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Profanierung der Kirche St. Marien in Saarbrücken:„Jesus geht nicht kaputt“

Mit einem letzten Gottesdienst haben Rußhütter Katholiken am Samstag Abschied von ihrer Kirche St. Marien genommen.
Nach dem Profanierungsgottesdienst wurde die Marien-Statue aus der Kirche getragen.
Datum:
22. Juli 2024
Von:
Hans Georg Schneider

Saarbrücken – Fast 100 Jahre war die Kirche St. Marien der spirituelle Mittelpunkt für die Katholiken im Saarbrücker Stadtteil Rußhütte. Wegen größerer Bauschäden konnte das Kirchengebäude seit 2017 von der Pfarrgemeinde nicht mehr genutzt werden. Am 20. Juli wurde die Kirche nun nach einem feierlichen Gottesdienst durch das Verlesen des entsprechenden Dekretes von Bischof Dr. Stephan Ackermann profaniert, also für die gottesdienstliche Nutzung entwidmet. Der – wie schon in den letzten Jahren üblich – im Freien vor der Kirche geplante Gottesdienst, fand wegen des Regenwetters in einem Carport hinter dem Pfarrhaus statt. Rund 100 Gemeindemitglieder feierten zusammen mit Dekan Dr. Frank Kleinjohann vom Pastoralen Raum Saarbrücken, Pfarrverwalter Pfarrer Anthony Antwi Boasiako und dem früheren Pfarrer Herbert Günter den Abschiedsgottesdienst.

Gemeindereferentin und Seelsorge-Koordinatorin Marion Bexten erinnerte zu Beginn der Feier an das – „nach menschlichem Ermessen“ – lange Leben der Kirche, die nach der Gründung der Pfarrei 1922 in den Jahren 1926-1927 nach Plänen der Mainzer Architekten Ludwig Becker und Anton Falkowski errichtet worden war. Der damalige Trierer Weihbischof Antonius Mönch weihte die Kirche am 10. Oktober 1929. Nach Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche dank des Engagements vieler Gemeindemitglieder bereits 1947 bis 1949 wieder instand gesetzt. Seit 2017 konnte die Kirche nicht mehr genutzt werden. „Das Leben ist aber dort weiter gegangen“, sagte Bexten. So gab es Wortgottesfeiern im Pfarrsaal, viele sakramentale Feiern und bis zum letzten Jahr Ferienfreizeiten.

 

Käufer für Kirche und Pfarrhaus gefunden

Aufgrund des Regens fand der Gottesdienst zur Profanierung im Carport neben dem Pfarrhaus statt.

Einen Einblick in einige Stimmen aus der Gemeinde zum Abschied von St. Marien gab Gemeindereferentin Annette Flämig. Viele blickten mit Dankbarkeit an ihre schöne Kirche zurück. Die Menschen dankten für die Gruppen, die hier Gemeinschaft ermöglichten und den Pfarrern, die hier die Menschen ansprachen und die Gemeinde aufbauten. Dankbar sei man für alle kirchlichen Hochfeste, die man gemeinsam hier gefeiert habe. Über viele Jahre war hier ein spiritueller Ort für die Gemeinde, an dem getrauert und getröstet wurde. Der Dank aus der Gemeinde gelte auch allen, die hier ehrenamtlich oder hauptamtlich gearbeitet haben und „allen Zeugnissen des Glaubens und der Nächstenliebe, die von hier aus Gutes bewirkt haben.“

Dekan Kleinjohann sprach von einer „traurigen Feier“ und lud dazu ein, „alle unsere Gefühle auf den Altar zu legen“. Christen seien aber „Menschen der Hoffnung“ die als „lebendige Steine“ ihren Glauben weiterleben. „Jesus geht nicht kaputt. Wir können Kirchen schließen oder weniger Personal haben. Aber Jesus geht nicht kaputt, solange wir uns weiter treffen und miteinander unseren Glauben leben“, sagte Kleinjohann in seiner Predigt. Kirche sei die Gemeinschaft von Christinnen und Christen, die dafür sorgen, dass Jesus weiter lebt. Der Dekan bestärkte alle in der Hoffnung, dass es weiter geht und dankte für das bisher geleistete Engagement in der Gemeinde.

Nach dem Verlesen der Profanierungsurkunde durch Dekan Kleinjohann wurde in einer kleinen Prozession die Marienstatue aus der Kirche getragen. Tabernakel, Ambo und Altar aus St. Marien werden von der Burbacher Pfarrei St. Eligius übernommen.

Für die Kirche und das Pfarrhaus ist nach Auskunft von Pfarrverwalter Anthony Antwi Boasiako ein Käufer gefunden, der das Pfarrhaus – nach entsprechender Renovierung – als Wohngebäude anbieten will. Die Kirche soll weiter für gesellschaftliche Zwecke genutzt werden.

Bereits 2016 hatte der damalige Kirchengemeinderat von St. Marien einen Antrag auf Profanierung gestellt. Wegen verschiedener Änderungen in der kirchlichen Struktur musste der Profanierungsantrag von den neuen Gremien bestätigt werden.

Damit die rund 100 Jahre St. Marien nicht so schnell in Vergessenheit geraten, sind alle Interessierte eingeladen, Zeugnisse aus der Vergangenheit zur Verfügung zu stellen, lädt die „Mutterpfarrei“ St. Josef ein. Gesucht sind etwa Fotos von Erstkommunionfeiern, Pfarrfesten, Chorkonzerten, Ausflügen aber auch andere Dokumente wie Zeitungsauschnitte oder schriftliche persönliche Erinnerungen. Ansprechpartnerin für die geplante Dokumentation ist Cornelia to Berens, Kontakt über das Pfarramt Saarbrücken St. Josef: st.josef@katholisch-malstatt.de

Abschied von St. Marien:Die profanierte Kirche St. Marien auf der Rußhütte

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