Bistumsfest begrüßt Förderschulen und macht sich für Hör- und Sehgeschädigte stark:Jeder Mensch ist wertvoll
Trier – Wie fühlt es sich an, völlig blind eine Kartoffel zu schälen oder sich mit Blindenstock durch das Getümmel der Fußgängerzone über den Trierer Hauptmarkt vorzutasten? Am Informationsstand der Arbeitsstelle für Blinde und Sehbehinderte des Bistums Trier konnten Interessierte das im Rahmen der Heilig-Rock-Tage erleben. Direkt daneben war auch die Katholische Gehörlosengemeinde Trier vertreten und demonstrierte Passanten mit speziellen Kopfhörern, wie ein stark hörgeschädigter Mensch Geräusche wahrnimmt. Der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai fiel mit Tag sieben der Heilig-Rock-Tage zusammen, an dem auch Förderschulen aus dem ganzen Bistum Trier einen Besuch abstatteten.
Beim Mitmach-Konzert mit Kinderliedermacher Reinhard Horn am Vormittag flogen bunte Tücher durch die Luft und weder Schüler noch Lehrkräfte konnten still auf den Bänken sitzen. Den Kindern und Jugendlichen mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen machten die lebensfrohen Lieder sichtlich Spaß: „Ich mag Musik sonst eigentlich nicht so, aber das fand ich richtig cool“, sagt nach dem Konzert etwa Tido von der Schweicher Meulenwaldschule. Und auch die Gruppe von Kathrin Wagner und Hildegard Woll von der Rothenbergschule in Dirmingen im Saarland sind begeistert: „Das war klasse!“. Die beiden Lehrerinnen wollen einige der Lieder mitnehmen und im Schulalltag integrieren. Für den besonderen Tag in Trier unter dem Motto „Du bist wertvoll“ haben sie mit ihren Schützlingen Ketten mit Kronen-Anhängern gebastelt. Für die Förderschüler gab es im Dom auch andere kleine Könige zu entdecken: Die Ausstellung „Würde“ des Diakons und Holzbildhauers Ralf Knoblauch zeigt Skulpturen mit Kronen, die die Besucherinnen und Besucher an ihre eigene „Königswürde“ erinnern.
Auf dem Hauptmarkt ging es derweil auch politisch zu: Menschen mit Beeinträchtigung erfahren in ihrem Alltag immer noch viele Widerstände und Hindernisse, die wirkliche Inklusion verhindern. Wie es sich mit dem Blindenstock in einer überfüllten Straße mit allerlei Verkaufsständen anfühlt, probierten etwa Nadine und ihre Tochter Emily. „Ich war nach wenigen Sekunden schon orientierungslos“, sagt die sportlich gekleidete Frau aus Trier. „Der Boden ist uneben und man muss ganz schön aufpassen!“ Am Infostand der Trierischen Tonpost, und der Gehörlosengemeinde gibt es noch viel mehr zu entdecken: Von einem Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spiel für Blinde, über ein Kartenset mit Gebärden bis hin zu einem Tischball-Tisch für Blinde. Dort können auch Sehende ihr Können erproben, indem sie nur auf das Rasseln des mit kleinen Metallkügelchen gefüllten Balls hören, den sie mit Holzschlägern ins gegnerische Tor bugsieren sollen. Daneben lädt das Plakat des Arbeitsfeldes Inklusion ein, mit bunten Bastelmaterialien darzustellen, was Inklusion für jeden einzelnen bedeutet.
Für Weihbischof Gebert, der mittags mit einigen der Schüler Gottesdienst feierte und vorher am Infostand vorbeischaute, ist das Engagement der Kirche in diesen Bereichen elementar wichtig. „Genau das ist die christliche Botschaft, dass Jesus jeden einzelnen so annimmt und liebt, wie er ist. Dass das auch in unserer Gesellschaft so ist, dafür sollten wir uns stark machen.“
Weitere Fotos finden Sie auf www.heilig-rock-tage.de
(sb)