Kreuzweg:Jugendliche nehmen ihren Alltag in den Blick
Simmern/Rheinböllen - Es war ein ernstes Vorhaben. Aber es war auch Platz für die Freude, sich nach der Coronapause wieder begegnen zu können, und für die Vorfreude darauf, die vorbereitete Station präsentieren zu dürfen. „Wer kommt denn woher?“, fragte Wolfgang Jöst zum Einstieg. Darauf stellten sich die teilnehmenden Gruppen vor: evangelische und katholische Jugend jeweils aus Simmern und Rheinböllen, freie evangelische Gemeinde Kirchberg und Jugendkirche „crossport to heaven“.
Die einzelnen Stationen bestanden jeweils aus einem Bild, der Darstellung einer Alltagssituation durch die Jugendgruppe, einer biblischen Geschichte und einem Liedruf. Das Leitwort „beziehungsweise“ machte deutlich, dass es um das Thema Beziehung geht und Menschen untereinander vielfältig in Beziehung treten. Die Einsamkeit vieler Jugendlicher, die Frage danach, wer Macht hat, etwas ändern zu können, wurden thematisiert. Es ging auch darum, dass sich so viele abwenden statt zu helfen – wie in der Situation Jesu vor dem Stadthalter Pilatus.
Wie gute Väter helfen
Die Stationen „Peiniger“ und „Unterstützer“ zeigten eine typische Mobbingsituation, bei der einer die Initiative ergreift und das Geschehen stoppt. Tanzszenen begeisterten die Teilnehmenden und bauten Brücken zwischen den Stationen. Sie visualisierten, was in Menschen passieren muss, damit es weniger Peiniger und Schweiger gibt und gebrochene Herzen heilen können.
Witterungsbedingt führte der Weg direkt zur Stefanskirche, wo unter dem Titel „Mutmacher“ Film- und Alltags-Helden und Helfer in den Blick genommen wurden. Ein Kritikgespräch zeigte Gott als Vater, der nicht für seinen Sohn da war, als er gebraucht wurde. In persönlichen Diskussionsbeiträgen kamen die Teilnehmenden zu der Erkenntnis, dass gute Väter dadurch helfen, dass sie bei ihren Kindern sind.
Die Kraft der Liebe des Vaters ermöglichte es Jesus, den Tod zu überwinden. Zum Abschluss des Jugendkreuzwegs traten im Epilog die „Zeuginnen“ auf, die zunehmend verzweifelt Fragen zum Thema Tod stellten. Als sie das leere Grab fanden, wurden daraus Rufe der Freude, und jubelnde Begeisterung erfüllte die Kirche. Die Akteure verstanden den Kreuzweg als Einladung, aus dem „Grab“ von Selbstmitleid, Frustration und Angst aufzustehen.
Harald Kosub, ehemaliger Religionslehrer der Berufsbildenden Schule, stellte abschließend das Kollektenergebnis vor: 190 Euro waren gesammelt worden zugunsten von „Talitha Kumi“, der Schule in der Nähe von Bethlehem, die seit vielen Jahren unterstützt wird. Vor fast 50 Jahren haben Christa Schmitz, Günter Eckstein und Harald Kosub die Tradition für den Hunsrück begründet, mit dem ökumenischen Jugendkreuzweg für mehr Frieden zu beten. Auch diesmal beschloss der gegenseitige Segen als feste Zusage „Du bist nicht alleine“ den Weg, bevor die Jugendlichen sich bei Gebäck und Getränken austauschten.