheit so zerbrechlich ist, schätzen sie sie ganz anders.“ So gebe es eine große Solidarität mit der Ukraine. „Überall wehen hier ukrainische Flaggen, es werden Spendenaufrufe gemacht und Litauen gibt verhältnismäßig viele finanzielle Hilfen“, berichtet Rebecca. Glaube werde hier auch noch anders ausgelebt. „Hier gibt es durchaus Leute, die den Pfarrer zu sich nach Hause zum Gespräch einladen, wenn es ihnen schlecht geht.“ 

Ihre Erwartungen an den Freiwilligendienst seien bisher weit übertroffen worden. „Mir geht es hier wirklich super gut und ich bin voll angekommen.“ Über ihre Erlebnisse, die größeren und kleineren kulturellen Feinheiten und Vieles mehr berichtet sie in Rundbriefen an Familie und Freunde. Aber auch alle Interessierten können Einblicke erhalten auf: www.sofia-trier.de.