Dem Gekreuzigten seinen Gott glauben :Karfreitag: Bischof Ackermann predigt über Jesu letzte Worte
Trier – Dem Gekreuzigten seinen Gott zu glauben – auch das ist ein Weg, an Gott zu glauben. Diese Botschaft hat Bischof Dr. Stephan Ackermann in der Karfreitagsliturgie am 7. April der Gottesdienstgemeinde mit auf den Weg gegeben. Jesus sei “die offene Tür, durch die wir nicht nur die neue Welt Gottes sehen können, sondern die wir durchschreiten können, um Anteil zu bekommen an seinem Leben, an seinem Licht, an seinem Frieden. Die Tür, die Christus mit dem ‚Kreuzschlüssel‘ ein für alle Mal geöffnet hat, wird sich nie wieder schließen“.
In seiner Predigt setzte Bischof Ackermann sich mit den letzten Worten Jesu, wie sie der Evangelist Johannes berichtet, auseinander: „Es ist vollbracht.“ Erhaben und feierlich klängen diese Worte, und passten damit zum Stil der Passion nach Johannes, in der trotz der Ausweglosigkeit der Situation immer wieder auch die Hoheit des Gottessohnes und seine Souveränität aufscheine, sagte Ackermann. Er bot zwei Deutungen der letzten Worte an: Jesus habe den Auftrag des Vaters bis zum Schluss ausgeführt, sei nicht ausgewichen oder geflohen, „als es eng wurde“. Um seine Botschaft durchzusetzen, habe er keine Gewalt angewendet, „sondern ist seiner Verkündigung insbesondere den Prinzipien der Bergpredigt treu geblieben“.
Gleichzeitig sei der Satz aber auch als „Aussage über das Geschick der Welt und der Geschichte insgesamt“ zu verstehen: Es geht um die Erlösung der Welt. Doch so sehr Christinnen und Christen überzeugt seien, dass sich mit dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi die Situation der Welt und der Menschen grundlegend geändert hätten, so sehr sei ihnen auch bewusst, „dass man das der Welt nicht oder kaum“ ansehe. Auch an Gläubigen nage immer wieder der Zweifel, etwa angesichts des millionenfachen Leids von Menschen in Syrien, im Jemen oder Ukraine, beim Gedanken an geschändete Frauen und verschleppte Kinder, oder im Wissen um Menschen, die jahrelang körperliche oder seelische Qualen litten und keine wirksame Hilfe fänden.
„Wir spüren die Spannung, die bleibt, und die nicht fromm zu übertünchen ist“, gab der Bischof zu. Da helfe der Blick in die Passionserzählungen der anderen Evangelisten, die vom Hilferuf „Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ oder dem vertrauensvollen „Vater, in Deine Hände lege ich meinen Geist“ als letzte Worte Jesu berichteten. So bleibe beides wahr: Der berechtigte Eindruck, dass noch längst nicht alles vollbracht ist. Und „die Hoffnung, die den Mund vollnimmt und sagt: Doch, es ist vollbracht.“ Denn mit Jesus sei der gestorben, „von dem wir glauben, dass sich in ihm Himmel und Erde berühren und den wir deshalb ‚Sohn Gottes‘ nennen“.
Bischof Ackermann lud die Gläubigen dazu ein, in der Kreuzverehrung den zu ehren, „der besser weiß als wir, was alles noch nicht in dieser Welt vollbracht ist, wo Mensch und Schöpfung leiden. Zugleich ist er der, der uns vom Kreuz her bittet, ihm zu glauben trotz unserer Fragen und unseres Zweifels“.