St. Franziskus Schule Koblenz erprobt „Digitale Klasse“:Jugendliche auf zukünftigen Arbeitsmarkt vorbereiten
Koblenz – Wenn Tanja Rieger den Blick durch die Bankreihen schweifen lässt, freut sie sich, dass alle Schülerinnen und Schüler ihre Augen gebannt auf Tablets vor sich richten. Denn die iPads sind Teil des Konzepts der „Digitalen Klasse“, das nach den Sommerferien an der St. Franziskus Schule Koblenz gestartet ist. „Wir entlassen die Schülerinnen und Schüler in eine digitale Arbeitswelt, daher ist es uns als kirchlichem Schulträger sehr wichtig, im Unterricht Papier und Bleistift durch iPads und Präsentationstechnik zu ergänzen“, sagt Dr. Kerstin Schmitz-Stuhlträger, Leiterin des Arbeitsbereichs „Kirchliche Schulen“ im Bischöflichen Generalvikariat Trier.
Klassische Hefte gibt es in der 10c nicht mehr. Die Schülerinnen und Schüler nutzen entweder einen speziellen Stift, um auf ihren Geräten zu schreiben oder die digitale Tastatur. Für Mia Gerhards und Nico Schmitt hat diese digitale Heftführung viele Vorteile. „Es sieht ordentlicher aus und ist viel übersichtlicher. Mir macht es Spaß, so zu lernen“, sagt die 15-Jährige. Diesen Eindruck bestätigt auch ihr Klassenlehrer René Kunantz: „Die Heftführung hat sich sehr verbessert.“ Die Umstellung bietet weitere Vorzüge: Interaktive Arbeitsblätter veranschaulichen Abläufe und laden zum Interagieren ein. Experimente werden durch die Kamera für alle im Klassenraum gut sichtbar auf eine Leinwand übertragen und Schüler drehen auf ihren Geräten kurze Erklär-Videos, von denen die gesamte Klasse profitiert. Solche Medien wie auch „Tafelbilder“, Arbeitsblätter oder Präsentationen werden in einer Cloud gesammelt. Das hat auch Vorteile für Schülerinnen und Schüler, die zum Beispiel wegen Krankheit oder Quarantäne den Unterricht verpassen, betonen alle Beteiligten.
Der Eindruck von Tanja Rieger, ebenfalls Klassenlehrerin der 10c, nach zwei Monaten lautet, dass ihr Unterricht effektiver geworden ist. Das Abschreiben von der Tafel oder das Verteilen von Arbeitsblättern falle weg. „Und ich habe den Eindruck, dass die Schüler etwas motivierter sind“, sagt die Lehrerin. Prüfungen werden aber weiterhin analog geschrieben – die Möglichkeiten zu schummeln sind einfach noch zu groß, obwohl der AppStore oder andere Seiten, die vom Lernen ablenken könnten, gesperrt sind.
Projektleiter Christian Wirtgen betont, dass es sich um ein Experiment handelt. „Es ist learning-by-doing. Parallel läuft eine Evaluierung und zum Schluss soll ein pädagogisches Konzept folgen.“ Das Ziel ist die Einführung in der gesamten Schulgemeinschaft. Die Erfahrung der Pilotklasse soll die Grundlage dafür bilden. Weitere Schulen in Trägerschaft des Bistums Trier haben Interesse signalisiert und sind in dem Bereich unterwegs. „Auch die Bischöfliche Realschule Marienberg in Boppard hat eine iPad-Klasse gestartet und erprobt dabei neue didaktische Konzepte und Arbeitsabläufe“, berichtet Tobias Weyand, zuständig für das Thema Digitalisierung an den bischöflichen Schulen.
Zuwendungen erhielt die Schule unter anderem durch das Bistum, den Förderverein, eine Stiftung der örtlichen Sparkasse und durch einen freiwilligen geringen Elternbeitrag. Weitere Informationen zur staatlich anerkannten Realschule plus (integrative Realschule) St. Franziskus Schule Koblenz und Fachoberschule gibt es auf www.franziskusschule-koblenz.de. (jf)