Bischof Ackermann zu Ostern: Der Glaube folgt der Erfahrung:Jesus die Chance geben, uns mit seiner Lebendigkeit zu überraschen

Trier – Der Glaube an die Auferstehung folgt der Erfahrung der Auferstehung: Diesen „Weg“ hat Bischof Dr. Stephan Ackermann an Ostern (20. April) im Trierer Dom den Gläubigen angeboten. Denn - diese Wahrnehmung teilte er mit der Gottesdienstgemeinde - alle Osterbotschaften hätten doch das Handicap, dass sie weniger plausibel seien als die Botschaft von Gewalt, Leid und Tod.
Es falle viel leichter, an das Böse zu glauben, das jeden Tag erfahrbar sei: „Wenn wir an all die Grausamkeiten denken, die Menschen anderen Menschen antun, so fällt es mitunter schwer, sich vorzustellen, dass Menschen allein sich so etwas ausdenken können.“ Es beschleiche einen das Gefühl, dass eine „zerstörerische Kraft am Werk“ sei, die das Maß dessen überschreitet, zu was Menschen allein im Stande sind. Es falle also leicht, an das Böse zu glauben; an die Auferstehung – „das heißt für den Sieg des Guten, für den Sieg von Gewaltlosigkeit, Versöhnung und Liebe, mit einem Wort: für den Sieg Jesu“ – zu glauben, falle viel schwerer.
In dieser „Zwickmühle“ kämen die Osterberichte zu Hilfe. Denn der Glaube an die Auferstehung sei bei den Jüngern damals „so gut wie nicht vorhanden“ gewesen. Auch bei Maria Magdalena sei von Osterglaube „keine Spur gewesen“, als sie dachte, der Leichnam Jesu sei weggeschafft worden. Es sei genau umgekehrt: „Der Auferstandene gibt sich von sich aus den Jüngern zu sehen, er zeigt ihnen seine Lebendigkeit, und das bringt sie – nicht ohne Zweifel – zu der Überzeugung, dass er von den Toten auferstanden ist“, erläuterte Bischof Ackermann.

Die Frauen und die Apostel hätten „Jesus Gelegenheit gegeben, ihnen zu begegnen, ihnen seine Lebendigkeit zu zeigen“. Sie hätten nicht von ihm gelassen, auch wenn sie der Meinung waren, er sei tot und das Projekt „Reich Gottes“ sei zu Ende. Das heiße: „Wir brauchen uns nicht dafür zu schämen, wenn wir besseren Zeiten in der Kirche, in der Gesellschaft, in unserem eigenen Leben nachtrauern. Wir brauchen uns nicht dafür zu schämen, wenn wir Zweifel haben. Entscheidend ist, dass wir nicht von Jesus lassen und von der Gemeinschaft, die er unter seinen Jüngerinnen und Jüngern gestiftet hat, der Kirche.“
Damals wie heute zeige Jesus seine Lebendigkeit oft auf unspektakuläre Weise: „Es sind von uns keine heroischen Glaubensakte erwartet, sondern die schlichte Treue, die nicht von Jesus lässt und ihm die Chance gibt, uns mit seiner Lebendigkeit zu überraschen.“