Missionarische Teams im Bistum Trier arbeiten in veränderter Form weiter :Keine „Mission Impossible“ – aber ein Langzeitprojekt
Trier/Koblenz/Saarbrücken – Sie waren mit einer Mission im wahrsten Wortsinn angetreten: die vier missionarischen Teams, die Bischof Ackermann 2021 ausgesendet hatte. Im Sinne des Kirchenentwicklungsprozess des Bistums Trier hatten sie den Auftrag, zu den Menschen zu gehen, zuzuhören, Gespräche zu suchen und dabei ihren eigenen Glauben zu bezeugen und von den anderen zu lernen. Vereinfacht gesagt: raus aus der kirchlichen Bubble, rein in die vielfältigen Milieus.
Drei Jahre lang hatten die neun Seelsorgerinnen und Seelsorger Zeit und Raum, das Glaubensleben vor Ort zu begleiten, Impulse zu geben und neue Konzepte auszuprobieren. Dabei stießen sie auch an Grenzen, ob durch festgefahrene Strukturen vor Ort oder unsichtbare Grenzen sozialer Gruppen, die nur schwer erreichbar sind. Gemeinsam mit der Leiterin des Bereichs Seelsorge und Kirchenentwicklung, Mechthild Schabo, sowie ihrem Stellvertreter, Ulrich Stinner, haben die Teams nun Bilanz gezogen und das Projekt reflektiert. Doch hier endet die Arbeit nicht etwa, sie fängt eigentlich erst richtig an, wie Pastoralreferent Thomas Kupczik (Trier) und Schulpfarrer Martin Birkenhauer (Saarbrücken) betonen, die das Projekt in veränderter Form und mit kleinerem Stellenumfang weiterführen. In den kommenden zwei Jahren werden die beiden versuchen, die gelernten Erfahrungen der Teams weiterzugeben und die „Mission von der Mission” im Bistum zu verfestigen.
Wenn Gott „im Spiel” ist
„Missionarisch sein im Bistum Trier“ sei eher ein Projekt für die nächsten Jahrzehnte, auch wenn in den drei vergangenen Jahren bereits einige Ideen entwickelt werden konnten, findet Thomas Kupczik. Denn hier gehe es nicht wie sonst oft um eine Strukturveränderung, sondern eine veränderte Mentalität: weg vom volkskirchlichen Denken, in dem viele Menschen noch verharrten, hin zu der Erkenntnis, dass es in Richtung einer Minderheitenkirche geht. „Wir sind das nicht gewohnt, aber künftig wird es viel mehr erforderlich sein, selbst Glaubenszeuge sein zu wollen. Wir leben weitgehend noch im Optimierungsmodus, die bürgerliche Kirche ein bisschen verbessern zu wollen, aber nicht im Innovationsmodus. Es ist nach diesen drei Jahren klar, wo die Probleme liegen und wo man anpacken muss.“ „Missionarisch“ meine dabei nie den negativ behafteten Begriff, den viele vielleicht mit Missionaren aus der Kolonialzeit verknüpften, die im Urwald Heiden „bekehrten“. Das heutige Verständnis sei ein gänzlich anderes. Wenn „Gott im Spiel“ sei, dürfe man davon ausgehen, dass er sich in vielen Begegnungen offenbare, gerade auch mit ärmeren, ausgegrenzten oder benachteiligten Menschen.
Martin Birkenhauer erklärt, die Arbeit der Teams habe zum einen ganz klassisch aus Gesprächen und Workshops in Pastoralen Räumen und bei Pfarrgemeinderäten bestanden. „Da galt es, Impulse zu streuen und sprachfähig zu machen.” Auf Menschen aus anderen Milieus zuzugehen, falle vielen Kolleginnen und Kollegen aus der Seelsorge schwer. „Wir sind doch verengt auf die bürgerliche Mitte. Im Dialog sein heißt, dass ich meins einbringe; zu sagen, wofür ich stehe. Interesse zu wecken, aber ohne irgendwelche Bekehrungsvorstellungen“, fügt Kupczik an. Vielen Teams sei es vor allem um Ermutigung der Interessierten vor Ort gegangen. Menschen mit ähnlichen Interessen hätten sich so begegnen, vernetzen und gemeinsam etwas Neues starten können. „Die Begegnungen mit Ehrenamtlichen sind erfrischend und ermutigend; diese Menschen haben Lust, etwas zu machen“, sagt Kupczik. „Wir haben theologisch gesprochen ‚kleine Samen ausgestreut’, aber wachsen lassen muss sie Gott.“
Draußen unterwegs – an anderen Orten
Die missionarischen Teams waren auch draußen unterwegs, etwa auf Marktplätzen in Trier, Saarbrücken oder Mayen, wo mit kleinen Aktionen einfach gezeigt wurde: „Hey, Kirche ist noch da.“ Birkenhauer hat zudem eine Kinderkirche in der Jugendkirche eli.ja in Saarbrücken gegründet. Sonntagmorgens kommen Kinder mit ihren Familien zu einer Messfeier, die nur für sie gedacht ist. Kupczik hat für die Pastoralen Räume Trier und Hermeskeil einen ungewöhnlichen Ort für die Firmvorbereitung ausgesucht – unter dem Stichwort „Firmung kompakt“ ging es zum Gedenkort des Konzentrationslagers Hinzert, wo die Jugendlichen sich auch der Frage stellten, was es gesellschaftlich bedeutet, Christ zu sein.
Weiter nördlich im Bistum haben in der Pfarrei Bad Neuenahr-Ahrweiler Oliver Seis und Elisabeth Zenner das Urban-Gardening Projekt „Rosenkränzchen“ ins Leben gerufen. Ziel war es, den Garten an der Rosenkranzkirche für den Anbau von Obst, Gemüse und Blumen zu nutzen und dabei das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Umweltbewusstsein zu schärfen. Der beabsichtigte Nebeneffekt: den sozialen Zusammenhalt stärken. Nachzulesen hier.
Dank und Respekt für die Arbeit der vergangenen drei Jahre
Mechthild Schabo ist dankbar für den Mut, den die Kolleginnen und Kollegen zeigten, auch an andere, ungewöhnliche Orte zu gehen und Neues zu wagen. „Wir haben sorgfältig reflektiert, was wir gelernt haben und was wir besser machen können. Aber auch, wo wir an Grenzen gestoßen sind. Mit Dank und viel Respekt haben wir die drei Jahre erst einmal abgeschlossen.“ Stinner hat vor allem die Vielfalt der Ansätze der Kolleginnen und Kollegen gefallen. „Es wurden sehr unterschiedliche Wege gesucht, mit Menschen jedweder Prägung in Kontakt zu kommen.“
Informationen gibt es unter Missionarische Teams | Glaube & Seelsorge im Bistum Trier (bistum-trier.de) oder Missionarisches Team | Trier | Facebook