Von der Vallendarer Pallottikirche in die Welt:Junge Erwachsene verschicken Tauben als „Mutmacher“

Vallendar - 1000 weiße Tauben aus Papier hingen das vergangene Jahr über in der Pallottikirche in Vallendar. Teilnehmende des Jugend-Osterseminars 2024 in Haus Wasserburg hatten sie gefaltet und aufgehängt als Zeichen für Frieden und Hoffnung angesichts der Krisen in der Welt. Nun wurden sie zum diesjährigen Osterfest abgehängt – um hinaus in die Welt zu fliegen und dort weiter zu wirken.
Die Papiertauben landeten nach dem Abhängen nicht einfach im Müll, sondern werden jetzt rund um den Globus verschickt. Dazu hatten sich die Teilnehmenden des diesjährigen Osterseminars schon vorab Gedanken gemacht, welchen „Weltretter*innen“ und „Entscheidungsträger*innen“ sie jeweils eine Taube „als Zeichen für Frieden, Mut und Solidarität“ zukommen lassen wollten.
So kamen rund 200 Adressat*innen auf der ganzen Welt zusammen, darunter zahlreiche zivilgesellschaftliche Organisationen und Akteure wie Amnesty International, die Omas gegen Rechts, Jane Goodall, Hospizvereine, Jugendverbände und Hilfsorganisationen. Sie erhalten die Tauben als „Zeichen der Hoffnung und des Dankes“ für ihren Einsatz, wie die jungen Erwachsenen im Brief dazu schreiben.
Zeichen der Solidarität und des Mitgefühls

Eine besondere Taube wird im Rahmen der Aktion nach Israel geschickt – zu Yarden Bibas, der am 7. Oktober 2023 von der Hamas mit seiner deutsch-israelischen Frau und seinen zwei kleinen Kindern in den Gaza-Streifen entführt worden war und als Einziger überlebte. Trotzdem setzt er sich in Israel gegen blinde Rache und für „die Unantastbarkeit des Lebens, die Würde der Toten“ ein. Dieses Beispiel von „Trotzkraft“ – dem Thema des diesjährigen Osterseminars – beeindruckte die Teilnehmenden so sehr, dass sie beschlossen, die 1000ste Taube – die Einzige, die orange und nicht weiß ist – an Yarden Bibas zu schicken „als Zeichen der Solidarität und unseres Mitgefühls“.
Zahlreiche Tauben gingen auch an Staatsoberhäupter und andere Politiker*innen auf der ganzen Welt. Das Friedenssymbol soll sie daran erinnern, „dass Krieg und Frieden, Reichtum und Armut keine Naturgesetze sind…, dass ein Leben in Frieden für alle möglich ist, wenn wir es wollen, …, dass Hass und Ausgrenzung niemals Lösungen sind, und…, dass sich die Probleme, vor denen Sie und wir stehen, nur gemeinschaftlich lösen lassen.“
Damit die Botschaft auch ankommt, wurden die Briefe auf Deutsch und Englisch verfasst und an Ostersonntag zusammen mit den Tauben in Umschläge verpackt. „Wir machen uns keine Illusion darüber, dass Entscheidungsträger*innen aufgrund unserer Aktion ihr ganzes Verhalten ändern, aber vielleicht können wir einen kurzen Gedanken säen“, erklärt Katharina Sporckmann das Ziel der Aktion.
Aktion begeistert weitere Gruppen

Vor Ort in der Pallottikirche, in Vallendar und Umgebung haben die tausend Tauben schon zahlreiche Denkanstöße geliefert. Eigentlich sollten sie nur zwischen Ostern und Pfingsten 2024 in der Kirche zu sehen sein, erklärte Teilnehmerin Maja Lauer während des Ostergottesdienstes. Dass sie dann doch ein ganzes Jahr dort hängen blieben, lag auch an den vielen positiven Rückmeldungen: Schulklassen und Jugendchorgruppen, die in Haus Wasserburg zu Gast waren, nahmen die Idee mit nach Hause und gestalteten einen Teil ihrer Räumlichkeiten ebenfalls mit Tauben, eine Künstlerin schaut sich das Aktionsvideo immer wieder als Inspiration an und Paare freuten sich bei ihrer Hochzeit über die passende schöne Dekoration der Kirche, berichtete Jörg A. Gattwinkel SAC, Rektor der Niederlassung.
Dementsprechend groß war der Andrang in der Osternacht, als die restlichen Tauben gegen Spende an Gottesdienstbesucher*innen abgegeben wurden, um die Versandkosten in alle Welt zu finanzieren. Alle Spenden, die nicht in die Finanzierung des Versands fließen, kommen anderen gemeinnützigen Projekten zugute. Vorschläge für weitere Organisationen oder Personen, die eine der Tauben als Hoffnungszeichen erhalten sollten, können über ein Formular auf der Internetseite www.haus-wasserburg.de oder die Social-Media-Kanäle von Haus Wasserburg eingereicht werden.
Ebenfalls noch in der Pallottikirche zu sehen ist ein Kreuz aus Gips, in das beim Karfreitagsgottesdienst Bohnen eingepflanzt wurden, die das Kreuz in den kommenden Tagen und Wochen durch ihre „Trotzkraft“ langsam sprengen werden und so die Überwindung des Todes durch die Kraft des Lebens symbolisieren.